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Ich liebe dich, aber nicht heute: Roman (Piper Taschenbuch) (German Edition)

Ich liebe dich, aber nicht heute: Roman (Piper Taschenbuch) (German Edition)

Titel: Ich liebe dich, aber nicht heute: Roman (Piper Taschenbuch) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gaby Hauptmann
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lieber Himmel, was sollte sie jetzt sagen?
    »Ja, du hast sie doch erlebt. Ich bin gar nicht existent für sie, sie schwebt in anderen Sphären. Früher war das anders. Also – was ist los mit ihr? Was glaubst du?«
    »Also, Jürgen.« Liane suchte nach den richtigen Worten. »So eine Frau ist kein Auto, das man in die Werkstatt fährt und einfach durchchecken lässt. Ich habe keine Ahnung, was mit ihr los ist. Ich kenne sie ja gar nicht.«
    »Genau weil du sie nicht kennst, hast du bestimmt eine Ahnung. Frauen haben doch so etwas wie ein Bauchgefühl.« Er nahm einen Schluck aus der Flasche.
    »Möchtest du ein Glas?«, fragte Liane.
    Jürgen schüttelte den Kopf.
    »Man nennt so etwas Intuition«, sagte sie gedankenverloren.
    »Von mir aus.« Jürgen nickte und stellte die Flasche ab. »Also, was sagt deine Intuition?«
    Liane überlegte. Konnte sie ihm sagen, dass seine Frau mit seinem besten Freund Niklas … Aber Niklas hatte doch Liebeskummer, wie Leandro sagte. Sollte man es als vorübergehende Krankheit betrachten?
    »Erzähl mir was über sie. Und über eure Kinder. Da hatte ich tatsächlich das Gefühl, dass sich andere Frauen mehr interessierten.« Durfte sie so etwas überhaupt sagen?
    »Es sind nicht unsere gemeinsamen Kinder. Es sind die Kinder von mir und meiner Ex-Frau, sie hat sie heute Abend schon wieder abgeholt.«
    »Oje.«
    »Und wir, also Cindy und ich, sind übrigens nicht verheiratet. Sie ist auch ohne Trauschein meine Frau. Dachte ich.« Jürgen verzog kurz das Gesicht. Seine Augen lagen eine Spur zu tief, fand Liane. Das gab ihm etwas Fremdes, fast Asiatisches. Und seine schwarzen Haare standen, vermutlich durch den Regen, in alle Richtungen ab.
    »Ich habe Cindy bei einem gemeinsamen Segeltörn kennengelernt und mich in sie verliebt. Einfach so. Sie hatte etwas Geheimnisvolles, mal ging sie auf mich zu, mal zog sie sich zurück, spielte vor meinen Augen mit ihrem Körper, und irgendwann war ich so verrückt nach ihr, dass ich alles auf eine Karte gesetzt habe.«
    Und jetzt geht es dem Nächsten so, dachte Liane. Eigentlich geschah es ihm recht, er hatte Frau und Kinder für eine Fata Morgana aufgegeben.
    »Und die Kinder?«
    »Die beiden leben bei ihrer Mutter. Aber ich sehe sie regelmäßig und nehme sie auch mit in die Ferien.«
    »Und wie kommt Cindy mit ihnen zurecht?«
    »Sie ist keine Mutter.«
    Das war eigentlich Aussage genug, fand Liane.
    »Und falls es mit Cindy schiefginge, könntest du zu deiner Frau zurückkehren?«
    »Sie will mich nicht mehr.«
    »Aber – würdest du wollen?«
    »Darüber habe ich noch nicht nachgedacht, ich habe ja Cindy.«
    Er hatte ja Cindy. Liane sah vor ihrem inneren Auge die Szenen am Nachmittag. Niklas, wie er am Mast lehnte, dieses wissende Lächeln in den Mundwinkeln, und Cindy, wie sie nach jeder SMS aufjuchzte. Es war seltsam genug, dass es außer ihr und Leandro niemand bemerkt hatte.
    »Du bist eine Frau«, begann Jürgen wieder, und seine graublauen Augen hatten einen bittenden Ausdruck.
    »Wenn sie dich nicht mehr anschaut und dir ausweicht, entfernt sie sich von dir«, sagte sie vorsichtig.
    »Heißt das, sie hat einen anderen?«
    »Ob sie einen anderen hat, weiß ich nicht. Du musst ja merken, wenn sie viel unterwegs ist.«
    »Sie feiert gern. Da ist sie natürlich unterwegs.« Er hielt inne, dachte nach und nahm noch einen Schluck. »Ich weiß nicht«, sagte er beim Abstellen der Flasche.
    »Was hat sich denn verändert?«, wollte Liane wissen. Mehr, um ihn zum Nachdenken zu bringen, als es selbst wissen zu wollen. Sie wusste es ja schon.
    »Sie weicht mir aus. Erfindet Ausreden.«
    Liane versuchte, seinen Blick einzufangen. »Kurz, sie will nicht mehr mit dir schlafen.«
    »So ähnlich.«
    »Ist das der Grund, weshalb du bei mir bist?«
    »Weil ich …« Seine Augen wurden groß. »Nein, nein, ich will nicht mit dir schlafen, so war es nicht gemeint.«
    »Keine Mangelerscheinung?«, fragte Liane, aber gleich darauf musste sie über seinen Gesichtsausdruck lachen. »Nein, Jürgen, nimm’s nicht ernst. War nur ein Witz.«
    »Ich kenne mich nicht mehr aus«, sagte er langsam. »Das ist der Grund. Ich bin hilflos meinen Gedanken ausgeliefert. Dabei weiß ich noch nicht einmal, was ich denken soll. Ich kann keinen klaren Gedanken fassen und zu Ende denken.« Er stockte. »Verstehst du das?«
    »Ja, das kenne ich.«
    »Und du erschienst mir heute Nachmittag so erfrischend anders, so vom Himmel gefallen – und ich dachte, ich nehme dieses

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