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Ich komme von Charlie!

Ich komme von Charlie!

Titel: Ich komme von Charlie! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
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erleichtert.
    »Ich werde es dir zeigen !« Er winkte dem Barkeeper mit der Geste eines Großherzogs,
indem er das oberste Glied seines Zeigefingers höchstens einen halben
Zentimeter nach unten bog.
    »Darf ich Ihnen meinen Freund,
Mr. Baker, vorstellen«, sagte Boris feierlich zu dem Barkeeper. »Wenn Sie meine
Rechnung am Ende der Woche Mr. Baker vorlegen, statt der Hotelleitung, damit
sie meiner Gesamtrechnung beigelegt wird, so wird er sie Ihnen in bar bezahlen
und ohne Zweifel ein großzügiges Trinkgeld hinzufügen .« Er lächelte mir ermutigend zu. »Ist es recht so, mein guter Freund Mr. Baker ?«
    »Es ist eine verdammte Erpressung,
und das weißt du auch genau .« Ich erstickte beinahe an
meinen eigenen Worten. »Ja, es ist mir recht, Mr. Sliwka .«
    »Von nun an bis zum Ende der
Woche«, instruierte Boris den Barkeeper sorgfältig, »gießen Sie alles, was ich
trinke, in ein größeres Glas und verdreifachen den Inhalt .«
    »Jawohl, Sir«, sagte der
Barkeeper forsch.
    »In deinen masochistischen
Neigungen sind nebenbei auch noch eine ganze Menge sadistische enthalten«,
knurrte ich.
    »Bist du wütend auf mich, Larry ?« Seine Bernhardineraugen blickten mich an und schienen blutige Tränen zu weinen. »Ich dachte, du wärst stolz auf
mich, weil ich hier in Amerika soviel gelernt habe.
Man nennt so was >System der Freundschaft<. Stimmt’s nicht ?«
    »Mach dich nicht über mich
lustig, du Hinterlassenschaft eines vergessenen Regimes«, sagte ich in
mordlustigem Ton. »Dich eine ganze Woche lang unter Alkohol zu setzen ist eine
mehr als üppige Bezahlung für eine lausige kleine Adresse .«
    »Ich hätte nie gedacht, daß mir
einmal eine so wunderbare Freundschaft geschenkt würde«, murmelte er
tränenschwer. »Meine russische Melancholie läßt mich allein beim Gedanken daran
in Tränen ausbrechen. Aber hier darf ich nicht weinen. Die anderen Leute würden
es nie begreifen. Was kann ich tun, um mich zu fassen, mein liebster Freund ?«
    »Du kannst...«
    »Ich weiß es«, sagte er
schnell. »Barkeeper! Bringen Sie mir einen dreifachen Martini .«
    Ich fand das Haus schließlich
gegen vier Uhr am selben Nachmittag. Boris hatte mir die Adresse nach dem Lunch
gegeben. Ich holte meinen Wagen in der Garage an der Second Avenue ab und fuhr
tief ins Herz des Westchester Countys hinein. Zehn
Zentimeter hoher Schnee ließ die Landschaft schön erscheinen; und die
Schneelandschaft unterstrich noch die Abgeschiedenheit des Hauses, als ich die
fünf Kilometer von der nächsten Kleinstadt aus auf einer Art Feldweg dorthin
fuhr. Allerdings ließ der Schnee alles gleich erscheinen, so daß ich mir die
meiste Zeit über nicht sicher war, ob ich mich noch auf dem Weg befand oder auf
gerader Linie über das Land weg auf irgend jemands Scheune zusteuerte.
    »Wie eine Festung«, hatte Eddie
dem Lieutenant gesagt, und das war eine zutreffende Beschreibung. Der große
elektrisch geladene Zaun hob sich in grimmigem Kontrast gegen die weiße
Umgebung ab, so daß das Haus in der Entfernung wie ein Gefängnis wirkte.
    Ich blieb mit dem Wagen ein
paar Meter von dem verschlossenen Tor entfernt stehen und drückte ein paarmal
ungeduldig auf die Hupe. Nach einer kleinen Weile erschien ein
blauuniformiertes Individuum mit einem zerklüfteten Gesicht und starrte mich
finster an.
    »Machen Sie auf !« sagte ich in scharfem Ton. »Ich habe es eilig .«
    »Ja?« Er starrte mich weiter
an. »Und wer sind Sie ?«
    »Larry Baker —
Chefdrehbuchautor bei der Eddie
Sackville Show«, erklärte ich ihm in energischem Generaldirektorston .
»Eddie ist heute nachmittag mit der Probe zu LeFoes Beerdigung beschäftigt,
deshalb konnte er nicht selber herauskommen und hat dafür mich geschickt. Ich
habe eine Nachricht für seine Frau, die sehr dringend ist, hat Eddie gesagt .«
    »Ja ?« murmelte er unsicher. »Dann wird’s wohl okay sein, wenn Sie hereinkommen, Mr.
Baker. Ich werde im Haus anrufen und Sie anmelden .«
    Das Tor schwang ein paar
Sekunden später auf, und ich fuhr auf das Grundstück. Aus der Nähe besehen war
das Haus riesig und wirkte wie ein modernes Labyrinth, auf vier bis fünf
verschiedenen Ebenen gebaut und mit einer aufgelockerten Fassade aus Beton und
Glas. Als ich auf die mit Glas überdachte Veranda trat, umfing mich eine Woge
warmer Luft. Dann wurde die Haustür geöffnet, und ein würdiger Butler neigte
gravitätisch das Haupt.
    »Guten Tag, Sir .« Sein Akzent war so unglaublich britisch, daß ich einen
Augenblick lang

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