Ich lieb dich, ich lieb dich nicht (German Edition)
bei der Apotheke.«
»Der Ärmste! Wünsch ihm mal gute Besserung von mir.«
»Mach ich.« Dann niest sie laut. »Ich hoffe, ich habe mich bei ihm nicht schon angesteckt.« Sie kramt ein Taschentuch aus ihrer Strickjacke und schnäuzt sich geräuschvoll. Dann hilft sie mir, die Einkäufe aus dem Auto zu holen.
»War viel los gestern?«, will ich wissen.
»Nö. Wie zu erwarten tote Hose. Ich hab viel hinten gesessen und gelesen.«
»Klingt nach einem entspannten Tag.«
»Aber dafür habe ich noch eine Hochzeit an Land gezogen. Am achten Mai, die wollen Blumenschmuck für Kirche, Auto und Festsaal. Und zwar nur vom Feinsten und richtig üppig. Alles in allem für fünfzehnhundert Euro.«
»Super«, freue ich mich. »Das höre ich doch mehr als gern.«
»Und wie geht’s Ingo?«, will Luzie wissen, als wir im Vorbereitungsraum stehen und die Blumen auspacken. Ich hatte ihr ja erzählt, was passiert ist, als ich sie gestern früh anrief.
»Na ja, nicht so toll natürlich. Er versteht einfach nicht, warum Andrea die Beziehung so plötzlich beendet hat.«
»Sie will ihn wohl nicht mehr.«
»Gut erkannt. Aber trotzdem ist Ingo jetzt traurig. Du wärst ja auch nicht happy, wenn Matze dich verlassen würde.«
»Warum sollte er mich verlassen?«
Notiz an mich selbst:
Luzies Selbstbewusstsein anzapfen,
das Zeug in Tüten
abfüllen und teuer verkaufen.
»Gut«, meine ich, »natürlich wird er dich nicht verlassen. Aber wenn er es – nur ganz hypothetisch gesehen und nur mal angenommen – doch täte, dann wärst du doch wohl down. Das ist schließlich die normalste Reaktion der Welt.«
»Sicher wäre ich das«, gibt Luzie zu. »Aber ich würde mir auch sagen: Wenn ich nicht die Richtige für ihn bin, dann ist er auch nicht der Richtige für mich.«
Das lasse ich einfach mal unkommentiert. Luzie kann mir einfach nicht erzählen, dass sie nicht am Boden wäre. Daran würde auch ihre fatalistische, esoterische Grundeinstellung nix ändern.
»Na ja«, sage ich stattdessen, »er wird es schon verwinden. Und außerdem kann es ja auch sein, dass sie doch wieder zusammenkommen. Ist ja noch ganz frisch.« Als ich das sage, denke ich natürlich egoistischerweise nicht unbedingt an Andrea und Ingo. Es ist eher Tom, der mir immer noch durch den Kopf spukt. Der sich aber immer noch nicht gemeldet hat. Mein Handy muss kaputt sein.
»Ja, wer weiß.«
Wir arbeiten schweigend weiter, nur hin und wieder muss Luzie laut niesen und ein bisschen husten.
»Ich glaube«, sagt sie, nachdem sie von einer richtig schweren Niesattacke geschüttelt wurde, »ich muss mal eben zur Apotheke und mir auch was holen. Hätte ich eigentlich heute früh gleich machen können.«
»In Ordnung. Bringst du mir ein paar Kopfschmerztabletten mit?«
Zehn Minuten später ist Luzie zurück. Und wirkt irgendwie – aufgebracht.
»Was ist los?«, will ich wissen. »Du siehst aus, als sei dir der Papst begegnet.«
»Der nicht«, sagt sie. »Aber ich habe wen anders gesehen: Ingos Andrea.«
»Die wohnt ja auch gleich um die Ecke«, meine ich und wundere mich, dass Luzie sich so darüber wundert. Schließlich weiß sie doch auch, dass Ingo sie kennengelernt hat, nachdem er mich im Geschäft besucht und dann auf dem Weg nach draußen in sie hineingerannt ist, wobei ihre Einkäufe zu Boden gingen.
»Ja, aber das Ding ist, dass ich jetzt weiß, warum sie so plötzlich Schluss gemacht hat. Und auch, warum es mehr als unwahrscheinlich ist, dass sie und Ingo noch einmal zusammenkommen.«
»Spann mich nicht auf die Folter!«
»Sie kam aus ihrer Wohnung. Und hatte dabei einen Mann an der Hand, der nur dann Ingo heißen könnte, wenn der über Nacht zwanzig Zentimeter gewachsen und erblondet ist.«
»Was? Das ist nicht dein Ernst!«
»Doch, ist es. Sie hat ihn zu seinem Auto gebracht und ihn geküsst. Dann ist er eingestiegen, und sie ist Richtung Bushaltestelle gegangen.«
»Und hat sie dich gesehen?«
»Zuerst nicht«, meint Luzie. Dann grinst sie. »Erst, als ich quer über die Straße gebrüllt habe: ›Na? Eine gute Nacht gehabt?‹, hat sie mich bemerkt.«
»Luzie, das hast du nicht gemacht!«
»Doch, klar hab ich das gemacht. Soll die Trulla wenigstens ein schlechtes Gewissen haben, wenn sie schon so blöde ist, hier im Viertel am helllichten Tag mit ihrem neuen Typen zu knutschen.«
»Der arme Ingo«, seufze ich. »Das dürfen wir ihm auf keinen Fall erzählen!«
»Wieso nicht? Vielleicht würde er dann schneller über Andrea
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