Ich liebe dich, aber nicht heute: Roman (Piper Taschenbuch) (German Edition)
Blick. »Überall suche ich dich, aber der Herr hat sein Telefon abgestellt. Jetzt weiß ich auch, warum.« Sie sah Liane an. »Das ging ja schnell! Gratuliere!«
»Halt mal, halt mal!« Liane wollte gerade aufstehen, um den Fall in Augenhöhe zu besprechen, da hatte sich Cindy schon umgedreht, Niklas, der ihr langsam gefolgt war, am Ärmel gepackt und hinter sich her in Richtung Ausgang gezerrt.
Liane warf Jürgen einen Blick zu, aber der saß da wie versteinert. »Jürgen?«
Er reagierte nicht, sondern sah Cindy nach, hinter der soeben die Tür ins Schloss fiel. »Glaubst du, sie denkt jetzt tatsächlich …?«, fragte er schließlich.
War er eigentlich blind? Oder stellte er sich nur dumm?
»Angriff ist die beste Verteidigung!«, entgegnete Liane lapidar.
»Wie meinst du das?«
»Ich meine, dass sie mit Niklas nicht gesehen werden wollte. Es war ein unglaublich dummer Zufall für sie.«
Jürgen sah sie ausdruckslos an, dann sprang er auf. »Niklas ist mein Freund!«, stieß er hervor und lief zur Tür.
Zumindest sorgen wir hier für Unterhaltung, dachte Liane und beobachtete die Reaktion der anderen Gäste. Alle Unterhaltung war verstummt, die Blicke richteten sich auf sie. Liane drehte ihr Sektglas in der Hand. Was war zu tun?
Die Wirtin schaute besorgt von der Küchentür herüber, und es war ihr anzusehen, dass sie überlegte, wie sie reagieren sollte. Schließlich kam sie an den Tisch. »Ist etwas nicht in Ordnung?«, fragte sie vorsichtig nach.
Liane zuckte mit den Schultern. »Das wird sich gleich herausstellen«, sagte sie mit einem beruhigenden Lächeln. Hoffentlich wollte Jürgen jetzt nicht gleich abbrechen, sie hatte wirklich Hunger. Aber wenn doch, so beschloss sie, würde sie ihn allein fahren lassen. Das war schließlich nicht ihr Problem.
Es dauerte keine fünf Minuten, bis er wieder hereinkam. Liane versuchte, in seinem Gesicht zu lesen, aber Jürgen hatte sich gut unter Kontrolle.
»Entschuldige«, sagte er, während er sich setzte.
»Kein Problem.« Liane wartete ab.
Jürgen hob das Sektglas. »Lass uns auf die Frau anstoßen, die Frau, das rätselhafte Wesen!«
»Okay, ich stoße gern mit dir an, aber rätselhaft bin ich nicht«, antwortete Liane. »Kannst du dir nicht einen anderen Trinkspruch ausdenken?«
Er schüttelte nur den Kopf, und sie stießen trotzdem miteinander an.
»Kannst du dir das vorstellen?«, begann er und sah ihr in die Augen. »Ich komme zu dir, um dir mein Herz auszuschütten und um eine neutrale weibliche Meinung zu hören … und Cindy tut das Gleiche.«
»Aha.«
»Ja, sie hat sich überlegt, dass sie dringend jemanden braucht, um über unsere Probleme zu sprechen – und wer war da naheliegender als Niklas? Er ist mein bester Freund, er kennt mich, ihm kann sie sich anvertrauen.«
»Ja.«
Liane betrachtete ihn. Er sah nicht einmal traurig aus oder misstrauisch, nein, eigentlich nur erleichtert. Der harte Zug um seinen Mund war verschwunden.
»Und wie seid ihr jetzt verblieben? Cindy redet mit Niklas – und du mit mir? Setzen wir uns zu viert an einen Tisch und besprechen alles, oder willst du direkt nach Hause fahren?«
»Nein.« Jürgen lächelte. »Niklas hat die Situation ganz gut geregelt. Wir bleiben bei unserem ursprünglichen Vorhaben. Das hilft uns beiden, Cindy und mir.«
Liane nickte. Du lieber Himmel, dachte sie. Und was jetzt?
Jürgen sah in Richtung Küchentür, dort stand die Wirtin und wartete auf den geeigneten Moment. »Wollen wir nicht erst mal bestellen?«, fragte Jürgen und sah Liane lächelnd an.
Montagmorgen. Liane holte sich wie immer nach dem Klingeln des Weckers einen Cappuccino aus der Küche und schaltete auf dem Weg zurück ins Bett den Fernseher an. So ließ sich die frühe Uhrzeit besser ertragen. Zwanzig Minuten Morgenmagazin, Kaffee trinken und die ersten Gedanken in den Tag hinein. Was stand an? Was würde die Woche bringen? Was war zu erledigen?
Sie nahm ihr Handy, um Marius einen neugierigen Morgengruß zu schicken, als gleichzeitig eine SMS einging.
»War’s schön für dich?« Das war Biggi. Liane ließ ihre Gedanken zum gestrigen Abend zurückwandern. Ja, der Tag war ganz friedlich ausgeklungen. Komischerweise hatte es Jürgen beruhigt, dass sich Niklas um die Probleme seiner Frau kümmerte, und war offensichtlich der Meinung, dass nun alles in guten Händen sei und nur besser werden könne.
Liane hatte nachgefragt, weshalb er denn nun ihren Rat gesucht habe. Und Jürgen hatte ausgeführt, was er in
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