Ich Lieb Dich Nicht, Wenn Du Mich Liebst
und Verstand arbeiten nicht mehr unisono.
Das Paradox setzt sich fest
Als Lauras Gefühle abkühlten, wurden Pauls stärker. Er war entschlossen, den Termin für die Hochzeit festzusetzen. Aber Laura
»â¦Â fing entweder an, mich zu necken, oder wechselte das Thema. Zu diesem Zeitpunkt störte mich eine auffällige Veränderung in ihrem alltäglichen Verhalten. Sie vergaà zum Beispiel, mich anzurufen, oder arbeitete lange. Ich wuÃte, daà sie wegen ihres ersten Falls nervös war, aber wir trafen uns eine Woche lang nur im Büro. Sie wollte anscheinend keine Hilfe von mir. Ich sagte mir immer wieder, daà sich nichts verändert hätte, daà mir nur meine morbide Phantasie vormachte, alles ginge den Bach herunter. SchlieÃlich konfrontierte ich Laura mit meinen Ãngsten und Befürchtungen. Sie beruhigte mich, aber auf eine beschwichtigende Art. Anscheinend irritierten sie meine Gefühle mehr, als daà sie betroffen davon war. Sie sagte â und ich glaubte ihr â, daà sie wahnsinnige Angst vor einer Bindung hätte, aber daà sie das gerade aufarbeitete.«
Ironischerweise bestand Pauls Attraktivität für Laura ursprünglich darin, daà er so sehr in sich zu ruhen schien. Aber als Laura ihn erfolgreich eingefangen hatte, büÃte er diese attraktive Eigenschaft ein. Sein ungeheures emotionales Investment in die Beziehung bescherte Laura eine ungewollte und unerwartete Kontrolle. Paul war ihr jetzt so sicher, daà sie nicht einmal mehr ein klein wenig Leidenschaft für ihn empfand. Pauls übermäÃige Unterwürfigkeit als Geliebter versorgte Laura auf unwillkommene Art mit Macht.
Warum hörte Paul nicht damit auf? Weil er zu diesem Zeitpunkt fest in den Klauen einer paradoxen Leidenschaft war. Wenn er sich dessen bewuÃt gewesen wäre, hätte er sich und der Beziehung helfen können. Aber er fühlte sich elend, weil er die Situation nicht kontrollieren konnte. Er war gleichzeitig aber auch leidenschaftlich verliebt.
In dieser Krise war Pauls Vernunft fast nicht mehr vorhanden. Zum Beispiel hatte er seine gesunden Zweifel über Lauras Bindung an ihn als Täuschungen seiner »morbiden Phantasie« interpretiert. Unterlegene werden von ihrem Angst witternden UnterbewuÃtsein nachdrücklich gemahnt, sich in acht zu nehmen. Aber im allgemeinen werden diese Botschaften von dem liebestrunkenen Gehirn des Unterlegenen nicht korrekt entschlüsselt.
Wenn Paul nicht wegen Lauras Attraktivität unsicher geworden wäre, hätten die beiden eine zufriedenstellende Harmonie erlangen können. Aber das Ungleichgewicht schuf eine Kluft, die gerade groà genug war, um paradoxe Leidenschaft durchzulassen. Paul fing an vorzustoÃen, Laura begann mit dem Rückzug, und diese beiden Reaktionen schürten sich gegenseitig. Indem sie die beiden Partner polarisierte, vergröÃerte die paradoxe Leidenschaft das Ungleichgewicht zwischen ihnen.
Ungleiche Situationen
Beth und Miles beschrieben die ersten beiden Jahre ihrer Ehe als »wahnsinnig glücklich«. Ihre Freunde sagten ihnen immer, wasfür ein ideales Paar sie wären, und sie muÃten dem zustimmen. Beide waren extrovertiert, ehrgeizig, gescheit und attraktiv. Sie kauften ein Haus und richteten es her. Die Sahne auf dem Kuchen bildeten zwei Ãberraschungen gegen Ende des zweiten Jahres: Beth wurde schwanger, und an Miles trat eine Gruppe von Investoren heran, die ihm freie Hand bei der Gestaltung eines neuen Restaurants lassen wollten. Sie boten ihm auch an, Miteigentümer zu werden. Beth beschrieb diese Zeit so:
»Wir machten uns ernste Gedanken über die Sache mit dem Restaurant. Miles wuÃte besser als jeder andere, wieviel Arbeit es kostete, ein Restaurant zu eröffnen, und es schien so, als ob die Eröffnung kurz vor meinem Entbindungstermin stattfinden sollte. Aber die Geldgeber boten Miles ein wesentlich höheres Gehalt, und auÃerdem war die Sache mit der Teilhaberschaft einfach zu gut, als daà er sie sich hätte entgehen lassen können. Wir meinten beide, das Ziel wäre es wert, wenn er das Opfer bringen würde, eine Zeitlang hart zu arbeiten. AuÃerdem würde es bedeuten, daà wir während meines Mutterschaftsurlaubs finanziell abgesichert wären.«
Der Entschluà war einsichtig, aber die Situation, die nun auf sie zukam, hatte nur wenig Ãhnlichkeit mit der, die sich das Paar
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