Ich leg dir die Welt zu Fuessen
meinen Wagen hier wegfahren. In Chelsea gibt es einen netten, preiswerten Italiener.“
„Nett und preiswert, in Chelsea?“
„Nett.“ Bevor sie noch etwas einwenden konnte, waren sie schon auf dem Weg nach draußen.
Wenn sie es sich recht überlegte, blieb ihr gar nichts anderes übrig, als ihn zu begleiten. Schließlich hatte er vor, ihre Schule mit einer großzügigen Spende zu bedenken. Und ein Dinner in einem netten, wenn auch sicher teuren Restaurant in Chelsea stellte doch sicher keine ernsthafte Gefahr dar.
Während der Fahrt verwickelte er sie in ein unverfängliches Gespräch über Schulpolitik und den Anteil nicht englischsprachiger Schüler an ihrer Schule. Lizzy erkundigte sich, wo er zur Schule gegangen sei. Sie kannte das altehrwürdige Internat nur vom Hörensagen, war aber wissbegierig auf jedes Detail, das Louis von sich preisgab.
Als sie das Restaurant erreichten, konnte sie sich kaum erinnern, was sie jemals gegen ihn gehabt hatte. Was sich allerdings schlagartig änderte, als sie sofort beim Betreten der voll besetzten Gaststätte einen bevorzugten Tisch angeboten bekamen, der eigens für sie frei geworden zu sein schien.
„Ich kenne den Besitzer“, meinte Louis beiläufig.
„Wie praktisch.“
„Willst du mir jetzt wieder ein Vortrag über das privilegierte Leben der Reichen halten?“
Doch sein Lächeln nahm den Worten die Schärfe, und sie lächelte zurück.
„Ich habe einen langen Arbeitstag hinter mir und bin todmüde. Tun wir einfach so, als hätte ich ihn gehalten“, entgegnete sie.
Er lachte und sah sie bewundernd an. Sie war nicht nur eigenwilliger, frecher und unbeeindruckter von ihm als jede andere Frau, die er kannte, sondern sie hatte auch einen erfrischenden Humor. Das gefiel ihm ganz besonders an ihr. Höhere Töchter aus besseren Kreisen mochten zwar seine Kriterien einer perfekten Ehefrau erfüllen, waren aber nicht gerade für ihre witzige Ader bekannt.
Wie tauglich waren diese Kriterien überhaupt? Sie funktionierten wohl nur auf dem Papier. Lizzy Sharp jedenfalls sprengte alle Regeln.
„Abgemacht.“
„Und ich bin nur hier, um mit dir über die Spende zu verhandeln.“
„Aber sicher.“ Ihr Handy klingelte. Er sah zu, wie sie leise schimpfend in ihrer Umhängetasche wühlte, während er die Weinbestellung aufgab. Dann wandte sie sich ab, um mit gedämpfter Stimme in ihr Handy zu sprechen.
Wer war der Anrufer? Wusste sie nicht, wie unhöflich es war, in Gesellschaft anderer zu telefonieren? Dass er selbst oft genug gegen diese Regel verstoßen hatte, wenn er mit einer seiner Freundinnen beim Essen saß, verdrängte er lieber.
Doch Lizzy dachte gar nicht daran, sich zu entschuldigen, als sie jetzt das Telefon sinken ließ. Sie war aschfahl im Gesicht.
„Es geht um Leigh“, sagte sie mit zitternder Stimme. „Sie hat ihr Studium abgebrochen und ist mit Freddy auf und davon.“
„Was sagst du da?“
„Das war mein Vater am Telefon. Keiner weiß, wo Leigh ist. Sie hat nur eine Nachricht auf dem Anrufbeantworter hinterlassen. Meine Eltern haben Gerüchte über Freddys Drogenkonsum gehört und sind krank vor Sorge.“
„Er ist seit Jahren clean“, versuchte Louis sie zu beruhigen und strich sich ärgerlich das Haar aus der Stirn.
„Ich muss los.“
„Wohin, Lizzy?“
„Zu meinen Eltern.“
„Es bringt doch nichts, wenn du jetzt nach Schottland fährst. Außerdem hat Freddy seit Jahren keine Drogen mehr angerührt, da können deine Eltern ganz unbesorgt sein.“
„Ich kenne die beiden. Das ist in ihren Augen das Schlimmste, was passieren konnte. Nicht einmal Maisie weiß, wo Leigh und Freddy sind. Das wird meinem Vater den Rest geben.“
Louis griff über den Tisch und nahm ihre schmale, kalte Hand in seine.
„Ich finde die beiden.“
„Bist du sicher, dass Freddy nicht wieder ins Drogenmilieu abgerutscht ist? Leigh hatte bisher nichts mit Drogen zu tun, aber sie ist ziemlich abenteuerlustig.“
„Ich weiß. Ich kümmere mich darum. Es wird alles gut. Vertrau mir.“
8. KAPITEL
Es war Lizzy ein Rätsel, wie das Leben einfach weitergehen konnte, als sei nichts geschehen, doch so war es. Als Louis vor zwei Tagen ihre Hand in seine genommen und ihr versprochen hatte, dass alles gut werden würde, hatte er es ernst gemeint. Und sie vertraute ihm.
Nachdem er sie überredet hatte, eine Kleinigkeit zu essen, hatte er sie vom Restaurant nach Hause gefahren. Unterwegs hatte er ihr noch mindestens hundert Mal versichert, dass Freddy
Weitere Kostenlose Bücher