Ich liebe dich, aber nicht heute: Roman (Piper Taschenbuch) (German Edition)
ihrer Wohnung schon angedeutet hatte, dass er sich der Liebe seiner Freundin nicht mehr sicher war. Sie hatte sich verändert. Ihr sexueller Appetit hatte nachgelassen, ja, sie schien sogar überhaupt keinen Spaß mehr am Sex zu haben. Insgesamt war sie kühler, lachte weniger, war überhaupt irgendwie verschlossen, und er verstand einfach nicht, warum. Was steckt dahinter, wenn lebenslustige Frauen plötzlich abweisend werden? Machte er etwas falsch? Verstand er ihre heimlichen Wünsche und Erwartungen nicht? Wie konnte er herausfinden, was sie wollte, weshalb sie sich verändert hatte?
Liane wollte nur wissen, ob er am Anfang ihrer Beziehung etwas versprochen hatte, das er bis jetzt nicht erfüllt hatte.
Vielleicht lag es daran, hatte Jürgen sich gefragt, dass sie vor seiner Ehe schon einmal eine Beziehung miteinander gehabt hatten und Cindy vielleicht befürchtete, wieder eine Zwischenlösung zu sein.
Ob er ihr die Ehe versprochen hatte, hatte Liane dann wissen wollen.
Jürgen hatte den Kopf geschüttelt. »Nein, ich will nicht mehr heiraten. Ich war verheiratet, ich habe zwei wunderbare Kinder, ich brauch das nicht mehr.«
Jetzt lief die ganze Unterhaltung noch einmal vor ihr ab, während Liane nachdenklich ihren Cappuccino trank.
»Aber vielleicht braucht sie es?«, hatte Liane ihn gefragt.
Jürgen hatte sie aufmerksam betrachtet, dabei war ihm anzusehen gewesen, dass er intensiv nachdachte.
»Wie alt ist sie denn?«
»Mitte dreißig«, hatte Jürgen geantwortet. »Wieso?«
»Ja, dann kannst du dir die Frage selbst beantworten.«
»Und wie?«
In der Zwischenzeit hatten sie einen heimischen Weißwein und auf der Karte die Spezialität des Hauses ausgesucht, einen »einzigartigen Salat mit vielen Kräutern und einer süchtig machenden Salatsauce«, und danach »Garnelenschwänze an einer rassigen Currysauce«.
Als der Salat serviert worden war, hatte Jürgen beschwingt mit ihr angestoßen. »Gut, dass wir hergefahren sind.«
»Das stimmt wohl«, hatte Liane geantwortet und dabei an Cindy und Niklas gedacht. »Und gut, dass wir mit dem Taxi gekommen sind.«
»Wieso kann ich mir die Frage selbst beantworten?«, hatte Jürgen den Faden wieder aufgenommen.
»Weil sie mit Mitte dreißig wahrscheinlich von einer eigenen Familie mit Kind träumt. Das ist doch normal.«
»Aber ich habe doch zwei wunderbare Kinder.«
»Merkst du das nicht?«
»Was?«
»Was du gerade sagst. Und wie du es sagst.«
»Ich verstehe nicht, was du meinst …«
» Du hast zwei wunderbare Kinder. Sie nicht.«
Dann hatte er eine Weile still auf seinen Salatblättern herumgekaut.
»Du meinst …«
»Jürgen, sie ist Mitte dreißig. Mit vierzig ist der Kindertraum ade. Und offensichtlich findet sie deine beiden Kinder nicht so prickelnd, jedenfalls ist mir heute Nachmittag nicht aufgefallen, dass sie sich auch nur ansatzweise um sie gekümmert hätte. Deine Kinder sind nicht ihre, es sind die Kinder von dir und deiner Ex. Und wahrscheinlich finden deine Kinder die Situation mit einer neuen Frau an Papas Seite auch nicht so besonders toll.«
»Du meinst, ich soll sie heiraten?«
»Ich meine, sie wird sich umschauen. Nach einem Mann, der ihr eine eigene Familie bieten kann. Keine geliehene.«
»Aber sie ist eine moderne Frau, sie will keine Familie, sagt sie. Und außerdem braucht sie zum Glück auch keine Kinder. Sagt sie.«
Liane hatte nur genickt und nichts mehr gesagt.
»Wie alt bist du eigentlich?«, hatte Jürgen dann gefragt.
»Fünfundvierzig.«
»Und hast du Kinder?«
»Nein.«
»Und tut es dir leid?«
»Heute schon. Damals habe ich gedacht, dass wir einfach keine Eltern sind. Beide beruflich ständig unterwegs, da war kein Platz für ein Kind. Heute denke ich mir, wir hätten das schon hingekriegt. Aber wir können die Uhr nicht zurückdrehen.«
Jürgen hatte genickt. »Denkst du«, hatte er dann langsam gesagt, »dass sie wieder wie früher wird, wenn ich ihr das anbiete? Ein Kind? Ein gemeinsames Kind?«
»Versuch es, rede mit ihr darüber«, war ihre Antwort gewesen, und Jürgen hatte sich das nächste Salatblatt in den Mund geschoben.
»Vielleicht gibt ihr Niklas ja gerade den gleichen Rat.«
Darauf hatte Liane nichts mehr gesagt – und darüber dachte sie jetzt gerade nach, während sie im Bett saß und mit einem Auge die Nachrichten verfolgte.
Was meinte Biggi mit »War’s schön für dich«?
Meinte sie den ganzen Nachmittag? Meinte sie den Sturmritt auf dem See? Oder meinte sie den Abend? Aber
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