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Ich komme um zu schreiben

Ich komme um zu schreiben

Titel: Ich komme um zu schreiben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Victoria Dahl
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um noch fahren zu können, aber offenbar zu viel, um mit Molly und ihrer Wespentaille zurechtzukommen.
    Es war doch einfach nicht zu fassen, dass er gerade mit einem mehr oder minder harten Schwanz mitten auf der Main Street stand! Gott, er war ein erwachsener Mann! Seufzend schwang er sich auf den Fahrersitz.
    Lori streckte ihre Hand zwischen den Sitzen hindurch und wedelte wild vor seinen Augen herum, um seine Aufmerksamkeit zu gewinnen. „Ben, glaubst du eigentlich auch, dass ich lesbisch bin?“
    „Äh …“ Er warf einen Blick in den Rückspiegel, der aber nur den Anblick von Loris schlaffer Hand preisgab. „Also … darüber hatte ich eigentlich nie nachgedacht! Warum fragst du? Versuchst du gerade, dich selbst zu finden, oder …?“
    „Ich will doch nur ein einziges nettes Date“, jammerte sie los. „Und zwar nicht mit irgend so einem Scheißkerl wie Ricky Nowell!“
    „Mhm.“ Über die Jahre hatte er herausgefunden, dass man im Umgang mit Betrunkenen am besten fuhr, wenn man so tat, als ob man vollstes Verständnis für ihre Sorgen hätte.
    „Falls du jemals über einen anständigen Typen stolperst, würdest du ihn bei mir vorbeischicken? Ich will einfach nur gern mit jemandem ins Kino, weißt du? Was ist so verkehrt daran?“
    „Nichts natürlich.“
    Molly verlieh ihrem tiefen Mitgefühl durch vehementes Kopfschütteln Ausdruck. „Ich hab nur Spaß gemacht, Ben. Du weißt schon, wegen dem Rummachen vor dir.“
    „Hab ich mir schon gedacht.“
    „Lori ist in Wahrheit nämlich gar keine Lesbe.“
    „Hab ich mir auch gedacht. Und da wären wir schon.“
    Lori plumpste vom Sitz und prallte dumpf gegen die Rückseite von Bens Kopfstütze.
    „Autsch!“
    Damit war auch die Frage geklärt, ob es besser war, sie zur Haustür zu bringen.
    Am Ende brachte er sie dann sogar bis zu ihrem Sofa. Als er wieder zum Truck zurückkehrte, hatte sich Molly auf dem Beifahrersitz zusammengerollt und blinzelte ihn schläfrig an.
    „Hi, Ben“, murmelte sie und verzog die Lippen zu einem müden Lächeln. Plötzlich machte sich ein ganz und gar unzuträglicher Gedanke in ihm breit: Genauso würde Molly Jennings wahrscheinlich nach einer langen Nacht voll gutem, hartem Sex aussehen. Und ehe er den verräterischen Dämon in seinem Kopf zum Schweigen bringen konnte, hatte er den Gedanken auch schon weitergesponnen. Morgen. Genauso wird sie morgen aussehen!
    Ben drehte den Schlüssel in der Zündung und hörte den Anlasser wütend aufkreischen. Ach ja, der Truck lief ja noch.
    „Stimmt was nicht mit deinem Truck?“
    „Er ist notgeil“, murmelte Ben.
    „Ach so.“ Wieder so ein wildes Nicken reinen Mitgefühls. Offenbar fand Molly seine Äußerung ausgesprochen sinnvoll.
    Obwohl er jedes einzelne Warnschild im Ort in und auswendig kannte, brach er jede einzelne Geschwindigkeitsbegrenzung, die sie passierten. Tagsüber mochte er der Logikprofessor sein, aber heute Nacht sah er sich mit einem ganz anderen Teil seiner Persönlichkeit konfrontiert. Mit Captain Notgeil, um genau zu sein. Und Captain Notgeil scherte sich nicht um Komplikationen, Geheimnisse und die Klatschspalte. Ben wusste zwar ganz genau, dass er sich schon morgen früh dafür in den Allerwertesten beißen würde, aber auch daswar ihm im Augenblick vollkommen egal. Er wollte Molly, jetzt, und zwar ohne Wenn und Aber.
    Ben hatte die zwei Stunden in der Bar zutiefst genossen. Denn was er dort gesehen hatte, war die alte Molly gewesen, die er damals, vor vielen Jahren, so gemocht hatte. Kindisch und unreif, kichernd und mädchenhaft, aber umgeben von einer Aura inneren Friedens.
    Ohne es darauf anzulegen oder es auch nur zu bemerken, zog sie mit ihrer unbeschwerten Art alle Blicke auf sich. Und sie hatte so viel gelacht. Ben selbst lachte nicht sonderlich oft, und manchmal dachte er, dass es ihm vielleicht guttun würde, eine Frau zu haben, die ihn zum Lachen brachte. Eine Frau wie Molly.
    Das plötzliche Flattern in seiner Brust erschreckte ihn fast zu Tode. Ben nahm den Fuß vom Gas und bremste auf vierzig ab. Wenn er sich jetzt nicht zusammenriss, würde er einen unverzeihlichen Fehler begehen. Er wusste doch überhaupt nichts über Molly! Nicht mehr, jedenfalls.
    Nachdem er in die Auffahrt abgebogen war, stellte er die Automatikschaltung auf Parken und wandte sich Molly zu. „Bitte erzähl mir, womit du deinen Lebensunterhalt verdienst!“
    Sie hob eine Braue. „Versuchst du meinen erhöhten Promillegehalt auszunutzen?“
    „Na klar! Du kennst

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