Ich koch dich tot: (K)ein Liebes-Roman
schäumende Wasser, das im Sonnenlicht glitzerte, küssten sich und kreischten wie Kinder. Die Schatten, die Vivi so lange verfolgt hatten, waren verschwunden. Glück, dachte Vivi, so sieht das Glück aus. Nein, es war nicht zu schön, um wahr zu sein. Es war so real wie der Mann, den sie von Herzen liebte.
»Du solltest schwimmen lernen!«, rief Jan, als er prustend aus einer Welle auftauchte. »Dafür ist es nie zu spät. Ich zeig’s dir. Wenn wir wieder zurückfliegen, hast du mindestens dein Seepferdchen.«
»Wenn du meinst …«
Vivi war wasserscheu, und das Meer flößte ihr einigen Respekt ein. Schwimmen war einfach nicht ihr Ding. Allerdings wollte sie auch keine Spaßbremse sein. Deshalb folgte sie Jan ins tiefere Wasser.
»Hände zusammen, Arme ausstrecken, nach außen drücken«, ordnete er an.
Sie versuchte es. Hm. War gar nicht so schwer. Vivi wurde mutiger. Mit noch etwas unbeholfenen Stößen näherte sie sich Jan, der sie mit einem Kuss belohnte.
»Und jetzt weiter«, rief er ihr zu, »einfach hinter mir her.«
Kraulend schwamm er voraus, ins tiefere Wasser. Genau dahin, wo Vivi nicht hinwollte. Sie tat ihr Bestes. Doch dann sah sie die gigantische Welle, die auf sie zurollte, und geriet in Panik.
»Jan!«, schrie sie. »Jan!«
Schon schwappte die Welle über sie hinweg und drückte sie in die Tiefe. Hektisch versuchte sie, an die Wasseroberfläche zu gelangen. Sie wusste nicht mehr, wo oben und unten war, schluckte Wasser, das salzig in ihrer Kehle brannte, hörte nur ein Gluckern und ein Rauschen, schluckte noch mehr Wasser und zappelte in Todesangst in der Gewalt der Fluten.
Endlich spürte sie starke Arme, die sie emporzogen. Nach Luft schnappend tauchte sie auf.
»Jan«, keuchte sie. »Wo warst du denn?«
Doch es war nicht Jan. Ein blonder Hüne hatte seine Hände unter ihre Achseln geschoben und riss sie schwimmend mit sich, bis sie schwer atmend am Strand lag und Wasser spuckte.
Jetzt erst kam Jan angelaufen. »Liebling! Um Gottes willen! Was machst du denn für Sachen?«
»Die Welle«, schluchzte Vivi. »Es war eine riesige Welle! Und dann habe ich dich nicht mehr gesehen, und dann …« Ein Weinkrampf schüttelte sie.
»Sei froh, dass der Bademeister aufgepasst hat«, schnaubte Jan sichtlich aufgewühlt. Er streichelte ihr tränennasses Gesicht. »Lass uns in den Bungalow gehen, du bist ja völlig durcheinander!«
Vivi brauchte eine ganze Weile, bis sie sich wieder beruhigt hatte. Sobald sie die Augen schloss, war es wieder da, dieses Gefühl, den Boden unter den Füßen zu verlieren und unterQualen zu ertrinken. Warum hatte Jan nichts davon bemerkt? Er war doch ganz in der Nähe gewesen. Ermattet lag sie auf dem Bett, während er neben ihr saß und ihr die Hände küsste.
»Mein Liebling, mein süßer Liebling«, sagte er unablässig. »Ich mache mir schwere Vorwürfe. Dabei habe ich es doch nur gut gemeint mit meiner kleinen Nixe.«
»Dich trifft keine Schuld«, flüsterte sie, obwohl sie sich da nicht ganz sicher war. Schließlich hatte er gewusst, dass sie eine Anfängerin war. »Ich habe mich einfach saublöd angestellt.«
»Quatsch.« Jan schüttelte den Kopf. »Ich muss eben viel besser auf dich aufpassen.«
Bis jetzt konnte ich das eigentlich ganz gut allein, dachte Vivi beklommen.
»Wollen wir an unserem letzten Abend mal woanders essen?«, fragte Jan.
Sie standen im Badezimmer ihres Bungalows und cremten sich gegenseitig die sonnengebräunte Haut ein. Jan verteilte großzügig Body Lotion auf Vivis Rücken.
»An was hattest du denn gedacht?«, erkundigte sie sich.
»Hier«, er deutete auf einen Reiseführer, der aufgeschlagen neben dem Waschbecken lag, »das Katamaran liegt ganz in der Nähe und soll ein phantastisches Fischrestaurant sein. Fusion Food.«
»Und was bedeutet das?«, wollte Vivi wissen.
»Von allem das Beste«, antwortete Jan. »Afrikanische, indische und asiatische Einflüsse. Da können sogar wir noch was lernen.«
Vivi lächelte. Ja, noch immer redeten sie stundenlang überKochen und Essen, analysierten die Gerichte, die sie aßen, und dachten sich neue Rezepte aus, die sie zu Hause ausprobieren wollten. Der Urlaub war fast vorbei. Eine Nacht noch im Paradies auf Erden, und sie würden wieder ins Flugzeug steigen. Vivi bedauerte das kein bisschen. Es waren zwar unendlich glückliche Tage gewesen, trotzdem sehnte sie sich nach ihrem Reihenhaus, nach Tiger, nach ihrer Küche. Das Restaurant des Resorts war exquisit. Aber nichts ging über
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