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Ich lege Rosen auf mein Grab

Titel: Ich lege Rosen auf mein Grab Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horst Bosetzky , -ky
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Knastbericht geschrieben und in ein paar Zeilen hinzugefügt, daß er krank sei, eine Art Hexenschuß habe, nicht zur Redaktion kommen könne.
    Für das, was jetzt zu tun war, brauchte er Zeit, viel Zeit.
    Der nächste Briefkasten war vermutlich in der Altstadt zu finden, in der Knochenhauergasse wohl, doch im Gedränge dort schien ihm die Gefahr, als Jossa angesprochen und sehr schnell entlarvt zu werden, übermäßig groß, und er beschloß, lieber zum Fluß hinunter, zur Brücke zu gehen. Auch der frischen Luft wegen und der so lange entbehrten Bewegung, der Lust, sich frei bewegen zu können. Am besten, kurz einmal auf die andere Seite des Flusses hinüber. Also, hopp…!
    Doch auf der Brücke über die Bramme versperrte ihm ein Mann den Weg, den er von einem heftigen Recontre her kannte: Fußballmatch JVA Brammermoor gegen den TSV Bramme, ausgetragen letzten März hinter den Gefängnismauern.
    Und der abgebrochene Wikinger, der ihn jetzt begrüßte, war kein anderer als die Nummer 9 der Gastmannschaft: Bernie Billerbeck, von ihm, Mugalle, dem Ausputzer der Gestreiften, bei einem Alleingang übel gefoult. Das Ergebnis: Prügelei, zwei rote Karten, drei Wochen kein Verlassen der Zelle für ihn und vier «Koffer» Tabak von Bernie, von Kassau selber in den Knast geschmuggelt, als kleinen Trost dafür.
    Nun stand der Billerbeck da und blinzelte, klappte seine Augenlider wie ein Backfisch mehrmals auf und zu.
    «Ah, wieder draußen…!?»
    Mugalle kopierte Billerbecks Mimik. «Wieso: wieder draußen? Wo soll ich drin gewesen sein, mein lieber Bernie?»
    «Im Knast, Mensch!»
    «Na! Noch ist es ja glücklicherweise nicht schon wieder soweit, daß sie uns Journalisten reihenweise einsperren.» Er machte eine leichte Verbeugung. «Gestatten, Herr Billerbeck: Jossa mein Name, Jens-Otto Jossa vom Brammer Tageblatt!»
    Billerbeck war das furchtbar peinlich, und man sah ihm an, daß er sich an Bord des kleinen weißen Schiffchens wünschte, das gerade unter ihrer Brücke hindurchrauschte, der «Bürgermeister Büssenschütt». «Tut mir leid, aber…»
    Tuu-uuut! machte auch im selben Augenblick das Motorboot, und sie mußten beide unwillkürlich lachen.
    «Nimm’s leicht!» sagte Mugalle. «Ich bin ja auch erst kurze Zeit bei euch in Bramme hier…»
    «Aber Sonntag am Trappenkamp in den Ritter-Stuben, da sind Sie mir viel größer vorgekommen?»
    «Ich bin eben ein sogenannter Sitzriese…»
    «Wollen Sie die Sache denn nun bringen?» Billerbeck stützte sich aufs Brückengeländer und sah zwei Mädchen zu, die sich unten am Wasser die Sachen auszogen, um von der Sonne gebraten zu werden, streiften sich, als sie sich auf den Bauch gewälzt hatten, mit einigen Verrenkungen sogar die Höschen herunter.
    «Wenn man immer nur könnte, wie man wollte…» murmelte Mugalle.
    «Ich muß gleich wieder zum Training», sagte Billerbeck.
    «… ‘n bißchen mehr müßten Sie schon noch auspacken», begann Mugalle.
    «Ich find’s ‘ne Sauerei. Andere vielleicht nicht, aber ich bin nun mal so streng erzogen worden. Mein Vater war Küster in’er Matthäi-Kirche hinten…»
    «Die Story ist nicht schlecht, ja, aber ich hab irgendwie noch keine Überschrift, die so richtig fetzig ist…»
    Billerbeck dachte nach. «Wie war’s denn damit: Für’s Kicken wollen wir kein Geld vom…!»
    Mugalle verstand das erst, als Billerbeck auf die beiden nackten Mädchen unten zeigte und dann hinzufügte, daß das wohl auch welche von «Lemmermanns Truppe» seien. Daß Helmut Lemmermann etwas mit Pornos zu schaffen hatte, wußte er von seinen Zellen-Nächten her, vom Knast, wo man sich die Hefte aus dem Lemmermann-Verlag für viel Koffer und Bomben, Tabakpäckchen und Kaffee, als Onaniervorlagen weiterreichte. Auch wurde erzählt, daß Lemmermann in Hamburg, Bremen und Berlin Sex-Kinos und Bordelle unterhielt.
    Mugalle konnte sich nun ganz allmählich an die Sache herantasten. «Ihr wollt mit dem TSV ja unbedingt in die 2. Bundesliga aufsteigen, aber nicht mit Lemmermann als großem Mäzen…?»
    «Nein.»
    «Obwohl ich mir ja die Werbung aufm Jersey vorne unheimlich interessant vorstellen könnte…»
    «Nicht mit uns und nicht in Bramme! Und wenn er jetzt auch noch Präsident werden will, Vereinsvorsitzender, dann…!»
    Billerbeck machte mit der flachen Hand die bekannte Kehle-durch-Bewegung.
    Mugalle nickte. «Du, ich versuch’s in der Wochenendausgabe unterzubringen.»
    «Prima. Aber ohne meinen Namen zu nennen!»
    Mugalle schlug Bernie

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