Ich komme von Charlie!

dafür, daß
Sandra kein Leid geschah, und es passierte ihr auch wirklich nichts. Nur ihr
Stolz bekam einen Knacks, und genau das hatte Charlie bezweckt. Dann geschah
Eddie etwas Entsetzliches. Er wurde sozusagen vergewaltigt, von einer Amazone !« Luther grinste breit. »Wir wollen uns doch einmal
klarmachen, Larry — wenn dasselbe irgendeinem anderen Mann zugestoßen wäre, so
hätte er die Geschichte voller Stolz sein Leben lang überall herumerzählt! Aber
nicht so Eddie! Sandra hat behauptet, er hätte innerlich dadurch Schaden
genommen. Vielleicht könnte man sagen, Eddie war verrückt, bevor es passierte,
und hinterher noch ein bißchen verrückter?
    Die beiden kamen nach New York
zurück. Eddie, gejagt von seinen eigenen eingebildeten Ängsten, baute diese
Festung draußen in Westchester County und installierte Sandra dort. Bereits ein
Jahr später brachten die beiden einander zum Wahnsinn! Zwei Jahre später hatte
Sandra eine leidenschaftliche Affäre mit einem alten Liebhaber, Neil LeFoe . Eddie war ohnehin von zehn Wochenenden nur an einem
zu Hause, denn er hatte seinerseits eine leidenschaftliche, wenn auch sehr
diskrete Affäre mit der Sängerin in seiner Show .«
    »Wovon, zum Teufel, babbeln Sie
da eigentlich ?« schrie ich.
    »Hören Sie sich erst den Rest
der Sache an, Larry«, sagte Luther kurz. »Eddie will sich von Sandra nicht
scheiden lassen — oder zulassen, daß sie sich von ihm scheiden läßt — , weil er Angst hat, es könnte ihr ein größerer Anteil des
Vermögens zugesprochen werden als ihm selber. Sandra wird Eddie nie
davonlaufen, solange sie glaubt, sie hätte eine Chance, sich von seinem
Vermögen etwas unter den Nagel zu reißen. Also steht das Spiel patt.
    Aber dann hatte es Eddies
kleine Sängerin satt, die ganze Zeit über diskret sein zu müssen — mitten in
der Nacht in Hotelkorridoren herumzuschleichen — , und
das ließ sie ihn merken. Es konnte nicht lange dauern, bis sie ihm das
Ultimatum stellte — entweder das Verhältnis zu legalisieren, indem er seiner
Frau den Laufpaß gab, so daß er sie, die Sängerin,
heiraten konnte, oder sie würde der Affäre ein Ende machen.
    Etwa zu diesem Zeitpunkt
erschien Golland auf dem Schauplatz. Ich nehme an,
Eddie setzte ihn irgendwo im Haus ein und wies ihn an, auf alles zu achten, was
seine Frau anbetraf. Irgendwo mußte Golland dann Erfolg
gehabt haben und das Erpressungsmaterial gefunden haben, das jetzt hier auf dem
Tisch liegt — und Eddie ließ ihn zur Belohnung Sandra erpressen!
    Als die Sängerin verstärkten
Druck auf Eddie ausübte, kam er zu dem Schluß, die einzige praktische Lösung des
Problems bestünde darin, Sandra für immer loszuwerden. Und in seiner perversen
Genialität entwarf er einen schönen Mordplan, mit Hilfe dessen er nicht nur
seine Frau loswurde, sondern auch noch seinem Groll gegen ein paar alte Feinde
Luft machen konnte.
    Das erste Stadium bestand
darin, Golland den Schurken spielen zu lassen, der
mit den Worten >Charlie schickt mich< Eddie bedroht. Ein Schlag gegen
Charlie Renitz ! Inzwischen hat Eddie den Sketch
zurechtgebastelt, und mit Hilfe seiner kleinen Sängerin klappt alles perfekt.
Er ermordet kaltblütig den Liebhaber seiner Frau vor acht oder noch mehr Zeugen
und erntet auch noch deren Mitgefühl. So ziemlich alle Welt ist davon
überzeugt, daß er zum Opfer eines geplanten Mordes ausersehen war und rein
durch einen glücklichen Zufall gerettet wurde.
    Stufe zwei besteht darin, die
Sängerin als ausgesprochenes Unschuldslamm hinzustellen und den angeblichen
Mordplan gegen Eddie auf vollen Touren laufen zu lassen. Die Sängerin
behauptet, Golland schon einmal irgendwo gesehen zu
haben, erinnert sich aber im Augenblick nicht, wo. In derselben Nacht läßt sie
ihn in ihr Zimmer, wo sie eine Kugel in die Wand praktiziert, wartet dann eine
Stunde, nachdem er fort ist, und schreit sich danach die Lunge aus dem Leib.
Nach dem, was sie erzählt, hat Golland auf sie
geschossen, während sie vor ihrem Spiegel gesessen ist, und wieder steckt zum
Beweis eine Kugel in der Wand.
    Dann bereitet sich Eddie auf
die dritte und letzte Stufe vor. Sandra erleidet durch LeFoes Tod einen schweren Schock, der durch den Umstand, daß ihr eigener Ehemann ihn
aus Versehen umgebracht hat, verdoppelt wird. Nun wendet sich Eddie ihr zum
Trost zu und läßt gleichzeitig durchblicken, daß er seit langem von ihrer
Beziehung zu LeFoe gewußt hat und daß dessen Tod vielleicht
nicht so zufällig gewesen sei, wie es den