Ich lieb dich, ich lieb dich nicht (German Edition)
umständlich erklären müssen.«
»Hallo, ihr zwei!«, werden wir von Margit unterbrochen, einer von Ingos Kolleginnen, die ich auch von diversen Geburtstagsfeiern kenne.
»Ingo«, sie zwinkert mir zu, »hat uns ja schon berichtet, wie es um euch beide jetzt steht.«
Wie oft werde ich mir das heute Nachmittag wohl noch anhören müssen?, frage ich mich. Und warum flippen eigentlich alle so aus? Ich meine, die tun ja gerade so, als wäre Ingo bisher schwer vermittelbar gewesen. Gut, es ist wahrscheinlich bekannt, dass er nie sonderlich viel Glück mit den Frauen hatte – aber wenn ich ihn mir genauer betrachte, wie er lässig in Jeans und Parka neben mir steht … Also, ich muss schon sagen, er macht durchaus was her.
»Ich hol uns mal zwei Bratwürste«, sagt Ingo. »Margit, du auch eine?«
»Nein, danke, ich hatte schon zwei.«
»Das sind ja wirklich tolle Neuigkeiten«, stellt Margit fest, sobald Ingo weg ist. »Nach so vielen Jahren, und auf einmal schlägt es ein.« Sie lacht. »Wirklich toll.«
»Ja, finden wir auch.«
»Wobei«, sie senkt vertraulich die Stimme. »Irgendwie habe ich mir schon immer gedacht, dass aus euch mal was wird.«
»Hast du?«
Sie nickt. »Ja, wirklich. Ich meine, Ingo hat doch immer nur von dir geredet, da war mir schon lange klar, was Sache ist.«
»Hat er das?«
»Die ganze Zeit. Carla hier, Carla da, am Wochenende hab ich mit Carla das gemacht, Carla und ich haben den und den Film gesehen.«
»Wir sind halt schon lange beste Freunde.«
»Beste Freunde gibt’s doch unter Frauen und Männern gar nicht«, behauptet Margit. »Einer von beiden ist doch meistens verknallt.«
»Glaubst du?«
»Sicher. Ich unterrichte ja schließlich nicht nur Kunst, sondern auch Biologie.«
»Was hat das denn mit Biologie zu tun?«
Wieder lacht sie. »Alles hat mit Biologie zu tun!«
»Aha. Ich glaube, ich muss mal zu dir in den Unterricht kommen.«
»Das solltest du vielleicht, bei mir lernst du noch was. Aber im Ernst: Ich freu mich für euch. Die drei, vier anderen, die Ingo mal mit zur Schule geschleppt hat – die waren doch nichts für ihn.«
»Du als Biolehrerin musst es ja wissen.«
Ingo kommt mit den Würstchen zurück und reicht mir eine. »Hier, bitte, mein Schatz.«
Ich zucke leicht zusammen. »Mein Schatz« klingt noch ungewohnt.
»In zehn Minuten startet auf der Wiese hinter dem Gebäude ein Turnier im Sackhüpfen«, meint er dann. »Sollen wir da mitmachen?«
»Von mir aus.«
»Auf die Plätze, fertig, los!« Die Direktorin gibt das Startzeichen, Ingo und ich hüpfen los. Unter den johlenden Rufen der Schülerschar geben wir unser Bestes, um die Kolleginnen und Kollegen aus dem Rennen zu schlagen. Der Einsatz lohnt sich, der Sieger erhält eine selbst getöpferte Vase aus der Klasse 8b. Wenn das mal kein Anreiz ist!
Aber tatsächlich macht es mehr Spaß als erwartet. Ingo und ich klammern uns aneinander und hüpfen, was das Zeug hält. Bisher sind wir in Führung, aber aus den Augenwinkeln sehe ich, dass Margit und ihr Mann Bertram – ebenfalls Lehrer, und zwar in Sport und Werken und daher körperlich gut beisammen – uns dicht auf den Fersen sind.
»Los«, feuere ich Ingo an, »schneller! Die Vase ist uns sicher!«
»Ich mach ja schon«, keucht er, »aber du bist als Hüpfpartnerin einfach zu klein, Margit und Bertram haben es da leichter.«
»Ach, was«, rufe ich und mache den nächsten Hüpfer.
»Noch liegen wir in Führung.« Ich habe den Satz noch nicht ausgesprochen, da ziehen unsere Verfolger Margit und Bertram schon an uns vorbei. Und das in einer Geschwindigkeit, dass ich mich frage, ob die zwei vielleicht eine andere – oder eher gesagt bessere – Technik haben als wir.
»Becker vor, Becker vor!«, brüllen Ingos Schüler. Aber es nützt nichts, wir verlieren mehr und mehr den Anschluss und werden jetzt sogar noch von zwei anderen Pärchen überholt. So geht sie dahin, die schöne Vase.
»Komm«, brülle ich Ingo an, »wenigstens den dritten Platz müssen wir erreichen, da gibt’s immerhin noch einen Aschenbecher.«
»Wir rauchen beide nicht«, antwortet Ingo japsend.
»Egal, hier geht’s ums Prinzip. Außerdem willst du doch bei deinen Schülern nicht wie ein Verlierer aussehen, oder?«
Wir knien uns noch einmal richtig rein und können tatsächlich noch ein Paar überholen. Die Bronzemedaille rückt wieder in greifbare Nähe.
»Gleich haben wir’s geschafft«, krakeele ich wenige Meter vorm Ziel. Aber ich habe mich zu früh
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