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Ich lebe lebe lebe - Roman

Ich lebe lebe lebe - Roman

Titel: Ich lebe lebe lebe - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alison McGhee
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Spätnachmittagssonne. Wenn ich aussteige, werde ich den lockeren Boden unter ihnen spüren. Er wird nachgeben unter meinen Füßen, die nackt sind, weil ich so die Pedale besser fühle. Je besser das Gefühl, desto besser die Reaktion. Dachte ich. Aber ich hatte falsch gedacht, es hat nicht funktioniert.
    »Bist du im Leerlauf ?«, fragt er.
    Er greift durchs Fenster und legt die Hand auf den Schalthebel. Wackelt damit herum.
    »Leerlauf«, sagt er. »Lass mal den Motor an.«
    Ich drehe den Schlüssel in der Zündung, und der Datsun startet wieder mit einem leisen, geduldigen Geräusch. Vielleicht hat er es mir nicht übel genommen, dass ich ihm diese kreischende Schalttortur zugemutet habe. Vielleicht weiß er, dass ich nur versuche dahinterzukommen. Tom geht vorn ums Auto herum und hält eine Hand hoch, so als reichte seine Hand allein schon aus, um den Truck daran zu erinnern, dass er im Leerlauf steht und daher wegrollen kann, dass er aber nicht wegrollen darf, wenn ein Mensch vor ihm vorbeigeht. Die Beifahrertür geht auf, und Tom sitzt neben mir.
    »Okay, Rose.«
    Er legt seine Hand auf meine Finger, die immer noch den Knauf des Schalthebels umklammern.
    »Komm schon.«
    Er löst meine Finger, einen nach dem anderen, vom Knauf. Dann legt er die Hand wieder darauf und lässt jeden Finger wackeln.
    »Achte darauf, dass die Hände ganz locker sind«, sagt er. »Beim Fahren mit Knüppelschaltung ist das ganz wichtig. Je mehr du nachdenkst über das, was du tust, desto weniger schaffst du's. Verlass dich ganz auf deinen Instinkt.«
    Seine Hand fühlt sich warm an auf meiner. Um uns herum schwanken die jungen grünen Blätter im Sommerwind, streichen zart übereinander, und der Gesang der Grillen steigt auf ins dämmrige Licht und entschwindet.
    »Mit Gefühl Gas geben, Kupplung mit Gefühl kommen lassen«, sagt Tom.
    Die Sonne geht langsam unter. Lange Schatten der Maisstängellegen sich auf die Motorhaube. Stück um Stück fahre ich ans Ende des Feldes.
    »Bremsen, langsam.«
    Ich bremse, langsam.
    »Und jetzt vorwärtsfahren, langsam.«
    Ich fahre langsam vorwärts.
    Aber dann, am Ende des Feldes, sieht die Sache wieder ganz anders aus. Um rückwärtszufahren, muss man den Hebel erst ganz nach rechts und dann nach vorn drücken. Nach der Zeichnung auf dem Knauf kann man sich nicht richten.
    »Vergiss die Abbildung, Rose. Mach's nach Gefühl.«
    Ich soll die Augen schließen.
    »Fahr«, sagt er. »Hier ist sowieso nichts, wo du gegenfahren könntest, hier am Ende vom Maisfeld. Mach die Augen zu, du fühlst schon, wo der Hebel hinsoll.«
    Ich schließe die Augen. Ich bewege den Schalthebel ein Weilchen, vor und zurück, nach rechts und nach links. Ich lausche dem schleifenden Geräusch der langen grünen Blätter der Maispflanzen, die tief über der Motorhaube des kleinen roten Datsun hängen, während wir vorwärtsstottern.
    »Fahr weiter. Mach einen Versuch mit dem Mais«, sagt Tom. »Fahr eine Reihe um.«
    Ich mache die Augen auf. Die schrägen Strahlen der untergehenden Sonne fallen durch den Mais, der sich vor uns ausdehnt. Wir sind am Ende des Feldes, hinter uns der Wald, vor uns die schwankenden grünen Stängel. Die Sonne steht schon unterhalb des höchsten Laubes, die Luft badet in sanftem Rosa und Orange und Blau, den Farben eines zu Ende gehenden Tages.
    »Versuch's einfach, Rose. Ein bisschen Mut zum Abenteuer.«
    Tom lächelt mir zu. Der Mais gehört William T. Er pflanzt ihn bloß zu seinem Vergnügen an, sagt er, es macht ihm so einverfluchtes Vergnügen, den hohen grünen Wellen zuzusehen. Aber ich weiß, es ist mehr als das. Er verfüttert den Mais an seine Tiere, seine Schar lahmer Vögel, die er in seiner verfallenen Scheune hält – Hühner, Gänse, Enten.
    »Das ist bloß Futtermais. Mäh ihn um. Was hält dich noch?«
    Der bloße Futtermais erstreckt sich vor mir, wiegt sich leicht in dem Wind, der manchmal unmittelbar vor Sonnenuntergang auffrischt, wenn die Welt ganz still wird angesichts des vergehenden Lichts. Bloß Futtermais, sicher, aber William T.s Futtermais.
    »Mach schon«, sagt Tom.
    »Nein, ich will nicht.«
    Er sieht mich an. Ich sehe ihn auch an, aber nur ganz kurz. Als William T.s Sohn noch lebte, da ist er – der Sohn – manchmal mit dem Truck an unserem Haus vorbeigefahren, und wenn wir gerade draußen auf dem Rasen waren, dann hat er den Arm aus dem Fenster gestreckt und gewinkt und uns etwas zugerufen. Manchmal hat er auch gesungen. William T.s Sohn sang wahnsinnig

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