Ich koch dich tot: (K)ein Liebes-Roman
so waren alle Bedenken in diesem Moment wie weggeblasen. Der hier oder keiner. Dafür war sie bereit alle inneren Einwände über Bord zu werfen.
Er legte das Handy zur Seite. »Entschuldige. Ich musste mich bei einem Klienten melden.«
»Du brauchst dich nicht zu entschuldigen«, beruhigte sie ihn. »Es ist doch selbstverständlich, dass deine Arbeit vorgeht. Genau darüber wollte ich ja mit dir sprechen.«
Sie stellte Richard eine der Cappuccinotassen hin und setzte sich neben ihn, während Tiger auf ihren Schoß glitt. Ihre Finger spielten mit dem Aquamarinanhänger.
»Sehen wir der Realität ins Auge«, sagte sie. »Du willst dich hier niederlassen, richtig?«
Richard nickte.
»Und du brauchst Startkapital?«
Wieder nickte der Mann, den sie liebte. So sehr, dass fast ihr Herz zersprang.
»Aber«, sie hüstelte verlegen, »du hast doch genügend Geld, oder?«
»Mehr als genug! Der überwiegende Teil meines Vermögens ist allerdings in Aktiendepots und Immobilien angelegt«, erklärte er. »Die kann ich nicht so schnell in Bargeld verwandeln. Ich muss Räume anmieten, Büromobiliar und Computer anschaffen, eine Sekretärin einstellen. Normalerweise würde ich das aus der Portokasse bezahlen. Doch vor kurzem habe ich für meine Mutter eine Wohnung in einem sehr teuren Seniorenstift gekauft. Beste Lage, mit Alpenblick. Das hat meine Liquidität kurzfristig eingeschränkt.«
Vivi war restlos begeistert. Ein Mann, der für seine alte Mutter sorgte, das war alles, was sie mitbekommen hatte. Begriffe wie Liquidität und Aktiendepots hatten sie noch nie interessiert. Richard war vermögend, das sah man schließlich. Sein gewandtes Auftreten, seine teure Kleidung, sein exquisiter Geschmack, das alles sprach für sich. Doch auch reiche Leute waren manchmal arm dran, das hatte selbst Vivi schon mal gehört.
»Wie viel braucht man denn für so ein Büro?«
Abwehrend hob er die Hände. »Kein Wort mehr! Wer weiß, vielleicht wendet sich ja noch alles zum Guten. In einem halben Jahr wird mir eine größere Aktiendividende ausgezahlt. Damit könnte ich den Umzug nach Wiesbaden finanzieren.«
Ein halbes Jahr! Eine Ewigkeit! Da konnte viel passieren. Sechs Monate Gelegenheit für Konkurrentinnen, ihr den Mann ihres Lebens wegzuschnappen.
»Lass uns nicht so lange warten«, entgegnete sie. »Ich frage meinen Anwalt, der weiß immer Rat. Berthold Seitz ist ein echter Spezialist in Sachen Kohle und Co.«
»Bloß nicht!«, protestierte Richard. »Es wäre mir peinlich, wenn Dritte in diese Angelegenheit hineingezogen würden!«
Nun gab es kein Halten mehr für Vivi. »Dann leihe eben ich dir das Geld. Noch heute! Miete deine Büroräume, kauf die Möbel und die Computer, stell eine Sekretärin ein!« Sie gab ihm mit der Serviette einen Klaps auf den Arm. »Aber eine ganz alte, ganz hässliche Sekretärin. In einem halben Jahr gibst du mir das Geld zurück. Und inzwischen richten wir uns hier häuslich ein.«
Richard sprang auf, was Tiger zu einem erschrockenen Hechtsprung in Richtung Küche veranlasste. »Heißt das etwa, du möchtest mit mir zusammenbleiben? Richtig zusammenbleiben?«
»Natürlich, mein kleiner Dummkopf«, sagte Vivi liebevoll. »Oder hast du den Eindruck, dass ich dich wegschicken will?«
Den Rest des Morgens verbrachten sie im Bett. Vivi zerfloss unter Richards erstaunlichen Liebeskünsten wie Schokolade im heißen Wasserbad. Er war einfach das Beste, was ihr passieren konnte.
Gegen Mittag fuhren sie mit Vivis Wagen in die Wiesbadener Innenstadt, denn Richard wollte ihr das Gebäude zeigen, in dem er seine Büroräume einzurichten gedachte. Er ließ Vivi vor einem futuristischen Glaskasten halten, den man imposant zwischen die Altbaufassaden geklotzt hatte. Davor parkten lauter schwere Limousinen.
»Diese Architektur wirkt modern und zukunftsorientiert«,erläuterte Richard. »Ein Standort mit Message. So was beeindruckt die Kunden.« Er zeigte auf die Luxuskarossen. »Und wenn ich bald ganz hierher ziehe, hole ich auch meine Autos, die noch in Hamburg stehen.«
»Deine Autos? Wie viele hast du denn?«, fragte Vivi beeindruckt.
»Den Jaguar wirst du lieben. Dunkelgrün, beigefarbene Sitze aus handschuhweichem Leder. Der BMW ist für Geschäftstermine. Und aus Spaß habe ich mir einen Smart gekauft. Du darfst sie natürlich alle drei fahren, wenn du Lust hast.«
Holla. Das klang aber ganz anders als Werner. Richard war eben kein kleinkarierter Nörgler, er war großzügig. Einer, der das
Weitere Kostenlose Bücher