Ich komme von Charlie!
dachte, er mache sich über mich lustig. »Darf ich Ihnen Ihren
Mantel abnehmen ?«
»Danke .« Ich trat in die Eingangsdiele, und die Tür schloß mit einem leisen Seufzer
hinter mir. »Wie funktioniert das ?« fragte ich nervös.
»Mit Hilfe eines elektrischen
Auges, Sir«, sagte der Butler höflich. »Wenn jemand auf die Veranda tritt,
unterbricht er den Strahl, wodurch innen im Haus ein Warnsignal und zugleich
Warmluft ausgelöst werden, so daß im Haus kein unangenehmer kalter Luftzug
entsteht, wenn sich die Haustür öffnet. Sobald jemand das Haus betritt,
unterbricht er andere Strahlen, wodurch ein zeitlich eingestellter Mechanismus dafür
sorgt, daß die Tür sich nach acht Sekunden wieder schließt .«
»Sehr eindrucksvoll«, sagte
ich.
»Ja, Sir .« Er neigte kurz den Kopf. »So ist es .«
Während ich wartete, bis er
meinen Mantel aufgehängt hatte, wurde mir plötzlich bewußt, daß ich einem
Streichquartett lauschte, das Frühlingsrauschen spielte. Nach allem war man hier in letzter Zeit nicht aus dem Hause gegangen.
»Nun, Sir«, sagte der Butler,
»wollen Sie mir bitte folgen ?«
»Woher kommt die Musik ?« fragte ich. »Es klingt so, als ob man hier die Musiker in
die Wände eingemauert habe ?«
»Das ganze Haus ist mit
Stereoanlagen versehen, Sir«, erklärte er höflich. »Jedes Zimmer hat eine Reihe
von Wählanlagen, so daß man in dem betreffenden Raum entweder alles abschalten
oder auch eine bestimmte Platte oder ein Tonband abspielen kann, wie man will.
Im übrigen existieren genügend Tonbänder, um hundertundzweiundsiebzig Stunden spielen zu können, ohne
jede Wiederholung .«
Ein frostiges Lächeln tauchte
flüchtig auf seinem Gesicht auf. »Man könnte sagen, Sir, daß die Musik in
diesem Haus die ganze Zeit sich selbst vorspielt — und gelegentlich vielleicht
für jemanden, der zufällig zuhört .«
»Allerhand, das !« sagte ich respektvoll.
»Ganz recht, Sir .« Er wies mit einer Handbewegung auf eine schräge Rampe,
die von der Hauptdiele nach oben führte. »Soll ich vorausgehen, Sir ?«
»Ich bitte darum«, sagte ich.
»Keine Treppen?«
»Ganz recht, Sir. Mr. Sackville
hält nichts davon .«
Ich folgte ihm, während er
steten Schritts die Rampe emporstieg, bis wir nahe an der Spitze angelangt
waren, wo sich eine Art sechs bis sieben Meter breite Verkehrsspinne befand,
von der aus man sich für vier weitere Rampen entscheiden konnte — zwei, die in
entgegengesetzter Richtung aufwärts führten, und zwei andere, die ebenfalls in
entgegengesetzter Richtung abwärts führten.
»In diesem Haus verirrt man
sich ja rettungslos«, murmelte ich. »Wohin führt das alles ?«
»Diese da«, sagte er und
deutete auf die erste, nach unten verlaufende Rampe, »führt zu dem geheizten
Innenschwimmbecken, Sir. Die andere abwärts verlaufende zum Orgiensaal .«
»Zum was ?« sagte ich mit erstickter Stimme.
Er zuckte wahrnehmbar zusammen.
»Zum Orgiensaal , Sir. Mr. Sackville hat das ganze
Haus selber entworfen; und obwohl wir einen konventionellen Speisesaal auf
einer anderen Ebene haben, sind alle übrigen Räume für irgendwelche besonderen
Zwecke entworfen, und Mr. Sackville hat ihnen allen individuelle — und
gewissermaßen originelle — Namen gegeben.«
»Originell stimmt«, murmelte ich.
» Orgiensaal !«
»Wie Ihnen zweifellos bekannt
ist, Sir«, sagte er düster, »ist Mr. Sackville ein professioneller Humorist,
was meiner Ansicht nach die schrulligen, ja seltsamen Namen erklärt, mit denen
er die verschiedenen Räume bedacht hat. Diese Rampe«, er wies auf eine der nach
oben führenden, »führt zum Projektions- und Fernsehraum und zu dem darunter
liegenden Theater .«
Er ging auf die zweite aufwärts
führende Rampe zu. » Mrs. Sackville befindet sich im
Kontemplationsraum oben an dieser Rampe .«
»Wo sind denn die Schlafzimmer ?« sagte ich verwundert.
»Wir haben keine«, erwiderte er
prompt. »Da ist der Hauptruheraum auf der nächsten unteren Ebene und fünf
Gästeruheräume in dem Teil auf der letzten Ebene .« Er
seufzte leise. »Wir haben außerdem einen Eßraum , zwei
Küchenräume und einen«, seine Stimme zitterte vorübergehend, »Hobbyraum .«
»Es muß eines erheblichen Stabs
von Hausangestellten bedürfen, um das alles in Ordnung zu halten«, sagte ich
mitfühlend.
»Eigentlich nicht, Sir. Fast
alles wird elektronisch von einer zentralen Anlage auf der ersten Ebene aus
kontrolliert. Im Haus selbst gibt es nur staubfreie Luft, so daß zwei
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