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Ich koch dich tot: (K)ein Liebes-Roman

Ich koch dich tot: (K)ein Liebes-Roman

Titel: Ich koch dich tot: (K)ein Liebes-Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ellen Berg
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was ihr blieb, war Werners spärliche Rente.
    Nach dem ersten Schock las sie das Schreiben noch einmal in der Küche durch, gedopt von einem doppelten Espresso. Die Konfiszierung des Barvermögens und die Übergabe des Hauses würden innerhalb der nächsten zwei Wochen erfolgen, sofern kein Widerspruch erfolgte. Nackte Panik überkam sie. Dann lachte sie los. Sie konnte gar nicht wieder aufhören.
    Die Wahrheit war ebenso frustrierend wie absurd: Wäre Richard mit dem Geld durchgebrannt, hätten Inge-Gundula und Hans-Peter ein abgeräumtes Konto sowie ein überschuldetes Haus vorgefunden. Mit anderen Worten: nix und niente.
    Vivi schlug so energisch mit der Faust auf den Küchentisch, dass die Espressotasse klirrend auf und nieder hüpfte und Tiger Zuflucht in der Speisekammer suchte. Währenddessen verwandelte sich Vivis Panik in Zorn. Ja, hatte sich denn die ganze Welt gegen sie verschworen? Warum surfte sie von einem Schlamassel in den nächsten?
    Wäre der Brief doch nur einen Tag früher gekommen, überlegte sie. Verrückterweise hätte sie Richard das Geld eher gegönnt als Werners gierigen Kindern. Doch sie konnte es nicht mehr ungeschehen machen: Richard lag auf dem Grunde des Rheins, und falls er je wieder zum Vorschein kam, dann nicht in einem Zustand, in dem man Geld benötigte.
    Wer jetzt dringend Bares brauchte, war Vivi. Sie hing an dem kleinen Reihenhaus. Hier war sie aufgewachsen, hier gehörte sie hin. Es war das Einzige, was sie mit ihren früh verstorbenen Eltern verband. Wenn man sie von hier vertrieb, verlor sie den Boden unter den Füßen. Oder würden sich Inge-Gundula und Hans-Peter darauf einlassen, ihr das Haus zu verkaufen und sich auszahlen zu lassen? Fragte sich nur, wovon.
    Völlig aufgelöst rief sie den Notar an. »Berthold, haben Sie es schon erfahren?«
    Sie waren beim letzten Treffen zum noblen »Hamburger Du« übergegangen, das Vivi von Richard gelernt hatte. Vorname und Sie, das klang nach Nähe, ohne dass man jemanden zu nah an sich ranlassen musste. Sehr hanseatisch eben. Dabei war Richard beziehungsweise André Kowalski ein Kölner Jung gewesen. Sie begann zu schniefen. Wie sehr sie ihn vermisste.
    Berthold Seitz dagegen wollte mehr Nähe, als Vivi lieb war. Mittlerweile rief er fast täglich an, und eine Woche zuvor hatte er sogar abends überraschend vor ihrer Haustür gestanden, mit Kuchen und Wein, wie Rotkäppchen. Zwei Stunden hatte er auf der Couch gesessen und Vivi mit juristischen Spitzfindigkeiten angeödet, die er offenbar so unwiderstehlich fand wie sich selbst.
    »Wie schön, dass Sie sich melden, Sylvia!«, rief Berthold Seitz erfreut. »Darf man erfahren, was der Grund Ihres Anrufs ist?«
    »Diese schrecklichen Kinder«, rief sie aufschluchzend. »Ich bin enterbt!«
    Eine Weile war es still am anderen Ende der Leitung. Vivi zählte die Sekunden. Was machte Berthold nur? Polierte er seine Messinglampen?
    »Werte Sylvia«, sagte er schließlich hoheitsvoll. »Das letzte Wort ist noch nicht gesprochen. Wir werden Widerspruch einlegen, dadurch gewinnen wir Zeit.«
    Das »Wir« machte sie noch nervöser. Hatte Berthold Seitz es wirklich auf sie abgesehen? Na, herzlichen Glückwunsch. In diesem Fall geriet er an eine Frau, der innerhalb von vierundzwanzigStunden zweimal ihr gesamtes Vermögen abgeknöpft worden war. Oder an eine gute Partie, die zwei Männer auf dem Gewissen hatte. Viel Spaß dann auch.
    »Aha, wir gewinnen also Zeit. Gewinnen wir auch den Prozess?«, fragte sie bang.
    »Justitia stellt man seit der Antike mit verbundenen Augen dar«, wurde sie von dem überaus gebildeten Anwalt belehrt. »Eine Garantie gibt es nicht. Aber in der Zwischenzeit, liebste Sylvia, könnten Sie sich vorsichtshalber nach einer neuen Einnahmequelle umsehen.« Er hielt kurz inne. »Oder nach einem neuen Mann. Apropos – ich würde Sie nach wie vor gern zum Essen einladen. Ganz privat, nur wir beide.«
    Du alter Schlaumeier, dachte Vivi. Stürzt mich ins Elend, damit du mich retten kannst. Dolle Taktik. Ihre Liaison mit Richard schien sich jedenfalls noch nicht bis zu ihm herumgesprochen zu haben.
    »Wie soll ich Ihnen nur danken, Berthold?«, rief sie. »Ich werde Ihren Tipp beherzigen! Und danke für die Einladung, das kriegen wir sicher bald hin!«
    Männer, dachte sie. Die überflüssigste Spezies unter der Sonne. Werner hatte sie behandelt wie einen Fußabtreter und ihr das Erbe vorenthalten. Richard hatte sie schamlos hinters Licht geführt. Jetzt kam zu allem Überfluss

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