Ich liebe dich, aber nicht heute: Roman (Piper Taschenbuch) (German Edition)
Geschenk an.«
»So, dachtest du?« Liane lächelte, und ein Sonnenstrahl fiel über ihren Rücken auf den Tisch. Sie drehte sich zum Fenster um. Es hatte aufgehört zu regnen, und ein fast unnatürlich helles Licht durchflutete die Gasse. »Die Natur hat sich reingewaschen«, sagte sie.
»Du weichst mir aus«, meinte er.
»Vielleicht fehlt Cindy etwas an dir? Hast du schon mal über dich selbst nachgedacht? Hast du dich verändert?« Sie drehte sich ihm wieder zu. »Wie lange seid ihr überhaupt schon zusammen?«
Jürgen überlegte. »Etwas über ein Jahr. Sie drängt auf die Hochzeit. Aber ich will nicht schon wieder heiraten, ich war lange genug verheiratet, und ich will das Gefühl genießen, wieder frei zu sein, auch wenn ich es nicht ausnutze.«
»Sie will Sicherheit. Das kann man doch verstehen!«
»Aber die gebe ich ihr ja.«
Ob er wohl vermögend ist?, fragte sich Liane. Ob Cindy eine der Frauen ist, von denen ihre Mutter immer sprach: Vermögen zu heiraten ist einfacher, als selbst welches zu schaffen?
»Was ist sie denn von Beruf?«
»Modedesignerin.«
»Und wo designt sie?«
»Im Moment nicht, aber sie will wieder anfangen.«
»Ah, ja.« Es geht mich ja eigentlich alles nichts an, dachte Liane. Und ich habe auch kein Recht, mich über eine andere Frau zu mokieren. »Hast du Hunger?«, fragte sie unvermittelt.
Er stutzte kurz, und Liane hatte den Eindruck, er horche in sich hinein. »Ja, schon. Ist eine Weile her, dass ich etwas gegessen habe.«
Liane stand auf. »Ich kenne da ein nettes kleines Restaurant, das ich sehr liebe und in dem ich schon länger nicht mehr war. Es hat eine sehr gute Küche, liegt allerdings hinter der Grenze.«
»Soll mich das jetzt abhalten?«
»War nur eine Warnung, ist eben nicht gleich um die Ecke.«
»Aha, und wie heißt es?«
»Schäfli in Altnau.«
»Hab ich schon gehört, war aber noch nie da.«
»Gut, dann lass uns dort weiterreden.« Liane griff nach ihrem Handy. »Ich ruf uns ein Taxi und zieh mich schnell um.«
»Einverstanden.« Jürgen schob seine Flasche weg. »Du hast noch gar nicht erzählt, wie es euch ergangen ist. War ja ein ganz schön heftiger Sturm. Aber ich nehme an, ihr seid nach Kreuzlingen in den Hafen und nicht noch losgezogen?«
»Wir sind losgezogen.«
Jürgen nickte wehmütig. »Mit Kindern an Bord macht man so was nicht mehr.«
»Ist auch besser so.«
Die Wirtin begrüßte Liane überschwänglich. Ist ja unglaublich, stellten sie gemeinsam fest, wie schnell die Zeit vergangen ist. Die Wirtin freute sich aufrichtig, und auch ihr Mann kam schnell aus der Küche, um Liane die Hand zu drücken. Jürgen nahmen sie hin, stellten keine Fragen, sondern gaben ihnen Lianes ehemaligen Lieblingsplatz, ein gemütliches rotes Sofa, wie überhaupt die ganze Einrichtung in liebevollem Wohnzimmerstil mit vielen Gemälden und individuellen Sitzgelegenheiten gehalten war. Nur zwei andere Tische waren besetzt, stellte Liane mit leisem Bedauern fest, früher hatte man hier ohne Reservierung keine Chance gehabt.
»Interessant«, sagte Jürgen, als sie sich gesetzt hatten, »ist nun nicht unbedingt mein Stil, ich bin eher für modern, schlicht, aber ich lass mich gern überraschen!«
»Sehr schön.« Liane lächelte ihm zu und hob das Glas Prosecco, das die Wirtin mit einem »Willkommensgruß, geht aufs Haus« vor sie beide hingestellt hatte.
»Der Wirt kocht ganz besonders gut, du wirst sehen.« Sie stießen miteinander an, und Jürgen schaute ihr mit einem wissenden Blick in die Augen. »Schon klar, du wolltest zwar mit mir essen gehen, aber nicht mit mir gesehen werden. Hast du einen eifersüchtigen Mann?«
Liane musste lachen. »Nee, habe ich nicht. Er ist nicht eifersüchtig, war es all die Jahre nie. Wir sind nicht verheiratet, aber schon ewig zusammen, und du hast natürlich recht, es ist ein perfektes Versteck für Leute, die nicht miteinander …«
In diesem Moment ging die Tür auf, und Jürgen, der in diese Richtung schaute, erstarrte. »Das ist jetzt aber nicht wahr«, sagte er mehr zu sich selbst.
»Was?« Liane drehte sich um.
Niklas stand in der Tür und ließ eben Cindy an sich vorbeitreten, die das große Ausgehoutfit anhatte, die blonden Haare in weiche Wellen gedreht und offensichtlich strahlender Laune war, bis sie Jürgen entdeckte. Sofort veränderte sich ihr Gesichtsausdruck – und sie stürmte mit großer Geste heran.
»Das ist ja der Hammer«, zischte sie und bedachte zuerst Jürgen, dann Liane mit einem bösen
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