Ich liebe dich, aber nicht heute: Roman (Piper Taschenbuch) (German Edition)
davon konnte sie ja nichts wissen.
»Es war sehr schön, danke für die liebe Einladung«, schrieb sie ihr zurück.
»Das freut mich«, antwortete Biggi sofort, und Liane wusste, dass es die Wahrheit war. Biggi war die ehrlichste Person, die sie kannte.
Aber jetzt war es Zeit zum Aufstehen. Sie hatte das Wasser in der Dusche schon angedreht und wollte gerade in die Glaskabine steigen, als das Telefon klingelte. Das passte ihr nun gar nicht. Ihr Morgenritual war zeitlich genau abgestimmt, und jede Störung brachte es durcheinander. Sie warf trotzdem einen Blick aufs Display. Es war die Nummer von Frau Söllner, der rechten Hand vom Chef. Um diese Zeit? Da brannte der Busch.
»Guten Morgen, Frau Beck, bin ich froh, dass Sie direkt drangehen, Frau Beck, es geht um Leben und Tod, oder, besser gesagt, um meinen Kopf!«
Liane drehte das Wasser wieder ab. »Mal langsam, immer mit der Ruhe. Was ist denn passiert?« Sie spürte Unruhe in sich aufsteigen.
»Ich habe doppelt belegt. Zwei wichtige Termine kollidieren miteinander, Herr Weißhaupt bringt mich um!« Sie war offenbar den Tränen nahe.
»So schnell wird man nicht umgebracht! Welche Termine sind es denn?«
»Die Verhandlung mit unseren neuen Kunden in Hamburg und die Golf-Trophy mit unseren wichtigsten Kunden in England.«
»Das hört sich nicht gut an.«
Jetzt weinte sie wirklich. »Er weiß es noch nicht. Ich bin heute früh aus dem Schlaf hochgeschreckt und sofort in die Firma gefahren, um mich zu vergewissern, und tatsächlich, ich hatte nur Hamburg eingetragen. Der Flug geht um elf Uhr. Manchester geht um 12.45 Uhr. Beides ab Zürich. Wie soll er das machen?«
»Gar nicht.«
»Er bringt mich um.«
»Er wird Sie entlassen, aber nicht umbringen.« Liane sagte das scherzhaft, aber es hatte die falsche Wirkung. Jetzt hörte sie nur noch Schluchzen und dazwischen: »Am besten gehe ich gleich freiwillig.«
»Halt, halt«, sagte Liane, und als das nichts nützte, rief sie ins Telefon: »Frau Söllner!« Es wurde ruhig. »Hören Sie mich?«
»Ja«, kam es zaghaft.
»Sie haben mich angerufen. Also erwarten Sie von mir doch eine Lösung, oder nicht?«
»Ich weiß auch nicht. Ich habe nur Angst, ich weiß nicht, wie ich es ihm sagen soll. Gleich steht er hier!«
»Ich rufe ihn an. Ich werde ihm anbieten, einen der beiden Termine zu übernehmen.«
»Können Sie überhaupt golfen?«
»Muss man da golfen?«
»Es ist eine Golf-Trophy!«
»Na ja, ein bisschen was kann ich auch.«
»Auf dem Championship-Court Royal Birkdale.«
Irgendwo hatte Liane das schon mal gehört. »Termin ist Termin«, sagte sie und sah sich im Spiegel dabei zu, wie sie nackt bekräftigend nickte. Was für ein Bild, dachte sie. Und was für eine Situation.
Sie blieb so stehen, wie sie stand, und wählte die Handynummer ihres Chefs.
»Frau Beck? Was verschafft mir die Ehre?«
»Guten Morgen, Herr Weißhaupt!«
»Das wünsche ich Ihnen auch!«
»Wir werden uns diesen guten Morgen teilen müssen …« Hoffentlich war er gut aufgelegt, dachte Liane.
»Wie meinen Sie das? Ich bin gleich im Büro, können wir das dort besprechen?«
»Ich befürchte, dass Sie dort Frau Söllner unterm Tisch antreffen werden, wenn wir das nicht vorher klären.«
»Frau Söllner unterm Tisch?« Er musste lachen, dann räusperte er sich. »Muss also was Ernstes sein.«
»Ja, Sie fliegen um elf Uhr zu unseren wichtigen Neukunden nach Hamburg.«
»Das weiß ich.«
»Und Sie fliegen um 12 : 45 Uhr nach Manchester.«
»So ein …«. Er unterbrach sich selbst. »Manchester? Golf-Trophy? Heute?«
»Heute.«
Es war kurz still am anderen Ende.
»Kann ich von Hamburg nach Manchester? Nein«, beantwortete er sich selbst die Frage, »beide Programme gehen über zwei Tage. England sogar drei!« Es war wieder still. »Oh, diese Frau Söllner … ich zerrupf sie …«
»Das wollte ich ja gerade verhindern. Aus lauter Angst hat sie nämlich mich angerufen.«
»Ausgerechnet Sie!« Weißhaupt hörte sich an, als müsse er gleich wieder lachen. »Liane Beck, die Philanthropin … gibt es für den Philanthropen überhaupt eine weibliche Form?«
»Sehr witzig, Herr Weißhaupt! Sie haben ein Problem. Ich möchte Ihnen helfen. Aber ich kann es auch bleiben lassen!«
»Ah, da bleckt sie die Zähne, die Frau Beck.« Er beruhigte sich wieder. »Also, bevor ich Frau Söllner erschlage, bringen Sie etwas zu ihrer Verteidigung vor, ich bin nämlich gleich da.«
»Ganz einfach. Ich nehme Ihnen einen Termin
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