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Ich lege Rosen auf mein Grab

Titel: Ich lege Rosen auf mein Grab Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horst Bosetzky , -ky
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hörte es und fragte: «Torwartfehler, wieso?»
    «Weil ja nicht der Jossa im Knast unsere Schwachstelle ist, den haben wir ja sicher im Griff, sondern draußen der Mugalle. Jeden Tag kann doch einer merken, daß er nicht Jossa ist. Jossas Kollegen, seine Verwandten, seine Freundin…»
    «Ruhig Blut, mein Lieber, keine Panik! Der Mugalle ist clever genug, über Jahre hinweg den Jossa zu mimen. Scheint doch bis jetzt bestens gelaufen.»
    «Und wenn Jossa mal entlassen wird, als Mugalle…?»
    «Kommt Zeit, kommt Rat. Und: siehe oben…» Zweeloo gab sich den Tonfall eines Rundfunkmoderatos. «Weil er die Haftbedingungen nicht mehr ertragen konnte, wurde heute morgen der Häftling Martin Mugalle mit aufgeschnittenen Pulsadern tot in seiner Zelle aufgefunden.»
    «Das macht der Jossa nie, der ist stabil genug!»
    «Er nicht, Nobby schon…»
    Kassau stand auf. «Nich mit mir, du! Alles hat ja seine Grenzen!»
    Zweeloo versuchte, ihn am Jackenärmel festzuhalten. «Eike, mach doch keinen Quatsch! Wo willste denn jetzt hin!?»
    «Zum Brammer Tageblatt und auspacken da. Endlich reinen Tisch machen, den Jossa rausholen aus seiner Zelle. Man ist doch schließlich auch ‘n Mensch!»
    Aber die Tage vergingen, ohne daß etwas Besonderes geschah oder sich Kassau noch einmal intensiv mit ihm und seiner Narbe auseinandergesetzt hätte. Hatte Zweeloo ihn doch wieder voll unter Kontrolle? Oder war das alles wieder einmal nichts weiter als ein Hirngespinst?
    Dann kam der Mittwochabend, wo sich die mühsam aufgestellte Auswahl-Elf der JVA auf dem extra schön geharkten Innenhof mit den Werder-Amateuren messen wollte. Schon im Vorfeld hatte es ein hohes Maß an Erregung gegeben. Einmal hatten sich die Gemüter an der Frage nach den elf besten Spielern gehörig erhitzt, dann aber war die Frage aufgekommen: TV – ja oder nein? Zweeloo hätte ein Team des NDR gern in der Anstalt gehabt, galt es doch, den Leuten zu zeigen, wie modern er deutschen Strafvollzug betrieb, doch die GMV, die Mitverwaltung der Gefangenen, die blockte ab: Geht unmöglich, Datenschutz! Solln denn alle wissen, daß wir Vorbestrafte sind? Andere Knackis wieder meinten: Wissen sie ja ohnehin alle! Sehen mich bei der Gelegenheit wenigstens meine Kinder mal wieder.
    Also gab es keine Ausschnitte im regionalen Fernsehen, sondern nur Journalisten der schreibenden Zunft. Vom Brammer Tageblatt hatte sich die Chefin für Lokales, Heike Hunholz, angesagt.
    Jossa witterte wieder ein Chance: Heike. Wenn die hier auf ihrem improvisierten Fußballplatz stand, war es doch überaus einfach, zu ihr vorzudringen.
    Da mußte sie ihn doch ganz einfach erkennen und als Jossa identifizieren.
    ‹Das da soll Mugalle sein? Quatsch, das ist doch der Jens-Otto!›
    Alles schien gelaufen…
    … doch als er dann auf dem Wege zum Spiel das heute offene Tor des Flügels B durchschritt, flog oben vom Gerüst ein Dachziegel herab, traf ihn an der rechten Schulter, warf ihn zu Boden.
    Für kurze Zeit war er bewußtlos, und im Krankenrevier stellten sie dann eine komplizierte Fraktur des Schulterbeins fest.
    So war es denn nichts mit dem großen Fußballspiel und der Gelegenheit, Heike Hunholz hautnah zu haben.
    Eine von Zweeloo sofort angeregte Untersuchung ergab nicht das allergeringste; niemand war kletternd auf Dach oder Gerüstbrettern ausgemacht worden, so daß es nicht anders sein konnte, als daß eine heftige, von vielen auch bemerkte Bö den oben zum Verlegen gelagerten Ziegel hinabbefördert haben mußte.
    «Gleichermaßen Pech wie Glück für Mugalle!» hieß es überall.
    Jossa ersparte sich den Kommentar dazu, war sich aber ziemlich sicher, daß da jemand (Kassau, Zweeloo, Nobby, siehe Variante 7 ) ein wenig corriger la fortune gespielt hatte. Um ihn von der Kontaktaufnahme mit Heike Hunholz abzuhalten oder um den Fall Jossa/Mugalle ein für allemal aus der Welt zu schaffen? Alles war möglich.
    Eine gänzlich andere, aber sicher auch sehr heiße Spur ergab sich dann für Jossa, als er, noch beim Ausheilen seines Bruches, eines abends den Großen Manitou in einer kleinen Talkshow sah, mit einer Dame gekoppelt, ganz Königin der Nacht, die aus der Hand lesen konnte, was eines Menschen Schicksal war. Die beiden waren schrecklich kordial, schienen sich schon des längeren intimer zu kennen, obwohl sie es beim Sie beließen, und Freund Manfred- Manitou schwor mehrere Male, daß ihre Worte, ihre Voraussagen die absolute Richtschnur seines Handelns seien.
    Das ist es also, dachte Jossa

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