Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ich koch dich tot: (K)ein Liebes-Roman

Ich koch dich tot: (K)ein Liebes-Roman

Titel: Ich koch dich tot: (K)ein Liebes-Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ellen Berg
Vom Netzwerk:
Selbstgekochtes.
    »Dann lass uns in dieses Fischdings fahren und unseren tollen Urlaub feiern«, schlug sie vor. »Es hätte keine schöneren Flitterwochen geben können.«
    Auch Jan lächelte, während er weiter ihren Rücken eincremte, Vivi sah es im Spiegel. »Du bist unglaublich. Jeden Tag entdecke ich etwas Neues an dir. Zum Beispiel diesen allerliebsten Leberfleck an deinem linken Schulterblatt.« Er küsste seine Entdeckung. »Ich liebe dich.«
    Konnte man diesen Satz zu oft sagen? Jan kam er jedenfalls so leicht über die Lippen, als würde er Vivi einen guten Morgen wünschen. Sie war in diesen Dingen heikler. Sie wollte nicht, dass sich solch ein kostbares Geständnis irgendwann in eine Floskel verwandelte.
    »Ich liebe dich«, wiederholte er. »Hundertfünfzig Prozent, dreißig Stunden am Tag, neun Tage die Woche.«
    Vivi lehnte sich an ihn. »Du bist das Beste, was mir jemals passiert ist.«
    Diesen Moment festhalten, dachte sie. Alle Uhren wegschmeißen, die Erde anhalten, für immer beieinander sein.
    »Was soll ich anziehen?«, wechselte sie das Thema.
    »Das rote Satinkleid mit den Spaghettiträgern, das wir imHotelshop gekauft haben«, erwiderte Jan ohne Zögern. »Darin siehst du wahnsinnig sexy aus.«
    Eine Stunde später brachte ein Taxi die beiden ins Katamaran. Das Restaurant lag unmittelbar am Strand, und auf den ersten Blick wirkte es äußerst sympathisch. Geflochtene Korbstühle standen unter Palmen im noch warmen Sand, die Tische waren mit bunten Blumengestecken geschmückt. Neben dem Tresen spielte eine Band, die aus einem Keyboarder, einem Bassisten und einem Schlagzeuger bestand. Leise Jazzklänge erfüllten die laue Luft.
    Das Lokal wirkte längst nicht so edel wie das Hotelrestaurant, eher etwas, nun ja, improvisiert. Doch Vivi fand das nicht weiter schlimm. Die blasierten Gäste in dem teuren Resort waren ihr ziemlich auf die Nerven gegangen. Hier waren die Gäste nicht so hochgestochen, sondern deutlich jünger und lässiger angezogen.
    Jan bat um einen Tisch, der etwas abseits lag, damit sie ungestört waren. Nachdem sie sich gesetzt hatten, streifte Vivi ihre Sandaletten ab und berührte mit den Zehen seine Beine. Auch er zog seine Slipper aus, und sie liebkosten einander die nackten Füße. So fühlte sich das Glück an.
    Der Kellner, ein dunkelhäutiger junger Mann mit nacktem Oberkörper, der nur eine ausgefranste Jeans trug, brachte ihnen Getränke in riesigen Gläsern. Sie waren mit Ananasscheiben und Blüten dekoriert.
    »Madam, Sir, our welcome cocktail. Enjoy the evening.«
    Jan übersetzte für Vivi. »Das ist der Willkommensdrink.«
    Er unterhielt sich weiter auf Englisch mit dem Kellner, der offenbar Auskunft über die Speisekarte gab und sich dann entfernte.
    »Wir nehmen das Tagesmenü«, erklärte Jan. »Hört sich spannend an – Fisch bis zum Abwinken.«
    Und spannend war es, dieses Menü. Es begann mit einer Gurkenkaltschale, auf der ein Tatar aus Jakobsmuscheln schwamm, gewürzt mit Pfeffer und geröstetem Sesam. Dann folgte grüner Spargel in Tempurateig, mit einem süßen Cranberry-Relish und einer hauchdünnen Scheibe Räucherlachs. Die Seeteufel-Sashimi mit Kurkumawasabi und frittierten Zucchiniblüten vertilgten sie wie die Gänge davor mit größter Begeisterung.
    Als der Kellner eine Platte brachte, auf der ein großer Fisch in einer Salzkruste lag, umgeben von gerösteten Sternfrüchten, war es mit Vivis Beherrschung vorbei. »Jan! Das ist das beste Essen meines Lebens!«
    »Für die beste aller Ehefrauen«, sagte er. Dann verzog er das Gesicht. »Sei mir nicht böse, mir ist ein bisschen schlecht. Ich befürchte, du musst den Fisch allein essen.«
    »Denk bloß nicht, ich würde ohne dich weiterschlemmen«, protestierte Vivi. »Wenn dir nicht gut ist, fahren wir ins Hotel zurück.«
    »Wasser«, stöhnte Jan. »Ich brauche einen Schluck Wasser.«
    Vivi versuchte gar nicht erst, mit ihren mehr als mangelhaften Englischkenntnissen auf den Kellner einzureden. Barfuß rannte sie los zum Tresen und schnappte sich eine halbvolle Flasche Wasser. Heftig atmend kehrte sie an den Tisch zurück.
    »Trink, schnell«, beschwor sie ihn. »Dann gehen wir.«
    Aber Jan bestand darauf, dass Vivi den Fisch kostete. Es war ein Wolfsbarsch, der – nein, lecker schmeckte er eigentlich nicht, eher das, was man interessant nannte. Ein bisschen bitter vielleicht, doch eben interessant. Begleitet wurde er voneinem Tomatenfondue mit Ingwer und Koriander. Vivi aß mehr davon, als

Weitere Kostenlose Bücher