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Ich koch dich tot: (K)ein Liebes-Roman

Ich koch dich tot: (K)ein Liebes-Roman

Titel: Ich koch dich tot: (K)ein Liebes-Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ellen Berg
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sie.
    Er trat einen Schritt zurück. »Bist du sicher, dass du es willst?Ich möchte nichts überstürzen. Du bist für mich so kostbar …«
    Vivi verglühte fast. Wortlos ergriff sie seine rechte Hand und ließ sie nicht mehr los, bis sie Richard in den ersten Stock gezerrt hatte, in das Prinzessinnenbett, in dem sie so lange und so sehnlich auf ihren Prinzen gewartet hatte.
    »Also schön«, sagte Richard, während er feierlich seine Hornbrille absetzte. »Bitte schalte das Licht, das Handy und dein Schamgefühl aus.«
    Ein Sonnenstrahl weckte Vivi. Vorwitzig kroch er durch einen Spalt der Gardine über ihr Gesicht. Sie schlug die Augen auf. Das Bett neben ihr war leer. Nur eine fliederfarbene Visitenkarte lag auf dem zerknüllten Satinlaken. Auf der Rückseite stand eine Botschaft:
    Du bist unglaublich. Danke für die wunderbare Liebesnacht! Ich hoffe inständig, dass ihr weitere folgen werden.
    Tausend Küsse,
    Dein Richard
    Sie drückte die Visitenkarte an ihre Lippen und ließ sich zurück in die mindestens zwanzig Satinkissen fallen. Alles an ihr fühlte sich so lebendig an. Jeder Millimeter ihres Körpers war liebkost worden. Sie erschauerte bei dem Gedanken, was dieser Mann alles mit ihr angestellt hatte. Ungekannte Wonnen hatte sie erlebt, unfassbare Ekstasen. In gewissem Sinne war sie erst durch Richard zur Frau geworden. Und hatte sich dabei so sicher, so aufgehoben gefühlt.
    Während sie wieder und wieder seine Zeilen las, kam ihreinmal mehr in den Sinn, wie wenig sie im Grunde über ihn wusste. Sie kannte weder sein Vorleben, seine Familie noch seinen Job. Was tat ein Unternehmensberater eigentlich den ganzen Tag?
    Mit einem kühnen Satz sprang Tiger aufs Bett. Nachdenklich strich Vivi ihm über den Kopf. »Du magst ihn doch auch, oder? Ja, du magst ihn.«
    Sagte man nicht, dass Tiere einen untrüglichen Instinkt hatten, fast so etwas wie Menschenkenntnis?
    Ihr Handy klingelte. Bestimmt war das Richard!
    »Jaaaa?«, hauchte sie mit ihrer erotischsten Stimme.
    »Werte Frau Bernburg, hier ist Berthold Seitz.«
    Enttäuscht rollte Vivi mit den Augen.
    »Herr Seitz? Ist was passiert?«
    »Sie sollten heute Nachmittag in die Kanzlei kommen. Ihr Stiefsohn Hans-Peter hat Dokumente vorgelegt, aus denen sich gewisse Unstimmigkeiten in Bezug auf den Inhalt des Testaments erkennen lassen. Ich erwarte Sie um halb fünf. Bringen Sie etwas Zeit mit. Wie wäre es danach mit einem kleinen Abendessen?«
    »Tut mir leid, ich habe schon was vor«, schwindelte Vivi. »Bis heute Nachmittag dann.«
    Sie wollte jetzt nicht an diesen leidigen Prozess denken, und schon gar nicht an den sabbernden Berthold Seitz, der sie unter immer neuen Vorwänden in sein Büro lockte. Vivi wollte nur an Richard denken, an das unfassbar gnädige Schicksal, das beschlossen hatte, das Glück gleich kübelweise über ihr auszuschütten.
    Den ganzen Tag hypnotisierte sie ihr Handy, doch es blieb stumm. Richard machte es wirklich spannend. Sie wollte endlichseine Stimme hören, diese aufreizend vibrierende Stimme, die wunderbar unanständige Dinge in ihr Ohr geflüstert hatte. Wieder und wieder wählte sie seine Nummer, aber jedes Mal sprang nur die Mailbox an. Dann lauschte sie sehnsuchtsvoll seiner Ansage, mit der er auf Deutsch, Englisch und Französisch um eine Nachricht bat. Beeindruckend war das schon, zeugte es doch davon, dass Richard sich auf dem internationalen Parkett bewegte.
    Sie war schon auf dem Weg zum Anwalt, als eine SMS eintrudelte:
    Melde mich später, Prinzessin, eine Million Küsse, Dein R.
    Wie in Trance las sie die Nachricht. Wie sie es liebte, dass er sie seine Prinzessin nannte!
    Als sie das Büro von Berthold Seitz betrat, empfing er sie wie gewohnt mit einem Handkuss. Auf seinem Schreibtisch standen neben Aktenstapeln eine Flasche Wein und zwei Gläser. Widerstrebend setzte sich Vivi auf einen der geschnitzten Stühle, und Berthold Seitz nahm neben ihr Platz.
    »Darf ich Ihnen ein Kompliment machen? Sie sehen heute überaus entzückend aus«, schwärmte er.
    »Danke.« Vivi verschränkte die Arme. »Und was wollten Sie mir mitteilen?«
    Bekümmert griff der Anwalt zu einem Aktenordner und schlug ihn auf. »Die Gegenpartei hat mir einige Briefe zukommen lassen, in denen Ihr Mann andeutet, er wolle den Großteil seiner Hinterlassenschaft an seine Kinder vererben. Auch von einem Ehevertrag ist die Rede. Ich werde Ihnen die betreffenden Stellen vorlesen.«
    Schon nach einer Minute konnte sich Vivi nicht mehr konzentrieren.

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