Ich leg dir die Welt zu Fuessen
wirklich etwas knapp bei Kasse.“ Nervös befeuchtete sie ihre Lippen und sah zu Louis hinüber, der jetzt wieder kühl und unnahbar wirkte. „Er hat sich verspekuliert und musste eine Hypothek auf das Haus aufnehmen. Ich weiß, wie das für Sie aussehen muss.“
Louis schwieg. Wenn sie ihn auch nur ein kleines bisschen besser gekannt hätte, hätte ihr klar sein müssen, dass Betteln bei ihm keinen Sinn hatte. Er trank einen Schluck Wein und begann zu essen, neugierig, was sie ihm noch auftischen würde.
„Sie hatten von Anfang an Vorurteile gegen meine Familie. Und jetzt, nachdem Sie in den Angelegenheiten meines Vaters herumgeschnüffelt haben, fühlen Sie sich in Ihrer schlechten Meinung noch bestätigt. Ich wette, Sie sind auch noch stolz darauf.“
„Das Thema hatten wir schon, Lizzy. Und Erkundigungen über jemanden einzuziehen, ist nichts Ungewöhnliches. Es ist immer gut, sich ein umfassendes Bild zu machen.“
„Sie wollen sich kein umfassendes Bild von uns machen. Sie sehen nur, was Sie sehen wollen!“, fauchte sie ihn an, zornig mit den Händen in der Luft herumfuchtelnd.
Normalerweise war ein solches Verhalten ein Grund für Louis, das gemeinsame Dinner abrupt zu beenden. Er hasste Szenen in aller Öffentlichkeit. Obwohl es ihm eigentlich egal war, was andere von ihm dachten.
Doch Lizzy, mit ihren vor Eifer geröteten Wangen, ihren schmalen, anmutigen Handgelenken unter den hochgeschobenen Ärmeln und ihren wilden dunklen Locken, faszinierte ihn. Außerdem stieß sie im Eifer des Gefechts mit ihren Knien an seine, was äußerst angenehme Reaktionen bei ihm auslöste.
„Rose weiß von nichts. Sie ist völlig ahnungslos!“
„Vielleicht machen Sie ja viel zu viel Wirbel um die Sache. Schmeckt es Ihnen? Sie haben kaum etwas gegessen.“
„Danke, sehr gut.“ Schuldbewusst führte sie einen Bissen zum Mund. „Aber wie meinen Sie das, ich mache zu viel Wirbel?“
„Sie scheinen sich der Illusion hinzugeben, dass Rose und Nicholas auf den Traualtar zusteuern.“
„Wieso? Hat Nicholas gesagt, dass er sich von Rose trennen will?“
„Er hat sich mir gegenüber weder in der einen noch in der anderen Weise geäußert. Nicholas ist hier, um einen Auftrag auszuführen. Und obwohl seine Familie aus Berkshire stammt, ist er an das Leben in der Großstadt gewöhnt.“ Louis zuckte die Schultern, die lässige Geste eines Mannes von Welt, an dessen Urteil es nichts zu rütteln gab. „Er muss sich dort vorkommen wie am Ende der Welt. Kein Wunder, dass er sich in das nächstbeste hübsche Mädchen verguckt.“
„Sie meinen, Rose sei für ihn nur ein Zeitvertreib?“
„Ich meine, Ihre Schwester sollte sich nicht einbilden, sie höre schon die Hochzeitsglocken läuten. Und Ihre Eltern sollten nicht glauben, sie könnten ihre finanziellen Probleme durch einen reichen Schwiegersohn lösen.“
Sein herablassender Ton brachte Lizzy auf die Palme. Für ihn war es ein Leichtes, hier zu sitzen, sie aus seinen schönen dunklen Augen träge anzublinzeln und sich über die kleine schottische Landpomeranze lustig zu machen, die sich Hoffnungen auf den Sohn aus reichem Hause machte. Wann hatte er jemals Geldsorgen gehabt? „Das tun sie auch nicht“, sprang sie für ihre Eltern in die Bresche.
Louis hob erstaunt die Augenbrauen. Sie war anziehend, aber nicht anziehend genug, um ihn darüber hinwegzutäuschen, was hier vorging.
War es denn Zufall, dass Nicholas sich ausgerechnet in ein Mädchen verliebte, dessen Eltern finanziell in der Klemme saßen? Wobei sich erst jetzt herausgestellt hatte, wie groß die Klemme tatsächlich war. Und war es nicht mysteriös, dass Rose, die sich zunächst wie ein schüchternes Mauerblümchen verhalten hatte, plötzlich in Crossfeld House Tisch und Bett mit Nicholas teilte? Es sah ganz so aus, als hätten ihre Eltern sie ermuntert, die Sache voranzutreiben.
Schon möglich, dass Lizzy nicht in alle Einzelheiten dieser Intrige eingeweiht war. Aber war das sein Problem?
„Sie glauben nicht an die Liebe“, stellte sie leicht verbittert fest, und er lachte.
„Ich glaube an sexuelles Verlangen und an die Institution der Ehe.“
„Aber Sex ist doch keine Grundlage für eine Ehe. Irgendwann vergeht der Reiz.“
Louis bestellte gut gelaunt zwei Tassen Kaffee. Diese Unterhaltung war schon eher nach seinem Geschmack. „Aber es ist ein guter Anfang, oder? Nicht, dass ich mir bisher viele Gedanken über die Ehe gemacht hätte.“
Lizzy, die jetzt erst merkte, dass sich
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