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Ich koch dich tot: (K)ein Liebes-Roman

Ich koch dich tot: (K)ein Liebes-Roman

Titel: Ich koch dich tot: (K)ein Liebes-Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ellen Berg
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war längst vergessen. Sie hatte zwar noch den ganzen Rückflug über mit Kopfschmerzen und Magenbrennen kämpfen müssen, doch der Erinnerung an den herrlichen Traumurlaub zu zweit konnte das nichts anhaben.
    Seither war der Alltag eingekehrt. Ein Alltag allerdings, der nicht grau war, sondern genauso zärtlich und innig wie zu den Zeiten, als sie sich erst ganz kurz kannten. Auch die Leidenschaft hatte nicht gelitten. Vivis nie versiegende Begierde und ihr ebenso standfester wie in Liebesdingen talentierter Gatte ergaben eine beachtliche Frequenz ehelicher Freuden – wie es Doktor Köhnemann ausgedrückt hätte.
    Vivi naschte noch ein wenig von der Marzipantorte, die sie am Tag zuvor gebacken hatte, bevor sie Tiger sein Frühstück hinstellte und das Haus verließ. Inzwischen war es Spätherbstgeworden. Seit Tagen nieselte es, manchmal wurde es gar nicht richtig hell. Das graue, kühle Wetter machte Vivi nichts aus. Es verhieß ein verkuscheltes Wochenende daheim, mit Tee und Keksen, mit ausgedehnten Wannenbädern und zärtlichen Stunden auf der Couch.
    Es war Freitagmorgen, ein wunderbarer Abend stand ihr bevor. Und da sie am darauffolgenden Samstag ausnahmsweise freihatte, würde es wohl ein ausgedehntes Frühstück im Bett geben. Zufrieden sang sie vor sich hin: »Das ist die perfekte Welle, das ist der perfekte Tag!«
    Die Straße war glitschig vom nassen Laub, da hieß es vorsichtig fahren. Sie hoffte inständig, dass auch Jan vorsichtig fuhr, denn er war mit dem viel zu schnellen Porsche unterwegs, während sie den alten Mercedes steuerte. Erst auf der Autobahn gab sie mehr Gas. Sie war spät dran. Im Hotel wurde eine japanische Reisegruppe erwartet, da standen erfahrungsgemäß jede Menge Extrawünsche auf dem Zettel. Zügig überholte sie einen Lastwagen, als ein blauer Kleinwagen vor ihr einscherte und dann auch noch abbremste.
    Vivi reagierte sofort. Mit voller Kraft stieg sie aufs Bremspedal. Sie drückte es ganz durch, trotzdem flogen die roten Lichter vor ihr auf sie zu, als hätte sie Gas und Bremse verwechselt. Schon konnte sie zwei Köpfe auf dem Rücksitz des Wagens vor sich erkennen. Jeden Moment würde es krachen.
    Nein! Bloß das nicht!
    Wie ein Schraubstock umklammerten ihre Finger das Lenkrad. Sie riss das Steuer nach rechts rum, schleuderte auf die rechte Spur, schleuderte weiter auf die Standspur, wurde heftig hin und her geworfen, während sie versuchte, den Wagen wieder in ihre Gewalt zu bekommen, bis sie schließlich in dieLeitplanke krachte, sich einmal um sich selbst drehte und endlich stehen blieb.
    Unfähig, sich zu bewegen, saß sie da. Ihre Fingerknöchel waren weiß, weil sie noch immer das Lenkrad umklammert hielt. Ihr Kopf war leer, aus ihrem Körper war jede Energie gewichen. Ich könnte tot sein, durchfuhr es sie. Dann hörte sie die Sirenen, sah im Rückspiegel das Blaulicht und legte ihren Kopf aufs Lenkrad.
    So fanden sie die Polizisten. Ein Krankenwagen raste heran. Obwohl Vivi sich mit Händen und Füßen wehrte und von irgendwelchen Japanern phantasierte, wurde sie von Sanitätern auf eine Trage gehoben. Dann wurde alles dunkel.
    »Vivi? Kannst du mich hören?«
    War das Ela? Nebel. Grauschwarzer Novembernebel. Eine andere, unbekannte Stimme drang zu ihr durch.
    »Wir haben ihr ein Beruhigungsmittel gespritzt. Nein, keine inneren Verletzungen, nur eine angebrochene Rippe und ein leichtes Schleudertrauma. Sie hat unwahrscheinliches Glück gehabt. Das hätte auch ganz anders ausgehen können. Und dann – nun ja.«
    Unter größten Anstrengungen öffnete Vivi die Augen. Ein Herr im weißen Kittel beugte sich über sie. Dahinter erkannte sie schemenhaft die Gesichter von Jan und Ela, bevor alles wieder im Nebel versank. Wie lange, konnte Vivi später nicht mehr sagen.
    »Frau Bernburg, wachen Sie auf!«
    Müde hob Vivi die Lider. »Was denn?«
    »Hier ist jemand von der Verkehrspolizei. Sind Sie in der Lage, ein paar Fragen zu beantworten?«
    Undeutlich erkannte sie eine Uniform und die dazugehörige Schirmmütze. »Ich versuch’s«, stöhnte Vivi.
    Jeder einzelne Knochen tat ihr weh, sie wagte gar nicht, sich zu bewegen.
    »Frau Bernburg, könnten Sie mir kurz schildern, was passiert ist?«, hörte sie eine sachliche Stimme.
    Sie lehnte den Kopf zur Seite und schloss die Augen. Plötzlich sah sie wieder alles vor sich, und sie begann zu weinen.
    »Es war so schrecklich«, erzählte sie schluchzend. »Ich überholte einen Lastwagen, dann zog auf einmal dieses blaue Auto

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