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Ich lege Rosen auf mein Grab

Titel: Ich lege Rosen auf mein Grab Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horst Bosetzky , -ky
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Lichter einschalten, die Scheinwerfer, kannst du sie von hier aus sehen. Ganz langsam wirst du absacken, den Boden unter den Füßen verlieren – so wie ich in meiner Zelle. Jede Minute, die du dich hier quälst, steht für einen Tag meiner Qual. Ich glaube, das ist eine faire und gerechte Rechnung. Und je mehr du strampelst, desto schneller geht es abwärts mit dir. Mach’s gut, mein Junge!»
    Mugalle wandte sich ab, warf die Heckler & Koch in einen karbondunklen Tümpel und lief, ganz friedlicher Jogger, Richtung Bramme zurück.
    Kupferbraune Sandlaufkäfer huschten über den Weg, Gemeine Keiljungfern, schwarz-gelb getigert, jagten sich wie Kampfhubschrauber, Feuerlibellen paarten sich im zuckenden Spiel, über das schwimmende Moor strichen lautlos Bekassinen, dunkelpurpur glühte hie und da das Knabenkraut.
     
     
    War das wirklich nur Fiktion, fragte sich Jossa, Mugalles Rache weiter nichts als Output seiner Phantasie?
    Nein, denn auf den Namen Dr. Armin Lenthe und Mugalles Haß auf diesen Mann war er durch einen Brief gekommen, den er zerrissen in Mugalles Schrank gefunden hatte, wahrscheinlich kurz vorm Abschicken wieder vernichtet, weil er ja doch vom kontrollierenden Beamten an- und aufgehalten worden wäre, schließlich war da die Rede davon, daß Mugalle nichts sehnlicher wünschte, als diesem Lenthe «ein ganzes Magazin voller Kugeln in den Leib zu jagen», ihn genüßlich zu erwürgen – und dergleichen.
    Dr. Lenthe und Mugalles mörderischer Haß auf ihn waren also keine Phantasieprodukte; und warum sollte nicht Martin Mugalle die ersten Tage seiner neuen Freiheit dazu genutzt haben, sich an Lenthe zu rächen?
    Doch wenn es wirklich so gewesen wäre, was hätte ihm das groß gebracht? Natürlich nichts. Die Polizeibeamten, Catzoa an der Spitze, dieses arrogante Schwein, hätten sich doch totgelacht, wäre er ihnen mit dieser Story gekommen. Wenn er es überhaupt geschafft hätte, bis zu ihnen vorzudringen; wahrscheinlich nicht mal das.
    Also blieb ihm nichts anderes übrig, als den Hungerstreik bis zum erfolgreichen Ende zu führen, das heißt, ihn so spektakulär verlaufen zu lassen, daß die Öffentlichkeit endlich Interesse für Jossa/Mugalle zu zeigen begann, überhaupt davon erfuhr, daß hier einer saß, der auf äußerst mysteriöse Art und Weise mit einem anderen ausgetauscht, verwechselt worden war. Mein Gott, so was mußte doch die journalistischen Kollegen in Scharen anlocken!
    Warum war er da nicht eher draufgekommen: einen Kassiber nach draußen zu schmuggeln und auf dem…!? Ja, wie denn, durch wen denn? Mit Hilfe dieser komischen Ärztin doch sicherlich nicht. Aber mit Nobbys Vermittlung vielleicht, wenn der einen Freigänger kannte…? Oder über diesen Seeleningenieur womöglich, wenn er den weichklopfen konnte…?
    Hunger quälte ihn, elender, schmerzender, erbärmlicher Hunger. Immer wieder litt er unter der Analogie Herz und Verbrennungsmotor: der blieb, bekam er kein Benzin, stehen. Und wie sollte denn sein Herz ohne Nahrung weiterschlagen können?
    Schließlich ist alles eine Sache des Kopfes, sagte er sich, «mentales Essen» reicht das nicht auch, und suchte in Mugalles alten mm- Ausgaben nach lukullischen Berichten, fand auch etwas über Mittagsmenüs, wie die Top-Leute sie liebten.
    Sherry und Krabbencocktail, Wachtelbrüstchen auf Salat, Schweinenuß mit Schupfnudeln, Kalbsrücken und eine Mousse au chocolat. Oder Pfannkuchen Val d’Ostana, Kalbsmedaillon in Piazzola-Soße und ein gemischtes Eis.
    In einer Illustrierten hatten sie gebackenen Rotbarsch farbenkräftig abgebildet, und er schlug die Zähne ins Papier, spürte für Sekunden den irren Geschmack der knusprig-braunen Kruste, welches Wahnsinnsgefühl, bis Papier und Druckerschwärze ihn fast kotzen ließen; würgend stand er übers Klo gebeugt, brachte Schleim hervor, elend wie ein magenkranker Straßenköter.
    Er riß sich zusammen, machte gymnastische Übungen; fit bleiben war alles. Stretching und Liegestütze, ein Sprint auf der Stelle, die Knie hochgerissen. Keuchend fiel er auf sein Bett zurück.
    War mächtig aufgeputscht, verlor für Sekunden abermals die Kontrolle über sein Tun, schrie Kassau an, als der die Tür aufschloß.
    « Kennen Sie nicht den Artikel 104 des Grundgesetzes: ‹festgehaltene Personen dürfen weder seelisch noch körperlich mißhandelt werden.› Kennen Sie das nicht, Kassau?»
    «Nun mal sachte, sonst…!»
    «Lesen Sie mal nach, Absatz 2: ‹Über die Zulässigkeit und Fortdauer

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