Ich komme von Charlie!
habe
ich sogar vorgeschlagen .«
»Interessant«, brummte Renitz . »Was, Luther?«
»Sehr«, sagte Luther vergnügt.
»Sehen Sie mal her .«
Er ließ die sorgfältig zerlegte
Brieftasche auf den Tisch fallen und glitt mit dem Finger unter den
aufgetrennten Einband, so daß man die Extraeinlage aus imprägnierter Seide
sehen konnte, die innerhalb des Einbands eine Geheimtasche bildete. Luther zog
den Inhalt heraus, entfaltete ihn und glättete die Falten.
»Der Kerl hieß Timothy Golland — so unwahrscheinlich es klingt. Er hatte eine
Schwäche für Pferderennen und Frauen«, sagte Luther. »Er hatte genau sechzehn
Dollar in bar bei sich und keine Kreditkarten. Es hört wohl niemand zu, oder ?«
»Nein«, sagte Charlie in
scharfem Ton. »Wissen Sie, was wir hier haben ?«
»Ich werde es im einzelnen für Sie aufführen, wenn Sie wollen«, sagte Luther
selbstzufrieden. »Ein Foto von Sandra Mace, als sie ein bißchen jünger und —
nach dem, was Baker uns erzählt hat — ein bißchen rundlicher war, mit der
Widmung: Meinem Liebling und
wundervollen Liebhaber Neil! Dein für alle Ewigkeit, Sandra. Datum
Juni neunzehnhundertsechzig. Dann ist da ein Brief mit Datum von vor zwei
Monaten, der beginnt: Meine
geliebte, angebetete Sandra... Dann geht es im selben Stil weiter
und endet damit, daß der Schreiber sie am nächsten Mittwoch aufsuchen wolle,
vorausgesetzt, daß E. keinen Strich durch die Rechnung mache, und das Ganze ist
mit Neil unterschrieben.
Dann haben wir schließlich noch ein schmieriges Blatt Briefpapier mit zwei
Zahlenkolumnen. Die erste Kolumne besteht aus Daten, und die zweite, mit
Überschrift Mrs. S., ist eine Liste mit verschiedenen
Geldsummen, die entsprechend den Daten eingetragen sind. Stimmt’s ?«
»Sie haben mich reingelegt !« sagte Charlie entrüstet. »Deshalb haben Sie Baker auch
aufgefordert, mir von Sandra zu erzählen, nur um mich abzulenken .«
»Es wäre nicht gut, wenn wir
allzu ehrlich wären, Charlie. Nicht wahr ?« murmelte
Luther. »Okay, was bedeutet das also alles ?«
»Dieser >Neil< muß Neil LeFoe sein«, sagte ich.
»Stimmt !« sagte Charlie und nickte.
»Und dieser Brief ist so gut
wie ein Beweis dafür, daß er der Handelsvertreter ist, von dem die Wachmänner
geredet haben«, fügte ich hinzu, »der, welcher in regelmäßigen Abständen Mrs. Sackville aufsuchte .«
»Er war mit ihr in Hollywood
befreundet, bevor sie unter Charlies geschulte Aufsicht kam«, sagte Luther
freundlich. »Und als er in den Osten fuhr, um mit Sackville zusammenzuarbeiten,
erinnerte er sich daran, daß dessen Frau eine alte Spielkameradin von ihm war —
und erneuerte die Verbindung .«
»Offensichtlich hat Golland Sandra mit dem Brief und dem Foto erpreßt«, sagte
Charlie. »Aber wie hat er beides überhaupt in die Finger bekommen ?«
»Vielleicht hat er einmal für die
Sackvilles gearbeitet ?« sagte ich erwartungsvoll.
»Vielleicht war er einer der Wächter? Er schien nicht der Typ, der sich die
Gelegenheit entgehen ließ, mit einem Läusekamm durchs Haus zu gehen, wenn er
eine Möglichkeit dazu fand. Was meinen Sie ?«
»Stimmt«, sagte Charlie
ungeduldig.
»Da steckt mehr dahinter —
wesentlich mehr«, sagte Luther.
Ich wartete darauf, daß er
fortfuhr, aber er schwieg. Die Stille wurde unbehaglich, und dann wurde mir
bewußt, daß mich die beiden eindringlich betrachteten.
»Was habe ich getan ?« murmelte ich.
»Larry«, sagte Luther und
lächelte vage, »wir wollen, daß Sie als erster den Versuch unternehmen — sehen
Sie zu, was Sie aus dem Mord und den Mordversuchen zusammenbasteln können — ,
denn Sie haben die ganze Zeit über einen Orchestersitz gehabt und Sie kennen
die beteiligten Leute wesentlich besser als wir.«
»Okay.« Ich räusperte mich
verlegen. »Fangen wir von vorn an. Wer konnte an Sackvilles Tod interessiert
sein ?«
»Larry?« Luthers Stimme klang
leicht heiser, als er sprach. »Wenn Sie wirklich von vorn anfangen wollen, dann
war da dieser Gauner mit seinem >Charlie-schickt-mich<- Golland — , den — Charlie
keineswegs geschickt hat! Dann war da ein Mord — und das Opfer hieß Neil LeFoe !«
»Aber das war ein Irrtum !« protestierte ich. »Das lag nur daran, daß Kate Eddie mit
dem ersten Schuß verfehlt hat, daß der zweite — der LeFoe getötet hat — überhaupt abgefeuert wurde .«
»Das müssen Sie mir erst
beweisen«, sagte Charlie kalt.
»Mir auch«, echote Luther.
»Nun ja«, sagte ich verbissen,
»jemand hat zwei wirkliche
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