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Ich koch dich tot: (K)ein Liebes-Roman

Ich koch dich tot: (K)ein Liebes-Roman

Titel: Ich koch dich tot: (K)ein Liebes-Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ellen Berg
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Sicht auf den Beifahrersitz zu verdecken. »War eine Geburtstagsfeier. Er hat ziemlich geladen, wenn Sie verstehen, was ich meine. Tequila. Das knackt.«
    »Soso«, sagte der Beamte.
    Vivis Atem ging stoßweise. Doch sie riss sich zusammen.
    »Da ich seit Jahren abstinent lebe, habe ich mich angeboten, ihn heimzubringen.« Sie zog ihre Mundwinkel auseinander. Wer sie nicht kannte, würde das hoffentlich für ein Lächelnhalten. »Bin so was wie Mutter Teresa reloaded. Voll das Helfersyndrom.«
    Auch der Polizist musste lächeln. »Echt jetzt?« Dann wurde er wieder ernst. »Aber das ist absolut kein Grund, so zu rasen. Sie haben zwei Möglichkeiten: Entweder Sie zahlen das Bußgeld sofort, oder wir schicken Ihnen den Papierkram nach Hause.«
    Bloß keine Spuren in den Akten hinterlassen, schoss es Vivi durch den Kopf.
    »Ich hasse Papierkram«, hauchte sie. »Ich zahle bar.«
    Der Polizist tippte schon auf einem kleinen Tablet-Computer herum. »Eigentlich müsste ich Meldung machen und Ihnen ein paar saftige Punkte in Flensburg verpassen, aber ich lasse mal Gnade vor Recht ergehen. Macht hundertfünfzig Euro.«
    Vivi fingerte ein paar Scheine aus ihrer Handtasche. Sie wollte nur noch weg. Weg vom Auge des Gesetzes, bevor es sich für ein auffallend stilles Exemplar Mann interessierte, das nur noch durch ein paar Streifen Klebeband der Schwerkraft trotzte. Es dämmerte zwar schon, doch es war noch nicht dunkel genug, um die Bescherung zu verbergen.
    Nachdem der Polizist die Geldscheine entgegengenommen hatte, trat er ein Stück zur Seite. Eingehend musterte er ein weiteres Mal Vivis stummen Begleiter. Kniff die Augen zusammen. Umrundete das Fahrzeug und lugte durch die Scheibe der Beifahrertür.
    »Gefällt mir ganz und gar nicht, was ich da sehe«, sagte er.
    Vivi stand kurz vor einem Nervenzusammenbruch. Wenn der Polizist jetzt die Tür aufmachte, konnte sie sich den Gnadenschuss geben.
    »Was denn?«, piepste sie.
    »Schon mal was von Gurtpflicht gehört?«
    »Herr Oberwachtmeister!« Ihre Stimme überschlug sich. »Mein Bekannter ist so hinüber, dass er sich immer abschnallt. Aber gleich gurte ich ihn wieder an. Ganz vorschriftsmäßig! Ich glaube, ich – wir müssen dann mal los!«
    Der Polizist rückte seine Schirmmütze gerade. »Haben Sie es denn noch weit? Mein Kollege und ich, wir könnten hinter Ihnen herfahren und helfen. Den Typen bekommen Sie doch nicht allein aus dem Auto, der schläft ja wie ein Toter!«
    Vivi war am Ende. Das hatte sie nun von ihren Sprüchen. Da konnte sie sich ja gleich die Handschellen anlegen lassen.
    »Die Polizei, dein Freund, hihi, und Helfer«, kicherte sie hysterisch. »Besten Dank, aber seine Familie wartet schon auf ihn. Die kann mit anfassen.«
    »Ach so«, brummte der Polizist enttäuscht.
    Vivi ritt plötzlich der Teufel. »Ich hoffe nur, seine Frau steht nicht mit dem Nudelholz hinter der Tür und zieht es ihm über den Schädel!«
    »Mit einer Freundin wie Ihnen ist der Mann doch vor jeder Gefahr gefeit«, versuchte sich nun auch der Polizist auf die humorige Tour. »Na, dann noch gute Fahrt.«
    »Gleichfalls!«, tirilierte Vivi.
    Blitzschnell stieg sie ein und ließ den Motor an. Sie winkte noch einmal und legte einen Kavalierstart hin. Genau das Falsche, was sollten denn die Polizisten denken? Also bremste sie heftig wieder ab, worauf sich weitere Klebebänder lösten und Richard kopfüber in den Fußraum plumpste. Sie konnte nur beten, dass die Polizisten nichts bemerkt hatten.
    Von jetzt an war Vivi auf der Hut. Keine Geschwindigkeitsübertretungenmehr, keine gewagten Überholmanöver. Brav schlich sie über die sich leerende Autobahn.
    Um kurz nach zehn Uhr nachts erreichte sie Köln. Sie hatte sich die Wegbeschreibung nebst einer Karte aus dem Internet ausgedruckt. Alle paar Minuten hielt sie an, um sich zu orientieren. Das Navigationsgerät hatte sie noch nie benutzt, das war immer Werners Ding gewesen. Leider war ihr Orientierungssinn nicht sonderlich ausgeprägt. Wenn sie als Zugvogel wiedergeboren wurde, landete sie vermutlich in der Antarktis statt in Afrika.
    Um Viertel nach elf hielt sie in der Mathildenstraße vor einem hässlichen grauen Sechziger-Jahre-Bau mit winzigen Fenstern. Von wegen Villa mit Bootssteg. Nach einem weiteren Blick auf die ausgedruckte Karte stellte sie zufrieden fest, dass in der Nähe der Rhein entlangfloss. Alles lief nach Plan.
    Langsam fuhr sie weiter, bis die Kräne einer Werft in Sicht kamen. Ein paar Minuten irrte sie

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