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Ich koch dich tot: (K)ein Liebes-Roman

Ich koch dich tot: (K)ein Liebes-Roman

Titel: Ich koch dich tot: (K)ein Liebes-Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ellen Berg
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erster Gedanke, als sie aus einem tiefen Tal der Schmerzen wieder auftauchte, war Vergeltung. Wie du mir, so ich dir. Ein letztes Mal würde sie kämpfen. Würde diesen elenden Kerlvon der Bildfläche verschwinden lassen, der sie fast ertränkt und vergiftet hätte und der die Skrupellosigkeit besaß, sie ohne Bremsen auf die regennasse Autobahn zu schicken. Hau ihn weg!, befahl ihre dunkle Seite.
    Nichts überstürzen, meldete sich plötzlich eine andere, helle Seite in ihr. Was auch immer ihn getrieben hat, er ist eine verirrte Seele. Ihr liebt euch! Kämpfe nicht gegen Jan, kämpfe für eure Liebe!
    Hast du sie noch alle?, krakeelte die dunkle Seite. Der Typ geht über Leichen! Aber er hat sich geschnitten, wenn er denkt, dass er damit durchkommt. In dieser Disziplin bist nämlich du die Meisterin, liebe Vivi. Du hast vier Männer ins Grab geschubst, Checker sogar eigenhändig. Da wirst du doch wohl mit so einer Kanalratte wie Jan fertig. Er ist auch nicht besser als die anderen. Hat sich in dein Leben und in dein Herz geschlichen und will jetzt abräumen.
    Vivi ballte die Fäuste. Was hatte Tante Elfriede ihr noch geraten? Sie solle aufpassen, dass kein Mann ihr die Butter vom Brot nahm und dann auch den Rest aufaß? Von Tante Elfriede konnte man eine Menge lernen. Manche Männer gehen von selber, und wenn sie es nicht tun, muss man eben nachhelfen, hatte sie gesagt. Prima Gebrauchsanweisung für Schufte aller Art.
    Als Polizist hat Jan natürlich eine grandiose Tarnung gehabt, dachte Vivi. Doch nicht grandios genug für eine Frau, die sich mit der Durchtriebenheit von Männern auskennt und weiß: Die Schweine von heute sind die Schnitzel von morgen.
    Mit fahrigen Bewegungen streichelte Vivi Tigers Fell. Sie musste Jan zuvorkommen, bevor sie eins, zwei, drei die Stiefmütterchen von unten beguckte. Aber wie?
    Als sie Schritte auf der Treppe hörte, verkrampfte sich alles in ihr. Der Trick mit den Bremsen hatte nicht geklappt, nun stand die nächste Runde an: eine Suppe mit mörderischem Rezept. Und da war er wieder, der Soundtrack ihres vergurkten Liebeslebens: So ein Wahnsinn. Warum schickst du mich in die Hölle? Hölle, Hölle, Hölle!
    »Liebling, hier kommt die Minestrone!«, verkündete Jan bestens gelaunt. Er balancierte ein Tablett, auf dem ein Teller mit dampfender Gemüsesuppe stand. Daneben lag eine Stoffserviette. Hätte sie es nicht besser gewusst, sie hätte dies für eine liebevolle Geste gehalten.
    Unwillkürlich zog Vivi die Knie an. »Ich – äh, habe noch gar keinen Hunger. Gib mir eine halbe Stunde. Dann möchte ich mit dir unten am Tisch essen. Ich fühle mich kräftig genug.«
    »Du bleibst im Bett, keine Widerrede«, protestierte Jan, ganz der gestrenge Ehemann, der sich um seine schwangere Gattin sorgte.
    Ha! Was für eine elende Komödie!
    »Nein, Schatz, ich muss allmählich wieder auf die Beine kommen. Je länger ich hier rumliege, desto schwächer werde ich.« Vivi quälte sich ein Lächeln ins Gesicht. »In einer halben Stunde am Esstisch, sonst esse ich gar nichts.«
    Missmutig sah Jan sie an. »Na, gut, also in einer halben Stunde. Aber du gehst nicht allein die Treppe runter, ich komme dich holen. Du stützt dich auf mich, damit auch ganz bestimmt nichts passiert.« Damit trat er den Rückzug an.
    Ich muss die Wahrheit herausfinden, funkte Vivis Hirn. Ich muss die Wahrheit herausfinden, ich muss … Ihr Blick fiel auf Jans Laptop, der im Schlafzimmer stand. Er hatte ihn auf dieFensterbank gestellt, weil er seine Mails vom Bett aus erledigte, seit er Vivi versorgte. Wieder horchte sie, mit angehaltenem Atem. Man hörte Jans Stimme im Erdgeschoss. Offenbar telefonierte er mit einem Kollegen. Er telefonierte ohnehin ziemlich viel. Mit wem? Hatte er Komplizen? Oder war sogar eine andere Frau im Spiel?
    Lautlos stand sie auf und klappte den Laptop auf. Sobald sie ihn aktiviert hatte, erschien ein Fenster, in dem das Passwort abgefragt wurde. Hm. Sie versuchte, sich zu erinnern, wie viele Buchstaben er immer eingab. Es waren nur wenige, vielleicht drei oder vier. Aufs Geratewohl gab sie VIVI ein. Das Wunder geschah: Die Anmeldemaske verschwand, und ein Hintergrundbild baute sich auf: ein Urlaubsfoto, das Jan am Strand der Malediven zeigte. Bingo!
    Während Jan unten weiter telefonierte, klickte sich Vivi hastig durch seine Dateien. Es gab raue Mengen davon. Wo sollte sie anfangen? Ihr fehlte die Zeit für ausgiebige Recherchen! Jeden Moment konnte Jan zurückkommen! Auf einmal zitterten

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