Ich leg dir die Welt zu Fuessen
Untergeschoss waren alle geöffnet. In einigen waren Büfetts aufgebaut, und im Salon sorgte eine vierköpfige Jazzcombo für die musikalische Unterhaltung. Hier war es angenehm ruhig und nicht so voll wie überall sonst. Lizzy suchte sich einen freien Platz und lauschte, mit den Füßen im Takt wippend, einem Stück, das sie kannte.
Sie sieht wunderschön aus, dachte Louis, der am Türrahmen lehnte, ein Glas in der Hand, und sie von Weitem beobachtete. Er wusste nicht, ob er gezielt nach ihr Ausschau gehalten oder sie nur durch Zufall sofort entdeckt hatte. Und warum gerade sie seinen Blick so magisch anzog. Landläufig gesehen, war sie längst nicht so schön wie ihre Schwestern. Oder wie die meisten anderen anwesenden Frauen, von denen es viele als einzige Lebensaufgabe ansahen, schön zu sein. Doch Lizzy faszinierte ihn wie keine andere.
Er fragte sich, ob er am Ende nur ihretwegen die Mühe auf sich genommen hatte, diese Party so aufwendig zu gestalten. Dabei hatte er für pompöse Feierlichkeiten dieser Art normalerweise nicht viel übrig. Doch in diesem Fall hatte er entschlossen Nicholas’ bescheidene Planung vom Tisch gewischt und alles selbst arrangiert, obwohl er streng genommen gar nicht der Gastgeber war.
Für Lizzy? Um sie zu beeindrucken, wie ein verknallter Teenager? Verdammt, er hatte in den letzten Tagen viel zu oft an sie gedacht. Dabei war sie doch eigentlich ganz schön lästig.
Noch einmal ließ er den Blick über ihre reizvolle Figur in dem eng anliegenden blau schimmernden Kleid gleiten, bevor er sich vom Türrahmen löste und auf sie zuging.
Lizzy, ganz versunken in die melancholischen Klänge des Saxofons, bemerkte ihn erst, als sie seinen warmen Atem im Nacken spürte. Dann hörte sie ihn mit dunkler, samtweicher Stimme fragen, ob sie sich gut amüsiere.
Sie fuhr so heftig herum, dass sie ihren Champagner verschüttete. „Danke, ja.“ Nervös rückte sie ein Stück von ihm ab. „Ein sehr … stilvolles Fest.“
Louis sah einfach umwerfend aus. Er trug eine perfekt sitzende dunkle Hose, ein blütenweißes Hemd und eine Krawatte mit Paisley-Muster, auf die sie nun ihren Blick heftete, um ihm nicht in die Augen sehen zu müssen.
„Es sind viele Leute hier“, setzte sie hinzu und kippte den Rest ihres Champagners hinunter. „Sind das Freunde von Nicholas?“
„Von uns beiden.“
„Wie sind die alle hergekommen?“
„Tja, also … ein Teil von ihnen hatte das Vergnügen, die Erste-Klasse-Abteile der schottischen Eisenbahn in Beschlag zu nehmen, der Rest ist eingeflogen.“
„Ganz schön viel Aufwand, oder?“
„Sie haben alle eine persönliche Einladung von mir erhalten.“
„Und eine Einladung von Ihnen schlägt man nicht aus.“
„Sie haben es erfasst. Wollen wir tanzen?“
Lizzy musterte ihn argwöhnisch. „Wir beide? Warum?“
„Muss ich einen Grund angeben? Na schön, ich wollte nur höflich sein. Nach unserem verunglückten Dinner neulich halte ich es für eine gute Idee, wenn wir eine Art Waffenstillstand vereinbaren, zumindest für die Dauer des heutigen Abends.“ Er konnte sich nicht erinnern, jemals von einer Frau, die er zum Tanzen aufgefordert hatte, abgewiesen worden zu sein.
„Ist Freddy eigentlich da?“, fragte Lizzy unvermittelt. Die Vorstellung, sich zu den sanften Klängen der Musik in Louis’ Armen wiegen zu müssen, war ihr gar nicht geheuer.
Seine Miene verfinsterte sich. „Warum fragen Sie?“
„Nur so. Er sagte doch, er würde kommen.“
„Haben Sie sich deshalb so sexy zurechtgemacht? Das können Sie vergessen. Bei Freddy ist nichts zu holen.“
„Wusste ich’s doch! Sie können Ihre höfliche Fassade keine fünf Sekunden lang aufrechterhalten.“ Ihr Ärger war eine willkommene Ablenkung von den anderen, viel gefährlicheren Gefühlen, die Louis in ihr weckte. „Um auf Ihre Frage zurückzukommen – nein, ich will nicht mit Ihnen tanzen.“
Doch schon schlossen sich seine Finger um ihr Handgelenk. Es fühlte sich an, als hätte sie einen Stromstoß erhalten. Erschrocken stieß sie den Atem aus.
„Was soll das?“
„Verzeihen Sie mir. Ich nehme zurück, was ich eben gesagt habe.“
„Ich will trotzdem nicht mit Ihnen tanzen.“
„Warum nicht? Haben Sie Angst?“
„Ich habe vor gar nichts Angst.“
„Ich beiße nicht“, setzte er sanft hinzu. „Es sei denn, man bittet mich darum.“ Er zog sie mit sich, und es blieb ihr nichts anderes übrig, als ihre Furchtlosigkeit unter Beweis zu stellen, indem sie ihm zur
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