Ich komme von Charlie!

Mädchen,
eine Köchin und ich leicht mit allem fertig werden .«
    Wir waren oben an der zweiten
Rampe angelangt, und ein riesiger Raum mit drei Glaswänden kam plötzlich in
Sicht. Er war aufs prächtigste mit einem dicken weißen Teppich ausgelegt, und
sieben oder acht Couches in verschiedenen Farben und Formen standen darin.
    »Der Kontemplationsraum, Sir«,
sagte der Butler sichtlich erleichtert.
    »Danke«, sagte ich.
    »Ich glaube, Sie werden Mrs. Sackville auf einer der Couches am hinteren Ende des
Raums ruhend vorfinden, Sir«, fügte er hinzu.
    »Ausgezeichnet!« Plötzlich kam
mir ein enervierender Gedanke. »Bitte, wie finde ich meinen Weg zur Haustür
zurück, wenn ich gehen möchte ?«
    »Sie können mich jederzeit
kommen lassen, Sir«, sagte er in beruhigendem Ton. » Mrs. Sackville wird sich bestimmt darum kümmern .«
    Sein Kopf neigte sich mir volle
fünf Zentimeter weit zu, und dann drehte er sich um, um gemessenen Schritts
wieder die Rampe hinunterzutraben. Ich trat langsam in den Kontemplationsraum,
wobei ich überlegte, daß Eddie ein Vermögen in diesem Haus angelegt haben
mußte; und doch konnte er meines Wissens in den letzten acht Monaten nicht mehr
als ein paar Wochenenden darin zugebracht haben.
    Ohne ersichtlichen Grund
blickte ich, als ich an der vierten Couch vorbeikam, auf und blieb abrupt
stehen. Dann begriff ich, warum Eddie dies hier den Kontemplationsraum nannte
und warum die einzige Einrichtung aus verschieden geformten Couches bestand,
die nur eins gemeinsam hatten: Sie waren alle dafür geschaffen, daß sich die
Leute darauf legten — nicht setzten — , so daß man, sofern man sich beliebig
lange in diesem Saal aufhielt, dies nur auf seinem Rücken liegend und zur Decke
starrend tun konnte.
    Die Decke war ein genau
nachgebildeter Miniaturnachthimmel. Die Sterne funkelten und glitzerten in den
richtigen Konstellationen in irisierender Farbe vor dem dunkelblauen
Hintergrund. Während ich hinaufblickte, zog ein elektronisch gesteuerter Komet
eine schnelle diagonale Leuchtspur von einer Ecke zur anderen.
    »Eddie wollte auch alle von
Menschenhand konstruierten Satelliten einsetzen«, sagte eine lustlose Stimme.
»Aber er verlor das Interesse daran, als die Russen zuerst mit ihrem Sputnik
aufwarteten .«
    Ich wandte mich der Richtung
zu, aus der die Stimme kam, und sah, wie sich ein Kopf über die Kante einer
Couch hob und mich ohne besonderes Interesse betrachtete.
    » Mrs. Sackville ?« sagte ich nervös. »Ich bin Larry Baker .«
    »Sie schreiben für Eddies
Show«, sagte sie und nickte müde. »Ich weiß, ich habe ihn Ihren Namen ein- oder
zweimal erwähnen hören. Er hält Sie für einen Taugenichts, der schreiben kann .«
    Ich ging langsam um das Fußende
der Couch herum, so daß ich Mrs. Sackville ganz sehen
konnte — der körperlose Kopf hatte etwas Entnervendes. Sie hatte dunkles Haar,
das ihr bis auf die Schultern fiel. Ihr Gesicht war ein bißchen zu dünn und
hungrig aussehend, so daß die elfenhaften türkisfarbenen Augen im Verhältnis
ein wenig zu groß wirkten. Ihr Mund hob sich wie ein scharlachroter Schlitz
gegen die Blässe ihrer Haut ab und war zu einem Ausdruck permanenter
Unzufriedenheit verzogen.
    Sie trug eine rosa Seidenbluse
und einen strohfarbenen geraden Rock mit einem abstehenden abstrakt gemusterten
Überwurf. Offensichtlich war das eine sehr teure Aufmachung, und sie hätte
darin eigentlich elegant aussehen müssen, was aber nicht der Fall war.
Vielleicht hatte sie in letzter Zeit sehr abgenommen, überlegte ich. Zwei
Stecknadelköpfe unter der Bluse bewiesen, daß sie nicht komplett flachbrüstig
war, und ihr Rock hing da, wo er sich eigentlich über ihren Hüften hätte
ausbuchten sollen, gerade herab. Ihre Beine waren hübsch geformt, aber quälend
dünn, als ob schon vor langem jegliches Fleisch von ihnen abgefallen wäre.
    »Ich weiß«, sagte sie gelassen,
»ich bin zu mager. Wer will schon eine Frau, bei der die Knochen herausstehen ?«
    Darauf wußte ich keine Antwort
und füllte deshalb die Zeit damit aus, umständlich eine Zigarette anzuzünden.
    »Mr. Baker, der Chefautor der Eddie Sackville Show — und er hat
eine dringende Nachricht von Mr. Sackville an dessen Frau — das hat man mir
jedenfalls ausgerichtet .« Ihre Unterlippe wölbte sich
geringschätzig. »Sie haben natürlich gelogen, Mr. Baker ?«
    »Ich mußte mir etwas ausdenken,
um an dem Burschen am Tor vorbeizukommen«, gestand ich. »Es war schrecklich
wichtig für mich, Sie