Ich leg dir die Welt zu Fuessen
halten.
Lizzy kochte vor Wut, doch mit wütendem Vorpreschen kam sie bei Louis nicht weiter. In seinen Augen hatten Frauen sanfte, anmutige, gefügige Wesen zu sein, sonst gab er sich gar nicht mit ihnen ab.
Während der Zugfahrt nach London gelang es ihr, Rose am Telefon mit einer Notlüge Louis Jumeaus Londoner Adresse zu entlocken. Es stimmte zwar, dass sie ihn dringend vor den Weihnachtsferien noch sprechen wollte, aber bestimmt nicht wegen einer versprochenen Spende für ihre Schule. Immerhin bekam sie sogar seine Handynummer, obwohl die, wie Rose betonte, nur einem auserwählten Kreis von Leuten zugänglich war.
Lizzy unterdrückte ein zorniges Lachen. Für wen hielt der Mann sich? Und wäre es nicht lustig, ihm eine Flut unerwünschter Anrufe zu bescheren, indem sie seine Nummer im Internet verkaufte?
Am nächsten Tag war ihr nicht mehr nach Lachen zumute. Sie war mit Louis zum Dinner verabredet. Vermutlich hatte er nur aus Neugier zugesagt.
Nach der Schule hatte sie diverse Boutiquen abgeklappert und sich ein Outfit zugelegt, das so untypisch für sie war, dass sie kaum wagte, es anzuziehen.
Der rot-weiß karierte Minirock schmiegte sich eng um ihre Hüften und betonte ihre schlanken, gut geformten Beine. Das farblich passende knallrote Stretchtop war nicht allzu tief ausgeschnitten, brachte aber reizvolle Kurven zum Vorschein, von denen sie gar nicht gewusst hatte, dass sie sie besaß. Und seit heute war sie stolze Besitzerin eines Paares sehr hochhackiger Stiefeletten, die, wie sie zugeben musste, gar nicht so übel aussahen. An ihrem Mantel und ihrer Tasche konnte sie nichts ändern, aber die Kappe aus Fellimitat war trendy.
Sie kam absichtlich zu spät, um sicherzustellen, dass Louis schon da war.
Und tatsächlich saß er in einer ruhigen Ecke des vornehmen französischen Lokals, einen Drink vor sich und in die Lektüre der Financial Times vertieft. Lizzy atmete tief durch, nahm all ihren Mut zusammen und ging entschlossen auf ihn zu. Als sie merkte, wie viele Blicke ihr folgten, konnte sie zum ersten Mal verstehen, warum Maisie, Leigh und sogar Rose so verrückt nach schicken Klamotten waren. Sie kam sich sehr sexy vor in ihrem kurzen Rock, dem engen Top und mit offenen Haaren, die ihr lang über den Rücken fielen.
Louis sah erst auf, als sie direkt vor ihm stand. Der Ausdruck von Überraschung und Bewunderung, der über sein Gesicht huschte, erfüllte sie mit heimlicher Freude.
„Sorry, ich stand im Stau.“
„Den haben Sie wohl selbst verursacht.“
Errötend nahm sie Platz.
„Hübsches Outfit“, bemerkte er.
„Ach, das ist alt.“ Sie war dankbar für die Ablenkung, als der Kellner ihr die Speisekarte präsentierte und ihr Wein einschenkte. Doch nach einer Weile höflichen Small Talks, unter anderem über die Weihnachtsfeier an ihrer Schule, entspannte sie sich allmählich.
Allerdings war sie sich überdeutlich der langen Männerbeine unter dem Tisch bewusst, die nur Zentimeter von ihren entfernt waren. Bei jeder flüchtigen, unabsichtlichen Berührung zuckte sie zusammen.
„Also …“, Louis lehnte sich bequem zurück, „verraten Sie mir jetzt den Grund unseres Treffens? Oder wollten Sie mir nur vorführen, wie sexy Sie sein können?“
Ausführlich musterte er jedes Detail an ihr: ihre hohen, vollen Brüste – voller, als ihre zierliche Gestalt vermuten ließ –, ihre schmalen Hände, ihr kluges, eigenwilliges Gesicht, das nicht klassisch schön, aber sehr einnehmend war. So einnehmend, dass er es immerzu ansehen musste. Was ihn ziemlich verwirrte.
„Das ist Ihnen auf jeden Fall gelungen“, setzte er hinzu. „Sie sehen atemberaubend aus. Dieses Oberteil steht Ihnen ausgezeichnet. Und Sie sollten Ihr Haar immer offen tragen. Fühlt es sich so weich an, wie es aussieht?“ Schon beugte er sich vor, um eine ihrer dunklen Locken zwischen die Finger zu nehmen. Lizzy stockte der Atem. Was machte dieser Mann nur mit ihr?
Energisch fasste sie ihr Haar im Nacken zusammen. „Ich bin nicht hier, damit Sie mich sexy finden.“ Nein? „Ich dachte, wir hätten geklärt, dass wir kein Interesse aneinander haben. Und hören Sie auf, mich so anzustarren.“
„Wenn Sie sich in dieser Aufmachung präsentieren, müssen Sie damit rechnen, dass man sie anstarrt.“
„Ich wollte mit Ihnen über Rose sprechen. Über Rose und Nicholas.“ Sie wartete, bis der Kellner das Essen serviert hatte, bevor sie kleinlaut einräumte: „Es stimmt, was Sie über meinen Vater gesagt haben. Er ist
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