Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ich koch dich tot: (K)ein Liebes-Roman

Ich koch dich tot: (K)ein Liebes-Roman

Titel: Ich koch dich tot: (K)ein Liebes-Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ellen Berg
Vom Netzwerk:
einen neuen Job suchen. Ich verlange Loyalität und Qualität!«
    »Loyalität und Qualität«, echote Vivi. »Verstanden.«
    »Viel Spaß«, sagte Checker schadenfroh. Dann zogen die drei ab.
    Als Vivis Handy klingelte, war sie mit ihrer Geduld amEnde. Sollte sie diesem Steinzeitcasanova Dresen etwa auch noch Kondome besorgen? Oder ihm die Hand halten, wenn er sein Date besprang? Doch auf dem Display erschien nicht Checkers Nummer, sondern die von Berthold Seitz.
    »Werte Sylvia.« Seine Stimme klang verdächtig munter. »Sie müssen jetzt sehr stark sein. Ich werde beim Gericht keinen Widerspruch einlegen.«
    »Aber das Testament ist doch Werners letzter Wille!«, rief Vivi.
    »Wie man’s nimmt«, erwiderte der Anwalt.
    »Wieso, was stimmt denn nicht damit?«
    »Das Datum, liebste Sylvia, das Datum. Wer auch immer das Testament aufgesetzt hat, er hat es auf den Tag von Werners Beerdigung datiert. Bedauerlicherweise hatte ich das übersehen, und Sie offenbar auch. Bei allem Respekt – es ist kaum anzunehmen, dass Werner Bernburg sein Testament im Jenseits geschrieben hat.«

Kapitel acht
    Es gibt Momente im Leben, in denen die Zeichen auf Sturm stehen. In Vivi tobte ein ausgewachsener Tornado. Sie kämpfte und kämpfte, trotzdem ging alles mit Pauken und Trompeten in die Grütze. Sie war einfach zu dusselig. Hallo? Die Geschichte mit dem Datum des Testaments? Was für ein saublöder Anfängerfehler. Raffiniert war was anderes.
    »Ach, übrigens, wie steht es jetzt um unsere nächste Verabredung?«, fragte Berthold Seitz. »Angesichts der neuen Tatsachen sollten Sie sich kooperativ verhalten, meinen Sie nicht?«
    »O-o-k-kay«, stammelte Vivi. »Was halten Sie von Samstagabend?«
    Der Anwalt lachte zufrieden. »Was für eine vernünftige kleine Frau Sie doch sind. Ich schaue nach, ob ich Samstag einrichten kann. Haben Sie eigentlich schon mal über mein Angebot nachgedacht?«
    Entkräftet sank Vivi auf das mit rotem Chintz bezogene Sofa. Was sollte sie jetzt tun? Etwa noch einmal mit diesem grottigen Anwalt ausgehen? Sich von ihm begrabbeln lassen – oder mehr? Am liebsten wäre sie einfach weggelaufen, doch wohin?
    »Hallo? Sylvia?« Berthold Seitz klang noch etwas munterer. »Ich habe meinen Terminkalender konsultiert. Samstagabend ist perfekt. Ich denke, es ist an der Zeit, dass wir uns näherkommen. Wenn Sie nett zu mir sind, könnte ich vielleicht eine Anklage wegen Urkundenfälschung abwenden.«
    Völlig entgeistert stand Vivi da. Urkundenfälschung! Dabei hatte sie sich doch nur nehmen wollen, was ihr zustand.
    »Seien Sie versichert, dass meine Gefühle für Sie aufrichtigster Natur sind. Und nebenbei gesagt, bin ich ein leidenschaftlicher Liebhaber«, rundete Berthold Seitz sein unmoralisches Angebot ab. »Ich bin nicht mehr jung, aber je runzliger die Rosine, desto süßer der Geschmack.«
    »Is ja toll«, nuschelte Vivi und legte auf.
    Jetzt brannte die Hütte aber wirklich. Das Geld war weg. Ihr blühte ein Prozess wegen des gefälschten Testaments. Berthold Seitz wollte sie zu sexuellen Gefälligkeiten zwingen, und zu allem Überfluss nervten auch noch Mick Dresen und sein aufdringlicher Bodyguard. Vor lauter Angst konnte sie keinen klaren Gedanken fassen. Himmel noch mal, was jetzt? Wo war die gute Fee, die sie vor dem Absturz ins Bodenlose rettete?
    Am ganzen Körper zitternd räumte sie die Suite auf. Machte Ordnung im Bad. Ging ins Schlafzimmer, beförderte eine benutzte Unterhose in den Wäschebeutel und glättete ein Jackett, das Mick Dresen achtlos auf das Bett geworfen hatte. Dann riss sie die Augen auf.
    Auf dem Teppichboden, halb verborgen von der Tagesdecke, lag eine silberfarbene Plastikkarte. Langsam, ganz langsam zog Vivi das Ding hervor. Es war eine American Express Platinum Card. Mittlerweile kannte sie sich mit solchen Dingen aus, weil man die Zahlungskräftigkeit der Hotelgäste nach ihrer Kreditkarte einschätzte. Diese Karte war oberste Kategorie. Sie erlaubte ihrem Besitzer den Zugang zu den Priority Lounges der Flughäfen, verschaffte ihm Eintritt bei exklusiven Events, Tische in seit Wochen ausgebuchten Restaurants und Vorzugsbehandlung bei Autovermietungen.
    Das kleine Stückchen Plastik war die Eintrittskarte in die Welt der Reichen und Schönen. Und ganz nebenbei der Zauberstab, mit dem man sich nach Herzenslust jeden nur erdenklichen Wunsch erfüllen konnte. Ganz ohne gute Fee.
    So was hatte Dresen verloren? Nun, im Grunde hatte er die Karte natürlich nicht verloren. Sie

Weitere Kostenlose Bücher