Ich leg dir die Welt zu Fuessen
hatte.
„Das sollten Sie aber.“ Er stand auf und entfernte sich vom Bett, bevor Lizzys zarter, betörender Duft ihn endgültig um den Verstand brachte. „Ich lasse Ihnen das Essen bringen. Wenden Sie sich an das Personal, wenn Sie noch etwas brauchen.“
Unentschlossen blieb er stehen, doch sie hatte sich bereits von ihm abgewandt. Da schnalzte er mit der Zunge, verließ den Raum und zog leise die Tür hinter sich zu.
4. KAPITEL
Der Wetterbericht behielt endlich einmal recht, und zwei Tage später herrschte wieder schönstes Winterwetter bei klarblauem Himmel und Sonnenschein.
Vollgepumpt mit fiebersenkenden Medikamenten und fest entschlossen, nach Hause zurückzukehren, musste Lizzy sich mit Gewalt aus der Obhut ihrer Schwester befreien. Rose hatte sich in eine zweite Florence Nightingale verwandelt, die an ihrem Bett wachte, sie mit heißen Getränken versorgte und ihr stundenlang von Nicholas vorschwärmte.
Dass er ihre große Liebe sei und sie es nicht bereue, sich für ihn aufgehoben zu haben. Dass er ihr zwar noch keinen Antrag gemacht habe, sie aber jede Minute damit rechne und nicht zögern werde, ihn anzunehmen. Und ob ihre Eltern sich wohl eine große Hochzeit leisten könnten, bei fünf Töchtern?
Letzteres war für Lizzy Beweis genug, dass auch Rose nichts von dem drohenden Ruin ihres Vaters ahnte. Was ihr wiederum Anlass zu der Hoffnung gab, dass Louis das Ganze nur erfunden hatte, um Unruhe zu stiften. Doch insgeheim war ihr längst klar, dass er die Wahrheit sagte.
Leider fand sie keine Gelegenheit mehr, ihn nach weiteren Details zu fragen. Kaum war die letzte Schneeflocke gefallen und der Hof geräumt, entschwand er unter dem dröhnenden Lärm der wirbelnden Rotorblätter seines Hubschraubers gen London und Jessica und Eloise mit ihm.
Die beiden waren sicher froh, in die Zivilisation zurückzukehren, wo es in hippen Cafés dreihundert Kaffeesorten zur Auswahl gab und farbenfrohe Gummistiefel nur als modisches Accessoire für einen Spaziergang in Kew Gardens dienten.
„Ist das Haus nicht zu groß für euch beide?“, fragte Lizzy ihre Schwester beim Abschied, doch Rose versicherte ihr strahlend, wie kuschelig es sei, wenn man nur wenige Räume nutze und den Rest ignoriere.
Ihre Eltern zeigten sich nicht im Mindesten beunruhigt über Roses Entscheidung, bei Nicholas zu bleiben. Das schien den Verdacht zu erhärten, dass Louis über ihre finanzielle Situation die Wahrheit gesagt hatte.
„Wir sehen die beiden ohnehin bald wieder“, verkündete ihre Mutter beim Dinner. „Ich habe gerade mit Nicholas telefoniert und ihm vorgeschlagen, in Crossfeld House eine große Weihnachtsparty zu veranstalten, als freundliche Geste den Dorfbewohnern gegenüber. Er wird auf ihre Mitarbeit angewiesen sein, wenn im neuen Jahr die Bauarbeiten beginnen. Du weißt ja, wie das hier läuft“, fügte sie gut gelaunt hinzu.
„Meinst du nicht, dass ihm der ganze Trubel langsam zu viel wird?“ Lizzy spießte lustlos eine Erbse auf, ließ die Gabel sinken und sah zu Maisie und Leigh hinüber, die gerade genüsslich über Nicholas’ Schwestern herzogen und anschließend darüber spekulierten, welche ihrer Promi-Lieblinge wohl zu der Party kämen. Louis Jumeau kannte doch sicher die Schönen und Reichen dieser Welt …
„Die sicher nicht scharf darauf sind, sich im tiefsten Winter ins schottische Hinterland zu begeben“, warf Lizzy gereizt ein.
Sie hätte ihren Vater gern auf die Schulden angesprochen, die laut Louis’ Aussage wie ein Damoklesschwert über seinem Kopf schwebten, doch Maisie und Leigh hörten nicht auf zu plappern. Während ihr Vater die ein oder andere gutmütige Bemerkung einwarf, erging ihre Mutter sich in romantischen Fantasien über die bevorstehende Hochzeit, was Lizzy erst recht kribbelig machte.
„Eine Eheschließung ist eine ernste Angelegenheit“, hörte sie sich in dem besserwisserischen Ton sagen, der ihre Schwestern immer dazu brachte, zu gähnen und die Augen zu verdrehen. „Ihr solltet Rose zu nichts drängen.“
Leider schien sich niemand sonderlich dafür zu interessieren, was sie sagte. Als sie zum vierten Mal ansetzte, fragte ihre Mutter irritiert: „Warum freust du dich nicht einfach für deine Schwester?“
„Weil Nicholas und Rose … Mum, versteh doch! Die beiden kommen aus völlig verschiedenen Welten!“
„Nicht jeder betrachtet Reichtum als Ausschlusskriterium bei der Partnerwahl, Lizzy“, sagte ihr Vater streng. „Wie viel Geld jemand besitzt, sagt
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