Ich leg dir die Welt zu Fuessen
weitläufigen, lichtdurchfluteten Räumlichkeiten. Die kühle Eleganz der hellen Marmorfliesen wurde nur von einzelnen, kostbar aussehenden Teppichen unterbrochen. Zur Linken trennte eine blitzsaubere, von keinerlei Kleinkram verunstaltete Theke die Küche vom Wohnbereich. Es war eine typische Junggesellenküche, in der so gut wie nie gekocht wurde, das sah man sofort. Spuren häuslicher Tätigkeit hätten in diesem exklusiven Ambiente nur störend gewirkt.
Ebenso perfekt durchgestylt war der Wohnraum mit seinen niedrigen, cremefarbenen Ledercouches und den abstrakten Gemälden zeitgenössischer Künstler an den Wänden. Eine geschwungene Treppe führte hinauf zu einer von einem Geländer umgrenzten Empore, auf der sich vermutlich die Schlafräume befanden.
Es war die ungewöhnlichste Wohnung, die Lizzy je betreten hatte. Plötzlich wurde ihr bewusst, dass sie immer noch mit offenem Mund dastand.
„Fantastisch.“ Sie hoffte, dass ihre robusten Schuhe keine Abdrücke hinterließen, als sie weiter in den Raum hineinging.
Louis sah sie kurz von der Seite an. „Ich hätte nicht gedacht, dass es dein Stil ist.“
„Ist es auch nicht. Ich würde hier nicht wohnen wollen, aber es sieht edel aus.“
„Soll das ein Kompliment oder eine Beleidigung sein?“
Lizzy musterte ihn verlegen. „Tut mir leid, ich wollte nicht unhöflich sein.“ Sie folgte ihm in die Küche. „Sag mal, kochst du hier überhaupt?“, fragte sie neugierig. „So eine blitzblanke Küche kenne ich nur aus dem Möbelhaus.“
Er sah hinter der offenen Kühlschranktür hervor und lächelte. „Du kannst es nicht lassen.“
Es war dieses Lächeln. Und der Anblick seiner kräftigen, gebräunten Unterarme, als er jetzt mit aufgekrempelten Ärmeln eine Weinflasche entkorkte. Ihr Herz raste, ihr Mund wurde trocken.
„Und ja, gelegentlich koche ich auch hier.“
„Richtige, heiße Mahlzeiten?“ Dankbar nahm sie das Glas Wein entgegen, das er ihr reichte.
„Ich lasse es nicht zur Gewohnheit werden.“ Mit einer einladenden Kopfbewegung wies er auf die cremefarbene Sitzecke. Da er keine Anstalten machte, die Schuhe auszuziehen, tat Lizzy es auch nicht. Überhaupt schien er nicht allzu besorgt um seine teure Einrichtung zu sein.
„Du kannst doch nicht jeden Abend auswärts essen!“ Ihr Interesse, etwas über ihn zu erfahren, ließ ihre Sorge um Leigh, Freddy und den Rest ihrer Familie vorübergehend in den Hintergrund treten. Und alles andere auch. Wie hatte sie es jemals geschafft, nicht ans Telefon zu gehen, wenn er anrief? Er!
Sie war völlig überwältigt von ihm. Der Blick, den er ihr zuwarf, völlig entspannt und ungeheuer sexy, brachte jeden Nerv in ihr zum Vibrieren. Tat er das mit Absicht, oder war es einfach seine Art?
„Ich bin viel auf Reisen, musst du wissen.“
„Und wenn du nicht auf Reisen bist?“
„Sollte ich mich geschmeichelt fühlen, weil du so regen Anteil an meinem Leben nimmst?“, fragte er sichtlich amüsiert. Lizzy bemühte sich, ihre Neugier hinter einer Maske höflich-beiläufigen Interesses zu verbergen.
„Ich bin Lehrerin. Es gehört zu meinem Beruf, mich für andere zu interessieren. Meine Schüler stammen nicht alle aus so geordneten Verhältnissen wie du. Es ist hilfreich, ihr häusliches Umfeld zu kennen.“
„Verstehe.“ Er betrachtete sie nachdenklich über den Rand seines Glases hinweg. „Rein berufliches Interesse also.“
„Genau.“
„Dann wirst du sicher enttäuscht sein, zu hören, dass ein Catering-Service meinen Kühlschrank bei Bedarf mit leckeren Fertigmenüs auffüllt. Ich schiebe sie in den Ofen, und – schwupp! – schon sind sie fertig.“
Aber das war doch gar nicht das Thema. Warum ließ sie sich nur so ablenken? Warum fühlte sie sich in seiner Nähe so hilflos und verwirrt? Es war nicht nur, weil sie ihn anziehend fand. Es steckte mehr dahinter. Zumindest für sie.
Aus den Tiefen ihres Unterbewusstseins stiegen Erinnerungen auf, die sie nicht länger ignorieren konnte. Erinnerungen an jene Nacht, als Louis und sie sich geliebt hatten. Und daran, wie sie sich dabei gefühlt hatte.
Wundervoll. Einfach wundervoll. Louis hatte etwas in ihr verändert. Da half kein Leugnen. Gegen jede Vernunft und trotz aller Vorurteile hatte sie sich in ihn verliebt. Elizabeth Samantha Sharp, heftigste Kritikerin aller Frauen, die sich von einem Mann den Kopf verdrehen ließen, hatte das Unvorstellbare getan und sich verliebt.
Doch er zog sie nicht einmal ernsthaft in Betracht. Ihn
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