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Ich koch dich tot: (K)ein Liebes-Roman

Ich koch dich tot: (K)ein Liebes-Roman

Titel: Ich koch dich tot: (K)ein Liebes-Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ellen Berg
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sie die silberhellen Stimmen von Agnetha, Björn, Bennyund Anni-Frid, auch als ABBA bekannt. Gern hätte sie mitgesungen. Stattdessen sah sie immer wieder durch die großen Fenster nach draußen zum Auto, wo die Leiche ihrer neuen Liebe wartete, die einst ein neues Leben versprochen hatte. Nana nana nanaaa . Niemand nahm Notiz davon. Ein paar Passanten schlenderten vorbei, ein Skater drehte seine Runden, aber keiner von ihnen fand es ungewöhnlich, dass eine vollkommen regungslose Gestalt in Vivis Wagen saß.
    So was nennt man mehr Glück als Verstand, dachte sie aufatmend. Was man von ihrem Liebesleben nicht behaupten konnte. Da hatte es an beidem gehapert.
    Endlich war der Bankberater fertig und stellte die Quittung aus. Flüchtig überflog Vivi den Betrag, worauf sie sich im Kopfrechnen betätigte. Der gute Richard hatte es doch tatsächlich fertiggebracht, an einem einzigen Nachmittag über viertausend Euro zu verballern. Aber was war das schon, verglichen mit der Summe, die Vivi gerettet hatte?
    Die Autobahn war gepackt voll. Alle Reisebusse, Wohnmobile und Lastwagen dieser Welt schienen sich verabredet zu haben, Vivi auf ihrer Fahrt zu begleiten. An einer Tankstelle deckte sie sich mit Nussschokolade ein, was schlecht für die Figur, aber gut für ihre angeschlagene Laune war.
    Sobald die Schokolade ihre Nerven beruhigt hatte, fühlte sie sich besser. Lautstark sang sie: » Ein bisschen Spaß muss sein! Dann ist die Welt voll Sonnenschein! « Früher Tony Marshall, ein Kracher, der unweigerlich den Mitklatschreflex auslöste. Verständlicherweise nicht bei Richard.
    »Haben Sie eine angenehme Reise, Herr Kowalski, sitzen Sie auch bequem?«, fragte Vivi sarkastisch. »Wissen Sie eigentlich,was Sie mir angetan haben? Und dass das Thema Männer damit für mich durch ist?«
    Notgedrungen schwieg ihr Beifahrer. Sie gab es auf. Wozu Salz in die Wunden streuen? Trauern würde sie später. Um ihre Liebe, ihre ungeborenen Kinder, ihre letzten Illusionen. Jetzt hatte sie Wichtigeres zu tun.
    Immer wieder betätigte Vivi den Blinker und überholte ganze Kolonnen von Lastwagen. Nach ihren Berechnungen würde sie für die Strecke etwa zwei Stunden brauchen. Natürlich konnte man das Ganze etwas beschleunigen, wenn man es mit den Geschwindigkeitsbegrenzungen nicht so genau nahm. Sie gab kräftig Gas. Wenn alles gutging, würde sie spätestens um ein Uhr morgens wieder zu Hause sein. In ihrem Reihenhaus, das sie sich unter keinen Umständen mehr wegnehmen lassen würde. Von nichts und niemandem. Sie trat das Gaspedal bis zum Anschlag durch.
    Vivi war so in Gedanken versunken, dass sie nicht das Polizeiauto bemerkte, das schon eine ganze Weile hinter ihrem Wagen herfuhr. Deshalb war sie vollkommen überrascht, als sie plötzlich überholt wurde und einen ausgestreckten Arm mit einer Kelle sah.
    Polizei! Die Angst fuhr ihr in alle Glieder. Wie verrückt schlug ihr Herz gegen die Rippen. Sie bremste hart ab und brachte den Wagen auf dem Seitenstreifen zum Stehen. Dann sackte sie in sich zusammen. Leider sackte auch Richard weg. Jetzt erst entdeckte sie, dass sie vergessen hatte, ihn anzuschnallen. Das abrupte Bremsmanöver hatte den Klebeverband gelockert und seinen Körper nach vorn kippen lassen. Werners Hütchen war über seine Augen gerutscht, die Brille pendelte schräg vor seinem Gesicht.
    Der Super-GAU. Sie hatte es versemmelt. Komplett.
    Zitternd ließ Vivi die Seitenscheibe herunter. »Hallo?«
    »Schönen guten Abend, junge Frau«, sagte ein junger Polizeibeamter, der sich mit vorwurfsvoller Miene zu ihr herunterbeugte. »Die Papiere bitte.«
    Vivi konnte kaum sprechen. »Ist was nicht in Ordnung?«, krächzte sie.
    »Das kann man wohl sagen«, antwortete der Polizist. »Auf diesem Abschnitt gilt Tempo hundertzwanzig. Sie waren mit knapp hundertsechzig unterwegs.« Interessiert deutete er auf Richard. »Ihr Begleiter ist wohl vor Schreck in Ohnmacht gefallen, was?«
    So, jetzt erfinde mal eine gute Ausrede, Vivi! Konzentrier dich! Ihr brach der Schweiß aus. Kleine Rinnsale liefen ihren Nacken entlang, die Bluse klebte am Rücken. Hilfesuchend streifte ihr Blick das Häufchen Elend, das neben ihr mehr hing als saß. Sie drehte fast durch, als sie entdeckte, dass die Decke ein Stück heruntergeglitten war und einen Streifen Klebeband freigelegt hatte. Warum hatte sie Dämlack den leblosen Richard nicht angegurtet?
    »Ich muss meinen Bekannten nach Hause fahren«, behauptete sie, während sie schnell ausstieg, um die

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