Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ich komme von Charlie!

Ich komme von Charlie!

Titel: Ich komme von Charlie! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
Vom Netzwerk:
tief Luft. »Das hat sie gesagt, ja? Eine Wucht?«
    »Sie kriegte hysterische
Lachkrämpfe, während sie mir das Ganze erzählte«, sagte ich wahrheitsgemäß.
»Wie Charlie ein paar seiner Leute als Polypen verkleidet habe in ihrer
Hochzeitsnacht, die die Braut um zehn Uhr abends aus ihrem Motelzimmer holten. Wie er dann eine mannstolle Amazone in das Zimmer des Bräutigams
geschickt habe, ein Muskelpaket, das den kleinen Komiker hätte verdreschen
können, selbst wenn man ihr eine Hand auf den Rücken gebunden hätte. Wie die
beiden falschen Polizeibeamten im genau richtigen Augenblick die Braut wieder
ins Zimmer gebracht hätten, die Amazone sei die, welche sie eigentlich suchten,
und dann mit ihr abgeschoben waren .«
    »Sind Sie deshalb
hierhergekommen ?« sagte Sandra schroff. »Nur um mir
diese Geschichte zu erzählen ?«
    »Im Grunde, ja.«
    »Was erwarten Sie von mir? Daß
ich mich vor Lachen schüttle und sage, das sei wirklich eine Wucht? So wie die
Blonde?«
    »Alles, was ich erwarte,
Sandra«, sagte ich, »ist die Antwort auf eine Frage. Stimmt die Geschichte ?«
    »Was spielt das für eine Rolle ?«
    »Wenn sie wahr ist, beweist
das, daß Charlie Renitz ein Typ ist, der an allen,
die ihn kränken, eine gemeine und bösartige Rache nimmt«, erklärte ich. »Dann
wäre es glaubhaft, daß er Eddie vor die Wahl stellt, er solle entweder einen
Monat lang seine Frau mit ihm, Charlie, an der Westküste zubringen lassen oder
er würde eines Morgens tot aufwachen. Aber wenn die Geschichte nicht stimmt —
wenn es etwas ist, das Charlie einfach erfunden hat, um sein eigenes Ego zu
beruhigen — dann scheint es mir eben, daß er mit LeFoes Ermordung nichts zu tun hat .«
    »Die Geschichte ist wahr«,
sagte sie mit dumpfer monotoner Stimme. »Genauso hat es sich abgespielt. Ich
hätte gleich wissen müssen, daß Charlie dahintersteckte, als mich diese
falschen Polizeibeamten aus dem Motel schafften. Aber ich war damals zu wütend,
um klar denken zu können. Ich kam erst hinter das Ganze — nämlich daß Charlie
die Hand im Spiel hatte — , nachdem sie mich etwa eine Stunde später wieder in
das Motel gebracht hatten und mich in das Zimmer schubsten, in dem Eddie und
dieses Frauenzimmer waren — «
    Sie hielt einen Augenblick lang
inne und schluckte krampfhaft. »Eddie war zu diesem Zeitpunkt fast am Rand des
Wahnsinns, aber wie Sie ganz richtig sagten, diese Frau war eine Amazone! Sie
hatte ihn sozusagen aufgespießt wie das Prunkstück in der Sammlung eines
verrückten Käfersammlers, und er war hilflos. Diese beiden Gauner, die Charlie
als Polypen verkleidet hatte, hielten das für furchtbar komisch, und sie lachten .«
    Sandras Stimme schwankte
erneut. Sie preßte den Handrücken gegen ihren Mund und schüttelte wild den
Kopf.
    »Ich sah den Ausdruck in Eddies
Gesicht, als er sie lachen hörte«, fuhr sie leise fort, »und ich sah, was sie
ihm damit antaten. Nachdem sie weg waren und die Amazone mitgenommen hatten,
bekam er eine Art hysterischen Anfall. Als er ihn schließlich überwunden hatte,
war mir inzwischen klargeworden, daß das Ganze von Charlie Renitz arrangiert worden war, und das machte ich Eddie klar. Es war so, ziemlich das
Schlimmste, was ich hätte tun können — er war außer sich vor Entsetzen. Bis
dahin hatte er vage angenommen, das Ganze sei eine Art Alptraum gewesen, der
sich nicht wiederholen würde; aber nun, da er wußte, daß Charlie dahinterstand,
nahm er an, daß es jederzeit wieder geschehen könne — unser ganzes Leben lang,
immer wieder.«
    »Das tut mir leid«, sagte ich
etwas sinnlos.
    »Haben Sie eine Zigarette für
mich ?« Sie wartete, bis ich sie ihr gegeben und
angezündet hatte. »Danke. Da war noch etwas. Eddie war überzeugt, daß die
beiden falschen Polypen mich ebenso behandelt hätten wie die Amazone ihn, und
er wollte mir nicht glauben, als ich ihm schwor, es sei nicht so gewesen. Eddie
verbrachte fast unsere ganze Hochzeitsnacht damit, vor mir auf den Knien zu
liegen — und zu weinen, weil er als Ehemann versagt habe, weil er mich nicht
hatte beschützen können, als ich ihn am meisten gebraucht hatte. Dann betrank
er sich und heulte und war bis spät in den folgenden Nachmittag hinein nicht
mehr ansprechbar.
    Ich war so weit, daß ich nicht
mehr viel ertragen konnte, ohne in denselben Zustand zu verfallen wie er. Ich
nahm den Wagen und fuhr zwei Stunden durch die frische Luft. Als ich
zurückkehrte, hatte Eddie unsere Koffer gepackt und zwei Plätze für

Weitere Kostenlose Bücher