Ich liebe dich, aber nicht heute: Roman (Piper Taschenbuch) (German Edition)
ab.«
»Aha. Und welchen?«
»Auf die Verhandlungen mit den Neukunden bin ich nicht vorbereitet.«
»Sie wollen also golfen gehen.«
»Ich will gar nichts. Ich kann auch meine eigenen Geschichten vorbereiten, schließlich habe ich auch einen Job.«
Er lachte wieder. Aber diesmal hörte es sich etwas gequält an. »Sie machen mir Spaß!«
Eine Stunde später hatte Liane ihren Koffer gepackt und wartete auf den Fahrer. Er sollte sie ins Büro fahren, damit sie sich wenigstens noch vorbereiten konnte. Zwölf Männer waren es, das wusste sie schon, aus ganz Deutschland, und zwei aus der Schweiz. Jetzt musste sie sich nur noch die Agenda ansehen und gemeinsam mit Frau Söllner ausdrucken, was sie an persönlichen und geschäftlichen Informationen mitnehmen wollte.
»Das werde ich Ihnen nie vergessen«, beteuerte Elna Söllner ein ums andere Mal.
»Ich Ihnen wahrscheinlich auch nicht, wenn ich erst mal auf dem königlichen Platz stehe und mein Ball beim Abschlag direkt im nächsten Busch landet.«
»Nehmen Sie eigentlich Ihr Golfgepäck mit?«
»Warum?«
»Weil man das bei der Lufthansa anmelden muss.«
»Anmelden?«
»Und extra bezahlen.«
»Und dafür wird es einem dann geschleppt?«
Frau Söllner brachte ein Lächeln zustande. »Nein«, sagte sie.
»Dann leih ich mir vor Ort eins. Wird an einem Golfplatz ja wohl möglich sein …«
»Wie kann ich das nur wiedergutmachen?«
Liane sah ihr in die Augen. Elna Söllner war seit gut zehn Jahren in der Firma, eine perfekte Sekretärin, die alles im Griff hatte, stets gut aussah und zu jedermann freundlich und aufmerksam war. Wie musste sie dieser Fehler schmerzen.
»Für mich ist es nicht schlimm, da müssen Sie nichts gutmachen. Wir haben Glück, in dieser Woche stand nur Büro an, und einiges kann ich auch von England aus erledigen. Aber was hat Herr Weißhaupt denn gesagt?«
»Dass ich zur Strafe Golf lernen muss. Golf macht demütig, hat er gesagt.«
Liane mochte den Züricher Flughafen gern. Wenn man nicht gerade Fernreisen machte und deshalb mit dem Subway-Zug fahren musste, war er klein, überschaubar und irgendwie heimelig. Mit ihrer Senator-Karte hätte sie sich in die Businesslounge setzen können, aber auch vor ihren geschäftlichen Asienflügen streifte sie lieber umher, schnupperte an Parfüms, sah sich eine neue Kollektion Taschen oder Schuhe an und trank schließlich vor ihrem Abflug noch einen cremigen Cappuccino.
Heute durchquerte sie die Parfümabteilung eilig und hielt sich auch sonst nirgends auf. Lieber wollte sie an der kleinen Cafébar an Gate D 39 noch ein Croissant essen und einen Espresso trinken. Auf den ersten Blick waren alle Sitze an der Bar besetzt, aber ein Mann nahm freundlicherweise seine Aktentasche von einem Barhocker und stellte sie neben sich auf den Boden, um für Liane Platz zu machen. Sie dankte und erntete ein nettes Lächeln. Sportlicher Typ, dachte sie, vielleicht fliegt er ja auch nach Manchester, dann hätten sie ein gemeinsames Ziel. Als ihr Espresso serviert wurde, fragte er die Bedienung nach einer Möglichkeit zu rauchen. Er sprach Englisch, und das Mädchen wies zur gläsernen Außentür. Er nickte, kramte seine Zigarettenschachtel hervor und hielt sie Liane hin.
»No, thanks«, wehrte sie ab, und er zwinkerte ihr zu.
»You prefer cigars?«
Zigarren? Nein, auf diese Idee war sie noch nicht gekommen.
»Chocolate!«, erwiderte sie, und er lachte.
»It’s healthier anyway«, sagte er und wollte wissen, wo sie hinflog.
»Nach Manchester«, meinte Liane und fand, dass dies eigentlich klar war, denn schließlich saß sie genau neben dem Gate.
Dort sei er geboren worden, erklärte er. Er könnte ihr jetzt wunderbar die Stadt zeigen, aber leider müsse er nach Rom.
Auch nicht schlecht, fand Liane und betrachtete ihn noch einmal genauer. Dichtes braunes Haar, drahtige Figur, gewinnendes Lächeln. Von Minute zu Minute gefiel er ihr besser. Wehe, sie wird losgelassen, sagte sie sich. Liane, Liane. Zudem fand sie, dass Rom eigentlich besser war als ein Golfspiel, das sie sowieso nicht beherrschte.
Er schwang sich vom Barhocker und ging vor die Tür. Dort lehnte er sich an einen Betonpfeiler, zündete sich eine Zigarette an und sah zu Liane herein. Und sie konnte nicht anders, als seinen Blick zu erwidern.
Liane, Liane, sagte sie sich wieder und biss in ihr Croissant. Was war jetzt das?
Ihr Handy piepte, eine SMS . Liane riss sich von seinem Blick los und las die Mitteilung, immerhin könnte sie ja von
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