Ich leg dir die Welt zu Fuessen
vorstellen.“
„Und warum nicht?“, fragte sie gereizt. Erst erklärte ihr seine Möchtegern-Freundin, sie brauche sich keine Hoffnungen auf den großartigen Louis Jumeau zu machen – als ob sie auch nur im Traum daran dächte! Und nun tat er selbst auch noch so, als könne sich sowieso kein Mann für sie interessieren.
„Weil Sie Ihrer Mutter sonst längst unter die Nase gerieben hätten, dass Sie in festen Händen sind, hab’ ich recht? Wenn Sie also eine Affäre haben, dann sicher nicht mit Mr Right. Er ist verheiratet, richtig? Irgend so ein Schwachkopf, der seine Frau betrügt und zweieinhalb Kinder zu Hause hat, stimmt’s?“
„Was fällt Ihnen ein?“ Vor lauter Zorn vergaß Lizzy für einen Moment, wie krank sie war, dass ihr alle Knochen wehtaten und ihre Kehle wie Feuer brannte. „Nie im Leben würde ich etwas mit einem verheirateten Mann anfangen!“
„Ach, wissen Sie, manche Leute gehen die merkwürdigsten Verbindungen ein …“ Ihre Wangen waren vor Hitze gerötet, die schwarzen Locken, die ihr Gesicht umrahmten, bildeten einen dramatischen Kontrast zum Weiß des Kopfkissens. Er fragte sich, was sie wohl unter der Bettdecke trug. War sie eine dieser Lederjackenträgerinnen, die auf ihrer nackten Haut nur Seide, Satin und Spitze duldeten?
Seine Fantasie ging wie ein wildgewordener Hengst mit ihm durch. Selbst die Vorstellung von Lizzy in Baumwoll-BH und Feinripp-Unterhosen brachte sein Blut zum Kochen. Zum Teufel, was war nur mit ihm los? Vorsichtshalber drehte er sich zum Fenster, damit sein Körper ihn nicht verriet.
Dabei war sie doch gar nicht sein Typ! Er mochte große, vollbusige Frauen, vorzugsweise blond und sehr, sehr pflegeleicht.
Und obwohl er seinen Freundinnen gegenüber immer sehr großzügig war, hatte er eine eingefleischte Abneigung gegen Glücksjägerinnen, wie die Frauen der Familie Sharp es waren.
„Jetzt weiß ich immer noch nicht, was Sie essen wollen“, wandte er sich ihr wieder zu. „Übrigens, zu Ihrer Beruhigung – ich habe das Küchenpersonal übernommen.“
„Ja, also … dann hätte ich gern etwas Leichtes. Einen Toast und ein Ei.“
„Gut. Ich bringe Ihnen auch ein paar Tabletten mit. Oder Ihre Schwester, aber die ist irgendwo mit Nicholas beschäftigt, und ich sollte sie wohl besser nicht stören.“
„Und vielen Dank noch für …“ Lizzy machte eine vage Handbewegung. „Dafür, dass Sie mich aufgelesen haben.“ Sie wollte nicht fragen, was aus ihrem Motorrad geworden war. Das war schließlich nicht sein Problem. Doch er schien ihre Gedanken erraten zu haben.
„Ich habe die Werkstatt beauftragt, Ihre Maschine abzuholen, sobald es aufklart.“
„Das wäre doch nicht nötig gewesen.“
„Oh, da irren Sie sich aber gewaltig.“ Er setzte sich zu ihr auf die Bettkante und lächelte, als sie ein winziges Stück von ihm abrückte. „Es könnte Ihre Genesung verzögern, wenn Sie sich Sorgen um Ihr Motorrad machen.“
Lizzys Atem ging schneller. Dieser Mann faszinierte sie in einer Weise, die sie zutiefst beunruhigte.
„Und ich will, dass Sie so schnell wie möglich gesund werden, denn wir beide müssen uns mal ernsthaft unterhalten. Mir ist da nämlich etwas sehr Interessantes zu Ohren gekommen.“
„Wovon reden Sie?“
„In einer Familie wie Ihrer gibt es doch sicher keine Geheimnisse.“
„Nein, eigentlich nicht. Wir gehen sehr offen miteinander um.“ Lizzy überlegte fieberhaft, was er wohl meinen könnte, doch ihr fiel nichts ein. Und seine Nähe brachte sie völlig durcheinander. Sein entschlossener Blick, der beinahe drohend wirkte, sein starker, geschmeidiger Körper …
„Dann werden Sie nicht überrascht sein, zu hören, dass Ihr Vater hoch verschuldet ist und dringend Geld braucht, wenn er sein Haus nicht verlieren will.“
„Was sagen Sie da?“, flüsterte Lizzy schockiert.
Sie war leichenblass geworden. Louis hatte das unbehagliche Gefühl, zu rücksichtslos vorgegangen zu sein, doch der Umstand, dass Rose ihre Zuneigung zu Nicholas plötzlich so offen zur Schau stellte, hatte ihn misstrauisch gemacht.
Er hatte erwartet, zumindest ein schuldbewusstes Aufflackern in Lizzys Augen zu sehen, doch sie schien völlig ahnungslos zu sein.
„Ich glaube Ihnen kein Wort“, sagte sie mit zittriger Stimme.
Louis kam sich wie ein ausgemachter Mistkerl vor, aber schließlich wahrte er doch nur seine – und Nicholas’ – Interessen! Und niemand brachte ihn so leicht von etwas ab, wenn er es sich einmal in den Kopf gesetzt
Weitere Kostenlose Bücher