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Ich lieb dich, ich lieb dich nicht (German Edition)

Ich lieb dich, ich lieb dich nicht (German Edition)

Titel: Ich lieb dich, ich lieb dich nicht (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jana Sonntag , Wiebke Lorenz
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euch die Geschichte, die ihr später gern noch euren Kindern erzählen würdet – und dann erlebt sie. Lasst euch in die Rollen fallen und versucht, dabei etwas zu empfinden.«
    »Hm«, fragt Ingo. »Wir sollen also zum Beispiel getrennt voneinander in eine Bar gehen, Carla sitzt am Tresen, ich gehe auf sie zu und sage: ›Na, so allein?‹«
    Ilse grinst. »Vielleicht fällt euch ja auch etwas ein, was eine Spur origineller ist. Schmückt die Geschichte aus, habt Spaß daran! Alles ist erlaubt.« Jetzt grinst sie noch breiter.
    »Okay«, meine ich. Und merke in diesem Moment, dass ich die Idee tatsächlich ganz … lustig finde. Und auch ein kleines bisschen aufregend.
     
    »Also«, will ich von Ingo wissen, als er mich nach der Sitzung nach Hause bringt. »Wie sollen wir uns kennenlernen?«
    Ingo zuckt mit den Schultern. »Keine Ahnung«, erwidert er dann. »Ich fand die Idee, dass ich dich in der Bar anspreche, gar nicht so schlecht.«
    »Aber das ist doch nicht originell!«
    »Die meisten Männer sind nicht besonders originell.«
    »Da hast du recht.«
    Ingo denkt einen Moment nach. »Wir könnten«, sagt er dann, »einen Handtaschenraub organisieren. Jemand beklaut dich und läuft weg, du rufst nach Hilfe, ich komme angerannt, verfolge den Dieb und schlage ihn nieder. Anschließend sinkst du mir dankbar in die Arme.«
    »Hm, klingt etwas kompliziert. Außerdem müssen wir dann noch einen Dieb besorgen.«
    »Gibt doch genug arbeitslose Schauspieler«, wirft Ingo ein.
    »Finde ich trotzdem etwas zu dramatisch für meinen Geschmack.«
    »Ja, was denn nun?« Ingo wirft mir von der Seite einen Blick zu. »Kneipe ist dir nicht originell genug, Überfall zu dramatisch.«
    »Es wird ja wohl noch einen goldenen Mittelweg geben.«
    Ich versuche, mich daran zu erinnern, wie ich die meisten Kerle bisher kennengelernt habe. Zu meiner Schande muss ich gestehen, dass es sich dabei in neunundneuzig Prozent aller Fälle immer um irgendwelche Kneipenbekanntschaften gehandelt hat. Sowas kann ja nicht gut gehen! Wie will man nachts um drei, unter dem Einfluss diverser alkoholhaltiger Kaltgetränke, auch ernsthaft beurteilen können, ob ein Mann ein guter Typ oder ein Idiot ist? So etwas findet man eben erst bei Tageslicht und null Komma null Promille heraus.
    »Jetzt hab ich’s!«, ruft Ingo plötzlich aus.
    »Und?«
    Er erzählt mir seine Idee. Auf Anhieb breche ich in schallendes Gelächter aus.
     
    Notiz an mich selbst:
    Ingo irgendwann dazu überreden,
    den Lehrerjob dranzugeben
    und Liebesromane
    zu schreiben. Der hat eine
    Phantasie …
     
    Ein bisschen nervös bin ich schon, als ich am Freitagnachmittag (hab die arme Luzie schon wieder allein im Laden gelassen) das »Hin und weg Reisebüro« in der Osterstraße betrete. Bin wirklich gespannt, ob ich das hier überzeugend hinkriege. Zwei Angestellte sitzen an ihren Schreibtischen, die eine blättert in einem Katalog, die andere telefoniert. Außer mir kein Kunde da, das ist schon mal gut!
    »Guten Tag«, begrüßt mich die Frau, die nicht telefoniert, und blickt von ihrem Bildschirm auf. »Kann ich helfen?«
    »Ja«, sage ich und setze mich auf den bequemen Korbsessel, der vor ihrem Schreibtisch steht. »Ich möchte gern in den Urlaub fahren.«
    Die Frau lächelt mich an. »Da sind Sie hier genau richtig. Was stellen Sie sich denn vor?«
    »Also …«, fange ich an. In diesem Moment ertönt ein Bimmeln, die Tür des Reisebüros öffnet sich. Schnell drehe ich mich zur Tür um. Es ist Ingo.
    »Guten Tag«, sagt meine Reiseverkehrskauffrau zu ihm, »nehmen Sie bitte am Tisch meiner Kollegin Platz?« Sie deutet auf die Frau, die immer noch telefoniert, dabei aber lächelt und Ingo zunickt. »Sie wird sofort für Sie Zeit haben.«
    »Gut«, erwidert Ingo. »Danke.« Dann steuert er den anderen Korbsessel an. Und wirft mir ein kurzes, kaum merkliches Lächeln zu. Ich lächele schüchtern zurück. Und senke dann schnell den Blick, so wie ich es tun würde, wenn ich tatsächlich mit einem wildfremden Mann Blickkontakt gehabt hätte. Denn obwohl Ingo mir natürlich alles andere als wildfremd ist, fällt es mir in diesem Moment gar nicht so schwer, es mir vorzustellen. Dabei hilft wahrscheinlich, dass Ingo Klamotten trägt, die ich noch nie an ihm gesehen habe: ein langärmeliges, grün-weiß gestreiftes Rugby-Shirt und eine Art Armee-Hose. Sehr lässig und in Kombination mit seinem dunklen Drei-Tage-Bart überaus männlich. Seine schwarzen Haare glänzen feucht, offenbar ist er

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