Ich krieg dich!: Menschen für sich gewinnen - Ein Ex-Agent verrät die besten Strategien (German Edition)
Lagerhalle im Hamburger Hafen endete. Der Mieter dieser Halle hieß Tichow. Als Hauptmieter verpachtete er Teilflächen an verschiedene Auftraggeber aus Russland, Georgien, der Ukraine, aber auch aus Asien und dem Rest der Welt. Die Halle war durch gelbe Linien am Hallenboden in Parzellen unterteilt — eine nahezu perfekte Konstruktion, um »heiße« Ware zu lagern. Im Zweifelsfall konnte man behaupten, von nichts etwas zu wissen. Hundert andere konnten als Täter infrage kommen. Hier einen gerichtsverwertbaren Nachweis zu führen, war eine echte Herausforderung. Aus den zahlreichen Meldungen verschiedener Quellen wussten wir bald, dass Tichows Verbindungen definitiv in die russische Mafia führten und, wenn wir Glück hatten, zu Wladimir L. Aufgrund der technischen Überwachung wussten wir zudem, dass Tichow hin und wieder etwas Rauschgift abzweigte.
Bessere Bedingungen konnten wir uns kaum wünschen.
Ihre sechste Mission
Krisenmanagement: Konflikt als Chance
Der Agent bewegt sich sicher im Umgang mit Konflikten. Er weiß, dass solche Situationen die beste Möglichkeit darstellen, das in ihn gesetzte Vertrauen zu bestätigen. Der Agent entwickelt ein feines Gespür für die Nutzbarkeit von Konfliktsituationen zur Vertrauensvertiefung und Bindungsfestigung.
Konflikte gehören zum normalen Leben. Das muss so sein, denn jeder Mensch ist anders, und deshalb entstehen immer wieder Situationen, in denen Menschen unterschiedlicher Meinung sind. Konflikte bergen eine Gefahr: Sie können Vertrauen zerstören. Und eine Chance: Sie können Vertrauen aufbauen. Als Agent heißen Sie Konflikte willkommen: Sie nutzen sie zur Vertrauensbildung.
Krisen in Beziehungen sind besonders gefährlich — und förderlich. Wie kleine Prüfungen verleihen sie einer Beziehung bei erfolgreicher Bewältigung eine besondere Qualität, mehr Nähe und Tiefe. Wir können anderen zeigen, dass wir auch in heiklen Situationen fair und loyal zu ihnen stehen — wie schon das Sprichwort sagt: In der Not erkennst du den wahren Freund.
Manchmal reagieren wir zu spät auf Störungen im Miteinander. Im empfindlichen Gewebe einer frischen Freundschaft können solche Verzögerungen für nie mehr heilende Risse sorgen. Warten Sie nicht zu lange, wenn Sie den Eindruck haben, dass die Vertrauensbasis ins Wanken gerät. Es wird kein Gras über die Sache wachsen. Wo Vertrauen gefährdet ist, empfiehlt sich schnelles
Eingreifen. Verzichten Sie auf Vorwürfe und Beleidigungen. Das heißt nicht, dass Sie anderen keine Vorschläge unterbreiten, wie Dinge Ihrer Ansicht nach besser geregelt werden können, oder niemals aussprechen, was Sie auf die Palme bringt. Doch werfen Sie nicht mit Kokosnüssen. Als Agent sind Sie sich jederzeit darüber bewusst, dass Unstimmigkeiten die Vertrautheit verletzen können — gerade wenn eine Beziehung noch jung ist. Je länger man sich kennt, desto mehr hält man aus. Richtig gute Freunde dürfen sich auch mal deftig beschimpfen. Das gilt nicht als Gefahr für die Freundschaft, sondern eher als Freundschaftsbeweis. Solange Sie sich jedoch noch nicht in diesen wunderbaren Gefilden tummeln, wo Kokosmilch und Honig fließen, bleiben Sie auf der Hut.
»Vor jedem Konflikt- bzw. Kritikgespräch muss sich der V-Mann-Führer über sein Ziel (Was möchte ich erreichen?) im Klaren sein und sollte auch eine Zeitvorstellung für den Ansatz des Gesprächs haben, damit es nicht zu Endlosdiskussionen kommt. Zu Gesprächsbeginn ist ein positiver Kontakt, eine entspannte und offene Atmosphäre herzustellen. Im Gespräch ist von Tatsachen auszugehen. Es dürfen keine Gerüchte, Meinungen oder Hörensagen vorgehalten werden. Andererseits darf aber auch nichts bagatellisiert, übertrieben oder entschuldigt werden. Kritik kann kein Monolog sein.«
Quelle: Nachrichtendienstpsychologie, Band 1
Konflikt heißt im weitesten Sinne, dass zwei unterschiedliche Sichtweisen aufeinandertreffen und es auf den ersten Blick so aussieht, als wären sie nicht miteinander vereinbar. Als Agent wissen Sie natürlich, dass dem nicht so ist. Meistens. Hin und wieder passiert es uns, dass wir kurzzeitig vergessen, dass wir
nicht allein auf der Welt sind und demnach im Extremfall eine zweite Meinung existieren könnte. Das kommt in den besten Häusern und je nach Temperament auch mal häufiger vor. Deshalb: Fenster und Türen auf. Blickwinkel erweitern, Perspektive wechseln. Sie wissen ja bereits: Die Realität, die unserer Meinungsbildung zugrunde liegt, ist
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