Ich komme um zu schreiben
gehen würde, aber dann sah sie, dass er nur eine Reisetasche holte, die er vor der Tür abgestellt hatte.
Und das Zeug, das er daraus hervorholte, ermutigte sie nicht im Geringsten. Als sie beobachtete, wie ein Holzpaddel auf ihrem Bett landete, war sie kurz davor, laut zu schreien. Aber dann würde Cameron sie knebeln, und dann hätte sie nichtmal mehr die winzige Chance, ihm die Sache auszureden. Außerdem würden diese gottverdammten Spießernachbarn sowieso nicht reagieren. Eine sexsüchtige Pornoautorin, die sich die Seele aus dem Leib schrie? Kein Grund zur Unruhe!
Also unterdrückte Molly ihre Schreie und versuchte stattdessen, ruhig mit Cameron zu reden. „Okay, ich weiß schon, was du denkst. Du hast meine Bücher gelesen, und jetzt glaubst du, dass ich auf dieses Zeug stehe.“
„Nein, ich weiß, dass du drauf stehst“, konterte er fröhlich. „Aber es geht nicht um mich! Es geht um niemanden! Das sind frei erfundene Geschichten!“
Cameron warf ihr ein amüsiertes Haifischgrinsen zu und zog ein dünnes schwarzes Seil aus der Tasche, das er sich langsam um die Hand wickelte. „Jeder hier weiß, dass Gestohlene Küsse von diesem Ben Lawson und dir handelt. Also erspar mir diesen Scheiß von wegen frei erfunden.“
„Woher willst du denn bitte wissen, was alle denken?“
„Die Tribune, mein Schätzchen. Ich verfolge die Onlineausgabe schon seit geraumer Zeit. Was dachtest du denn, wie ich mich zwischen meinen Besuchen auf dem Laufenden halte?“
Molly erstarrte mitten in ihren Befreiungsversuchen. „Besuche? Du warst doch erst ein einziges Mal hier!“
„Ach komm schon, Molly. Deine kleinen Shows für mich haben dir doch genauso viel Spaß gemacht wie mir! Die hohen Absätze und die kurzen Röckchen … und dass ich dir zusehen durfte, als du deinen neuen Freund in seinem Truck gevögelt hast … Aber mittlerweile habe ich es wirklich, wirklich satt, nur zuzusehen.“
„Oh Gott“, flüsterte Molly erstickt. „Du warst die ganze Zeit über hier!“
„Nein, nicht die ganze Zeit. Diese Brenda hat mir ganz schön geholfen mit der Tarnung. Ich konnte mein Glück kaum fassen, als ich sie dabei erwischt habe, wie sie in deinem Hausherumgestöbert hat. Was für ein Zufall, dass mir eine echte Stalkerin über den Weg gelaufen ist, findest du nicht auch?“
„Als ob du kein richtiger Stalker wärst! Oh Gott, Cameron, hast du meine Bremsschläuche durchgeschnitten?“
„Jaja, ich geb ja zu, dass das ein bisschen zu viel des Guten war. Ich wollte doch nur, dass du zurück nach Denver kommst, Molly. Dich zur Vernunft bringen!“
„Indem du mich umbringst?“
„Nein, indem ich dir einen ordentlichen Schrecken einjage! Deswegen habe ich doch auch das Zündungskabel mit durchtrennt. Du dummes Lieschen, ich hätte dich doch nie mit kaputten Bremsen durch die Gegend fahren lassen.“
„Ach, na dann! Ich verstehe. Das ist natürlich vollkommen einleuchtend, wenn man ein durchgeknallter Irrer ist!“
Cameron verdrehte die Augen und schlüpfte aus seinem Mantel. Dann warf er Molly einen verzweifelten Blick zu. „Du brauchst wirklich einen Knebel.“
Molly schnürte sich vor Panik die Kehle zu. „Was?“
Er zog ein weißes Tuch aus seiner Tasche. „Jetzt mal im Ernst …“ Das Bett knarrte unter seinem Gewicht, als er sich mit trauriger Miene hinsetzte. „Ich habe sehr lange über dich nachgedacht, Molly. Als ich in der Tribune von deinem kleinen Hobby gelesen habe, habe ich alle deine Bücher runtergeladen. Gott, muss das hart für dich gewesen sein.“
Er wickelte sich das weiße Tuch um die Hand. Molly beobachtete ihn wie hypnotisiert.
„All diese Träume und Wünsche, all das unterdrückte Verlangen, das du mit niemandem teilen konntest – kein Wunder, dass du immer so distanziert warst. Aber als ich die Geschichte über mich gelesen habe, ist es mir wie Schuppen von den Augen gefallen. Ich …“
„Ganz ruhig, Brauner! Wovon zur Hölle redest du?“
„Dein neuer Roman! Der mit dem großen gnadenlosenMann des Gesetzes, der zufällig mitten in der Prärie lebt.“
„Ach komm schon, das soll doch wohl ein Witz sein! Im heißen Westen handelt nicht von dir, Cameron! Und von mir auch nicht! Ich stehe nicht auf solche Spielchen! Das musst du mir glauben! Du hast alles falsch verstanden, und …“
„Du bist so niedlich, wenn du lügst“, schwärmte er mit einem jovialen Lachen.
„Aber ich lüge nicht! Wirklich nicht! Das hier ist Kidnapping, und … Bitte, Cameron, hör auf
Weitere Kostenlose Bücher