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Ich komme von Charlie!

Ich komme von Charlie!

Titel: Ich komme von Charlie! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
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idiotisch an. »Das ist eine Überraschung, Frieda — daß Sie
mich hier in einer so aufreizenden Garderobe mitten in der Nacht aufsuchen !«
    »Das klingt aber sehr
ängstlich, Larry .« In ihrer Stimme lag eine solch
klinische Sachlichkeit, daß ich mir wie ein unter einem Mikroskop
festgehaltener Käfer vorkam. »Bitte haben Sie keine Angst — sonst verderben Sie
alles !«
    »Ich bin nicht einmal nervös«,
sagte ich wahrheitsgemäß, »Nur neugierig. Wieso besuchen Sie mich mitten in der
Nacht in meinem Zimmer? Es kann sich doch nicht um so etwas Primitives wie
Leidenschaft oder ähnlich emotionell Bedingtes handeln? Also wollen Sie
vermutlich etwas von mir ?«
    Sie knipste die Lampe neben
sich aus und hüllte das Zimmer damit in Halbdunkel. Alles verbleibende Licht
stammte von der abgeschirmten Nachttischlampe, und sie malte phantastische
Schatten auf die Rabenschwingen, die die eisige Schönheit ihres Gesichts
umrahmten. Einen Augenblick lang wurde das Märchen Wirklichkeit, und ich
lauschte auf das Getrippel von Kobolden hinter mir.
    »Die Schneekönigin«, sagte ich
leise.
    Sie lächelte ein wenig. »Wenn
ich Sie berühre, werden Sie dann zu Tod erfrieren, Larry ?«
    »Ganz sicher.« Ich zuckte die
Schultern.
    Ihre Hände beschäftigten sich
ein paar Sekunden lang hinter ihrem Rücken und dann an ihrem Nacken. Der Kragen
lockerte sich, und ihre weißen Schultern schimmerten plötzlich, als der
Morgenrock über sie hinunterglitt. Dann machte sie eine geschmeidige Bewegung
mit dem ganzen Körper, und der Morgenrock raschelte in schockiertem Protest,
während er in tiefen Falten um ihre Knöchel fiel.
    Die Nachttischlampe verteilte
unparteiisch Licht und Schatten über ihren nackten Körper, über ihre kleinen,
runden Brüste, über die sanftgeschwungenen Hüften und
die zarten, schlanken Beine.
    »Ich habe gesagt, ich würde
ernsthaft überlegen, ob ich nicht Ihre Ansicht über die, wie Sie behaupten,
gefrorene Jungfrau ändern soll«, sagte sie gelassen. »Ich habe es mir ernsthaft
überlegt und bin zu dem Schluß gekommen, daß ich Ihre Ansicht wirklich ändern
muß .«
    Sie kam ohne Eile durch das
Zimmer auf mich zu, und ihr Körper bewegte sich mit einer geschmeidigen Anmut,
die meinen Atem stocken ließ. Gleich darauf blieb sie stehen, legte die Arme um
meinen Hals, und dann preßte sich ihr Körper heftig gegen den meinen.
    »Vorsicht vor der
Schneekönigin, wenn sie auftaut«, sagte Frieda und lachte. »Dann kommt die
Lawine !«
    Ich spürte, wie Begehren in mir
hochstieg, als ihre kühlen Lippen mit sanfter Liebkosung über die meinen strichen und schrie dann auf, als sich ihre scharfen Zähne
in meine Unterlippe gruben.
    Aus dem Zimmer nebenan kam ein
durchdringender Schrei, und wir fuhren auseinander wie Marionetten, an deren
Schnüren gezerrt wird.
    »Was, zum Teufel, war denn das ?« sagte Frieda mit zitternder Stimme.
    »Kate Dunne !« brachte ich mit erstickter Stimme hervor. »Der Totenschädel ist wieder da .«
    Im Nu war ich vor Kates Zimmer,
hämmerte gegen ihre Tür und rief ihren Namen. Ich hörte, wie der Schlüssel
umgedreht wurde und warf mich mit der Schulter gegen die Tür, so daß sie
aufflog. Es gab einen leichten Aufprall, gefolgt von einem unterdrückten
Schrei, und ich fragte mich während des Bruchteils einer Sekunde, die ich
brauchte, um as Zimmer zu kommen, ob es bereits für Kates
Rettung zu spät war.
    Da hockte jedoch ein
pfauenblaues und kornfarbenes Bündel auf dem Teppich
und beschwerte sich verbittert, daß ich, wenn ich sie schon ermorden wollte,
nachdem es einem anderen mißlungen war, dazu
ausgerechnet die Tür benutzen müßte? Mir wurde klar, daß dies den Aufprall und
den unterdrückten Aufschrei erklärte, als ich die Tür aufgestoßen hatte. Woher
hätte ich wissen sollen, daß sich Kate auf der anderen Seite befand?
    Ich half ihr hoch. Sie legte
ihre Arme um meinen Hals und lehnte sich zitternd gegen mich.
    Kurze Zeit später — während ich
noch damit beschäftigt war, Kate fest umschlungen zu trösten — räusperte sich
jemand hörbar hinter mir. Ich fuhr herum und sah Boris Sliwka im Türrahmen stehen, einen blaßgrünen Morgenrock über
einem schwarzseidenen Pyjama. Er sah aus wie ein Schurke aus einem deutschen
Stummfilm der zwanziger Jahre.
    »Ich habe den Schrei gehört«,
sagte er in entschuldigendem Ton. »Ich dachte, er sei echt und nicht nur Spiel
und Spaß. Verzeihung.«
    »Es ist okay, Towarisch .« Ich grinste ihn
verlegen an. »Kate ist von

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