Ich lieb dich, ich lieb dich nicht (German Edition)
eben erst aus der Dusche gesprungen, was auch den frisch-herben Duft erklären würde, der mir aus seiner Richtung in die Nase steigt. Außerdem scheint er Kontaktlinsen zu tragen, was er nur sehr selten tut. Jedenfalls fehlt seine Brille, wodurch der Kontrast zwischen seinen hellen Augen und den dunklen Haaren noch besser zur Geltung kommt. Das alles registriere ich innerhalb weniger Sekunden, dann wende ich mich wieder der Frau am Schreibtisch zu.
»Also …«, fange ich noch einmal an – und stelle fest, dass sie gar nicht mich ansieht, sondern aus den Augenwinkeln Ingo mustert. Aha, er scheint ihr zu gefallen. Aber, denke ich, das tut mir leid, meine Liebe – Sie werden nun gleich Zeugin der schönsten Kennenlerngeschichte, die Sie je gehört haben. Geschweige denn erlebt. Beinahe muss ich kichern. Weil die Sache jetzt ziemlich viel Spaß macht. Und ich auch eigenartig aufgeregt bin. »Ich möchte Anfang August für eine Woche weg«, erkläre ich.
»Haben Sie an etwas Bestimmtes gedacht?« Jetzt habe ich wieder ihre volle Aufmerksamkeit. Ihre Kollegin hat ihr Telefonat inzwischen beendet und widmet sich nun Ingo, der ebenfalls eine Urlaubsreise für Anfang August sucht.
»Es sollte vor allem warm sein«, stelle ich fest.
Mein Gegenüber lächelt süffisant. »Das dürfte im August fast überall der Fall sein«, meint sie. »Es sei denn, Sie wollen südlich des Äquators reisen.«
Ha, ha, sehr witzig!
»Nein, mir schwebt schon ein Strandurlaub vor«, antworte ich trotzdem freundlich.
»Irgendwas mit Strand«, höre ich Ingo zur gleichen Zeit sagen.
»Nur für Sie allein?«, will meine Reiseverkehrskauffrau wissen.
»Sehen Sie hier sonst noch jemanden sitzen?«, frage ich betont brüskiert, wobei ich blitzschnell zu Ingo rübergucke. Er dreht den Kopf zur gleichen Zeit in meine Richtung, wir sehen uns eine halbe Sekunde an, dann schauen wir beide wieder nach vorn.
»Also, Anfang August, eine Woche, für eine Person«, fasst mein Gegenüber zusammen.
Ich nicke. »Und bitte ein schönes Hotel. Wenn möglich mit einer Windsurfstation in der Nähe.«
»Gut.« Die Frau hackt auf ihrer Computertastatur herum. Am Nebentisch passiert das Gleiche. Während die zwei Reisetanten damit beschäftigt sind, für Ingo und mich passende Angebote herauszusuchen, werfen wir uns immer wieder schnelle, verstohlene Blicke zu. In meinem Bauch kribbelt es, mir gefällt dieses Spielchen über alle Maßen.
»Da hätte ich zum Beispiel Fuerteventura«, schlägt meine Verkäuferin vor. »Vier Sterne…«
»Ach, nö«, unterbreche ich sie. »Kanaren ist nicht so meins.«
»Nein?«
»Nein.«
»Gut.« Wieder klackert ihre Tastatur.
»Auf Teneriffa war ich schon mal«, erklärt Ingo in diesem Moment. »Da möchte ich lieber was Neues sehen.«
Dann sieht er zu mir herüber und grinst mich an. »Finden Sie nicht auch, dass man im Urlaub immer was Neues entdecken sollte?«
Ich schlucke aufgeregt, jetzt wird es also ernst. »Ja«, erwidere ich und nicke. »Schrecklich, diese Leute, die zwanzig Jahre lang immer wieder in den gleichen Ort und ins gleiche Hotel fahren.«
»Da kann man auch gleich zu Hause bleiben«, meint Ingo und lacht.
»Sehe ich genauso.«
»Cabarete«, werde ich von der Frau an meinem Tisch unterbrochen. Wieder schaut sie zu Ingo rüber, offenbar hat sie unseren kurzen Dialog durchaus mitverfolgt. »Eine Woche, Halbpension in einer 4-Sterne-Anlage, eine Windsurfschule liegt nur wenige Meter entfernt.«
»Das ist in der Karibik, oder?«
»Ja. Dominikanische Republik.«
»Hm«, sage ich und verziehe skeptisch den Mund, »ich weiß nicht. Zum einen ist das doch für eine Woche ziemlich weit weg. Und ist man da nicht mitten unter betrunkenen All-inklusive-Touristen?«
»Cabarete ist ein echter Surfer-Ort«, klärt mich die Verkäuferin auf. »Soll wirklich sehr nett sein.«
»Okay«, meine ich. »Wie viel würde die Reise denn kosten?
« Die Frau hackt wieder auf ihrer Tastatur herum.
»Alles in Allem 1567 Euro.«
»1567 Euro?«, wiederhole ich entsetzt. »So teuer? Für eine Woche?« Die Frau nickt bedauernd.
»Na ja, es ist eben ein Langstreckenflug. Und außerdem müssen Sie natürlich den Einzelzimmerzuschlag berücksichtigen.«
»Einzelzimmerzuschlag!«, entfährt es mir etwas erbost.
»Da ist man schon Single und dann wird man auch noch dafür bestraft.«
»Geht mir genau so«, kommt es vom Nebentisch. Ingos nächster Einsatz. Wir sehen uns an. »Ich meine«, fährt er fort, »ist doch blöd,
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