Ich liebe dich, aber nicht heute: Roman (Piper Taschenbuch) (German Edition)
Segler.«
»Und als … Kandidaten?«
»Alle vier?«
»Einer.«
»Ich weiß nicht.«
»Hm.« Marius verzog kurz den Mund. »Nimm bloß nicht irgend so einen Heini. Ein bisschen Format sollte er schon haben, sonst kränkt mich das!«
»Und du? Ibiza-Mädchen, die auf Abenteuer aus sind?«
»Nur zum Abreagieren. Ferienstimmung. Wenn was Ordentliches dabei ist, sag ich es dir!«
»Ich will auch die Ferienstimmung hören!«
Marius fuhr sich mit den Fingern durchs dichte Haar. »Wir haben uns heute Abend mit vier jungen Frauen in einem Restaurant verabredet.«
»Ah ja?«
»Jan kennt die eine. Er meint, da geht was.«
Es klingelte. Liane war sich nicht sicher, ob es aus dem Laptop kam.
»Bei dir klingelt’s.« Das war Marius.
»Ja.«
»Erwartest du noch jemanden?«
»Eigentlich nicht.«
»Ein bisschen Unwetterstimmung?«
»Nicht, dass ich wüsste.«
Es klingelte wieder.
»Da hat es aber jemand wichtig. Scheint ein dringender Besuch zu sein.«
»Vielleicht will er sich abreagieren.« Das war ihr so herausgerutscht.
Marius zog die Augenbrauen zusammen. »Mach keinen Unsinn!«
»Danke. Ich öffne jetzt die Tür, wir sprechen uns morgen!«
»Pass auf dich auf!«
»Viel Spaß mit euren Strandgrazien.«
Marius formte einen Kussmund, Liane gab ihn zurück und schaltete den Laptop aus.
Konnte das Biggi sein? Nein, sie würde erst anrufen. Sonst eine Freundin? Liane überlegte, während sie zum Türdrücker ging. Die Gegensprechanlage war defekt, seit Tagen ermahnte sie sich, dass sie nun endlich den Handwerker anrufen musste, aber sie vergaß es jedes Mal wieder. Sie drückte den Türöffner und machte die Tür zum Treppenhaus auf. Es war ein typisches Altstadttreppenhaus: die Treppen aus schönem, edlem Holz ebenso wie der Handlauf des geschmiedeten Geländers. Von unten hörte sie Schritte. Sie hätte jetzt über das Geländer hinunterspähen können, aber das erschien ihr doch zu neugierig. Die Schritte waren leichtfüßig und schnell, hörten sich aber doch eher nach einem Mann als nach einer Frau an. Das Holz knarzte, Liane kannte die Stelle. Sie kannte hier jede Treppenstufe, die knarzte. Als ihr Gast um den Treppenabsatz herumkam, war sie dann aber doch erstaunt. Mit Jürgen hatte sie nicht gerechnet.
»Störe ich?« Er hielt kurz inne und schaute sie vom Treppenabsatz an.
»Nein, gar nicht. Komm hoch.«
Oben trat sie zur Seite, um ihn hereinzulassen. Irgendwie komisch. Sollten sie sich die Hand schütteln oder freundschaftlich auf die Wangen küssen?
Er machte weder zu dem einen noch zu dem anderen Anstalten, sondern trat einfach an ihr vorbei in die Wohnung und drehte sich nach ihr um. »Sehr überrascht siehst du nicht aus«, befand er.
»Bin ich aber«, entgegnete Liane und schloss die Tür hinter sich. »Vor allem frage ich mich, woher du meine Adresse kennst?«
»Ich habe Biggi gefragt.« Er stand einfach da, und Liane fühlte sich etwas beklommen. Was konnte Jürgen wollen?
»Setz dich doch!« Sie zeigte zum Esstisch, auf dem noch der Laptop stand und von dem man einen weiten Blick auf die Altstadt hatte.
»Schön hast du es hier.« Jürgen sah sich kurz um und setzte sich an den Tisch.
»Was magst du trinken?«
»Hast du vielleicht ein kaltes Bier für mich?«
Sie brachte ihm eins und nahm sich ein Glas Leitungswasser. Auf Alkohol hatte sie heute keine Lust mehr.
»Es muss dir komisch vorkommen«, begann er und drehte die Flasche in den Händen.
Stimmt, dachte Liane. »Bis jetzt noch nicht«, sagte sie.
Er schaute von seiner Flasche auf und lächelte. »Gut«, sagte er. »Dann eben gleich …«
Seine Lippen fielen ihr wieder auf. Selten hatte sie einen so schönen Mund bei einem Mann gesehen. Nicht fleischig, nur einfach schön geschwungen. Weich, sensibel.
Liane saß ihm gegenüber und nippte an ihrem Glas, während sie ihm in die Augen sah.
»Ich brauche eine Frau zum Reden. Da bist du mir eingefallen. Du kennst uns nicht, du kennst uns nur als Außenstehende, warst heute zum ersten Mal dabei. Du hast noch den Blick von außen.« Er wiederholte sich, dachte Liane. Er war unsicher.
»Ja«, sagte sie. »Und worauf soll ich meinen Blick richten?«
»Auf mich und meine Frau.«
Die einzigartige und wunderbare Liebste, dachte Liane. Die Frau, die heimlich mit Niklas Liebesbotschaften austauschte, den halben Nachmittag lang und über den Kopf ihres Mannes hinweg.
»Und was soll mein Blick sehen?«
»Was los ist mit meiner Frau.«
»Was mit deiner Frau los ist?« Du
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