Ich lieb dich, ich lieb dich nicht (German Edition)
waren zusammen bei einer Veranstaltung von Ingos Schule und sind mit Mama und Papa frühstücken gegangen. Alles in allem haben wir einfach das getan, was wir sonst auch immer gemacht haben – nur dass wir uns dabei wie ein richtiges Paar verhalten haben.«
»Der Nachmittag an der Schule war schön, wir hatten viel Spaß«, erzählt Ingo.
»Und wie habt ihr euch gefühlt?«
»Na ja, schon irgendwie … zusammengehörig«, sage ich.
»Aber das haben wir genau genommen ja schon vorher getan.«
»Und wie war das Frühstück mit Carlas Eltern?«
»Die waren total angetan«, sagt Ingo.
»Das weiß ich schon«, verrät Ilse, »Renate hat mich nämlich sofort nach eurem Treffen angerufen. Deshalb fand ich ja auch, dass ihr es ruhig schon allen sagen könnt, und habe euch die Aufgabe mit dem beruflichen Umfeld gegeben.«
»Wobei Carlas berufliches Umfeld sich ja nur auf Luzie beschränkt, die ja die ganze Wahrheit kennt«, wirft Ingo schmunzelnd ein.
»Ich habe allerdings ein paar Probleme mit Mamas und Papas Begeisterung. Meine Mutter hat sich so gefreut, dass ich wirklich ein schlechtes Gewissen habe, ihr etwas vorzumachen. Ich meine, dass Ingos Kollegen finden, dass wir ein tolles Paar sind, ist mir egal. Die wird es im Zweifel nicht so sehr interessieren, wenn Ingo ihnen irgendwann sagt, dass die Sache mit mir vorbei ist und wir wieder nur gute Freunde sind. Aber wenn Mama und Papa am Ende vielleicht doch enttäuscht sind…«
»Da mach dir mal keine Gedanken«, will Ilse mich beruhigen. »Sie sind eben der Meinung, dass ihr beiden toll zusammenpasst. Und genau der Meinung sind wir ja auch, deshalb sitzen wir ja jetzt hier.« Das stimmt natürlich. »Wie sind eure Zwiegespräche gelaufen?«, will Ilse dann wissen.
»Ganz gut, wir haben es zweimal geschafft, uns für eine Stunde hinzusetzen und zu reden.«
»Irgendwelche neuen Erkenntnisse?«
»Ja«, meine ich. »Ich kann unmöglich eine halbe Stunde lang am Stück reden.«
Ingo lacht. »Ich schon, das muss man aber als Lehrer ja auch drauf haben.«
»Gut«, stellt Ilse fest. »Dann stimmt es in Sachen Kommunikation schon einmal.«
»Das war mir schon vorher klar«, erwidere ich.
Tante Ilse seufzt. »Ich weiß, ihr seht das im Moment noch anders: Aber das ist die wichtigste Grundlage für eine haltbare Beziehung überhaupt. Und ich wünschte, alle Paare, denen ich zu helfen versuche, wären in dieser Beziehung so weit wir ihr.«
»Wie geht’s denn jetzt weiter?«, will Ingo wissen.
»Da wir«, meint Ilse, »das Pferd ja ohnehin von hinten aufzäumen, schlage ich euch für dieses Wochenende eine Übung vor, die euch vielleicht etwas seltsam vorkommen wird.«
Ich muss lachen. »Tante Ilse«, erkläre ich, »das alles hier kommt uns komisch vor. Also sag schon, was wir als Nächstes tun sollen.«
»Euch kennenlernen.«
»Uns kennenlernen?«, fragen Ingo und ich wie aus einem Mund nach.
»Wir kennen uns gegenseitig wahrscheinlich besser als irgendwer sonst«, fügt Ingo hinzu.
Ilse nickt. »Das weiß ich ja. Das meine ich auch gar nicht. Passt auf«, sie lehnt sich in ihrem Sessel zu uns vor, so, als würde jetzt etwas wahnsinnig Wichtiges kommen. »Was euch beiden fehlt, ist ja die romantische Kennenlerngeschichte. Der Moment, in dem Amors Pfeil euch beide getroffen hat, als ihr euch das erste Mal begegnet seid.«
»Das weiß ich noch«, entgegnet Ingo. »Meine aktive Erinnerung setzt vor circa dreißig Jahren ein, als Carla bei einem gemeinsamen Weihnachtsfest heulend vorm Weihnachtsmann weggelaufen ist, der in Wahrheit ja Dieter war.«
»Daran kann ich mich zwar nicht mehr erinnern«, meine ich, »aber es hört sich ehrlich gesagt nicht besonders romantisch an.«
»Versucht mal zu vergessen, dass ihr euch schon so lange kennt«, rät Tante Ilse.
»Klar«, kommt es von mir, »denken Sie nicht an einen rosafarbenen Elefanten. Ganz einfach!«
»Wenn ihr es als Spiel betrachtet, ist es ganz einfach. Als ein Rollenspiel.«
»Krankenschwester und Patient?«, will ich kichernd wissen.
»Ich möchte von euch«, fährt Ilse unbeirrt fort, »dass ihr bis zur nächsten Sitzung euer erstes gemeinsames Treffen inszeniert. Das kann abends beim Ausgehen sein oder irgendwo tagsüber an der Elbe – was weiß ich, lasst euch was einfallen. Stellt zusammen eine Situation nach, die ihr reizvoll, aufregend findet.«
»Du meinst so etwas wie Mamas und Papas Geschichte mit dem Ball und dem Blitz, der sofort einschlug?«
»Exakt«, bestätigt Ilse. »Überlegt
Weitere Kostenlose Bücher