Ich leg dir die Welt zu Fuessen
nichts über seinen Charakter aus.“
„Das weiß ich doch.“
„Und außerdem …“, er senkte die Stimme, was nicht nötig gewesen wäre, denn Maisie und Leigh saßen inzwischen vor dem Fernseher und verfolgten gebannt ihre Lieblingsserie, „… ist unsere Lage gerade ein wenig angespannt. Ein paar Fehlinvestitionen, weißt du. Wir mussten eine Hypothek auf das Haus aufnehmen. Es käme nicht ungelegen, wenn Rose Nicholas heiraten würde. Ich könnte ihm ein Geschäft vorschlagen, das uns möglicherweise retten würde.“
„Aber kein Sterbenswörtchen davon zu Rose“, mahnte ihre Mutter. „Wir erzählen dir das nur, weil du ein vernünftig denkender Mensch bist. Maisie und Leigh haben ihre Köpfe in den Wolken, und zum Glück ist Vivian nicht da, um uns eine Moralpredigt zu halten. Und Rose hat doch wirklich ein Quäntchen Glück verdient.“
„Mit anderen Worten, ihr wollt Rose mit Nicholas verkuppeln, weil er reich ist und euch aus der Patsche helfen kann.“ Lizzy bereute ihre harten Worte, kaum dass sie ausgesprochen waren.
„Rose hat sich auf den ersten Blick in den jungen Mann verliebt“, erwiderte ihr Vater ungewohnt scharf, schenkte ihr aber gleich darauf das schiefe kleine Lächeln, das er extra für sie reserviert hatte. „Sie ist nun mal hoffnungslos romantisch, Busy Lizzy, das weißt du doch. Wenn deine Mutter und ich vorhätten, eine von euch aus finanziellen Gründen zu verheiraten, dann doch am ehesten dich.“
„Und warum?“ Lizzy lächelte tapfer zurück, aber seine Bemerkung schmerzte.
„Weil du stark und eigenwillig bist und die Einzige von euch, die in der Lage wäre, eine Ehe als Geschäft anzusehen.“ Er lachte versöhnlich. „Nicht, dass wir das je von dir verlangen würden.“
Später, als Lizzy in dem Zimmer lag, das sie vor Millionen von Jahren mit Rose geteilt hatte, musste sie wieder an Louis denken. Er hielt sie für eine arrogante, harte Nuss mit einer zu großen Klappe. Hätte er sonst so mit ihr gesprochen?
Auch ihre Eltern hielten sie für stur und vernunftbetont, was nicht gerade schmeichelhaft war. In den Augen ihrer lebenslustigen jüngeren Schwestern war sie viel zu ernst. Die beiden kämen nie auf die Idee, sie zu einer ihrer wilden Partys einzuladen. Und Vivian … Vivian lebte auf ihrem eigenen Stern.
Aber hatten die anderen nicht allen Grund, sie so zu sehen? Hatte sie ihren Vater nicht bei jedem Wetter auf den Fußballplatz begleitet? Verstand sie nicht mehr von Rugby als jeder Junge, mit dem sie je ausgegangen war? Und fuhr sie nicht Motorrad, was sie einfach praktisch, die meisten Leute aber irgendwie ungewöhnlich fanden? Kein Wunder, dass Louis glaubte, nicht besonders zartfühlend mit ihr umgehen zu müssen, und ihre Mutter sie in die Heiratspläne für ihre Töchter nicht wirklich mit einbezog.
Sie versuchte sich einzureden, dass sie vollkommen glücklich sei, so wie die Dinge lagen. Doch am nächsten Morgen, ausgeruht und tatendurstig, packte sie ihre Tasche und verkündete, sie wolle nach London zurückkehren. Zu Weihnachten, versprach sie, um die Gemüter zu beruhigen, werde sie wieder da sein. Pünktlich zur Party. Zum Ball auf dem Schloss, wie Cinderella.
„Ich weiß, ich muss noch nicht wieder unterrichten, aber ich will ein paar Sachen holen. Und meinen Freundinnen sagen, dass ich dieses Jahr nicht an ihrer alternativen Weihnachtsfeier teilnehme.“ Sie schnappte sich eine Scheibe Toast und suchte gleichzeitig auf ihrem Handy die nächste Zugverbindung heraus.
Es gab noch einiges andere zu erledigen, aber das behielt sie lieber für sich. Zum Beispiel, ein ganz besonderes Kleid für diese verflixte Party in Crossfeld House zu kaufen. Bildschön und ungeheuer sexy sollte es sein. Und Louis einen Besuch abzustatten, um ihm noch einmal Roses Ahnungslosigkeit darzulegen. Diesmal würde sie nicht gleich ihre Krallen ausfahren, sondern mit sämtlichen weiblichen Tricks arbeiten.
Es war wichtiger denn je, dass Louis verstand, wie sehr Rose Nicholas liebte und wie viel davon abhing, dass er den beiden seinen Segen erteilte. Nicholas war, milde ausgedrückt, ein absoluter Fan seines arroganten, weltgewandten Freundes. Würde er zu Rose stehen, wenn Louis ihn drängte, sie aufzugeben? Lizzy bezweifelte es.
Und Louis würde sich jetzt erst recht berufen fühlen, Nicholas zu beschützen. Schließlich hatten die Sharps durch die Heirat einiges zu gewinnen. Zynisch, wie er war, würde Louis die schöne, sanfte Rose nur für ein braves Opferlamm
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