Ich liebe dich, aber nicht heute: Roman (Piper Taschenbuch) (German Edition)
Namen verraten …«
Liane musste lachen. Rumpelstilzchen wäre jetzt vielleicht angebracht? »Gerda? Lisa? Liane?«, schrieb sie zurück. »Und du?«
»Harry? William? Riley?«
»Riley!«
»Liane!«
Ein nettes Spiel, dachte Liane. Ließe sich vielleicht ausbauen.
»Was ist drin in der Aktentasche?«
»Diamanten. Für die Nacht in Rom.«
Schöne Vorstellung! Liane zögerte. Das Bild gefiel ihr: diamantengeschmückt in Rom. Oder der Himmel voller Diamanten? Hing er nicht eher voller Geigen?
»I’ll think about!«, schrieb sie.
»Don’t wait too long.«
Als sie zu den anderen zurückkam, war ihre Suppe schon fast kalt, dafür die Stimmung perfekt. Sie schienen alle ihren Spaß zu haben, ganz ohne ihr Zutun. Da hatte sich Alfred Weißhaupt ja eine nette Kundenbetreuung ausgesucht, dachte sie, als sie eine Stunde später in den Bus stieg. Robert Stonestone erklärte, dass nun noch drei Stunden Zeit bis zum Dinner blieben und das Hotel einen erstklassigen Wellnessbereich habe, für alle, die sich noch nicht in der Bar versammeln wollten. Alle lachten, und Louis setzte sich neben sie.
»Bar oder Wellness?«, fragte er.
»Gibt es da eine Tradition?«
Er drehte sich nach den anderen um. »Jungs, wie ist unsere Tradition?«, rief er.
»Guinness!«, kam es vielstimmig zurück.
»Also.« Er nickte. »Zuerst ein Guinness und dann Richtung Sauna.«
»Sauna?«
»Schwimmen, Dampfbad, Kneten. Alles da. Jedenfalls laut Robert.«
Liane nickte. Kneten wäre nicht schlecht. Gemeinsame Saunagänge mit ihren Kunden erschienen ihr dagegen weniger verlockend. Und auf ein Guinness konnte sie ebenfalls verzichten, sie musste ja nicht überall dabei sein.
In ihrem Zimmer schlüpfte sie in ihren schlichten schwarzen Badeanzug, den nur eine silberne Gliederkette um die Taille schmückte, und hüllte sich in einen überweiten braunen Bademantel. Auf dem Schreibtisch fand sie den Wellnessprospekt und studierte die verschiedenen Massagearten, Gesichtsbehandlungen und Schönheitsbäder. Aber als sie schließlich im Wellnessbereich erschien, gab es keine Termine mehr.
»Keinen einzigen?«
»Keinen einzigen, bedauere, Madam«, war die Auskunft. »Morgen wieder.«
Morgen war zu spät. Morgen war sie vielleicht schon in Rom.
Der Blick vom oberen Flur durch eine Glaswand auf das darunterliegende Schwimmbad war einladend. Es war groß, schön ausgestattet und vor allem erstaunlich leer.
Sie drehte einige Runden und sah, dass einige Männer aus ihrer Gruppe ins Bad kamen. Einige stiegen ins Wasser, andere verschwanden in Richtung Sauna oder Whirlpool, einer ging sogar noch in den Fitnessraum. Als ob zehn Kilometer nicht genug wären, dachte Liane und beschloss, doch noch ins Dampfbad zu gehen, bevor sie sich einen frischen Orangenjus als Vitaminstoß an der Poolbar bestellen würde.
Ein in Badehose und T -Shirt gekleideter Mann verließ das Dampfbad, als sie gerade die Hüllen fallen lassen wollte, also behielt auch sie ihren Badeanzug an. Heißer Dampf schlug ihr entgegen, und sie sah nichts, dann spritzte sie mit dem Wasserschlauch einen der gekachelten Sitzplätze ab und setzte sich entspannt hin. Sie war allein. Um sie herum nur Dampf, Nebel und das Zischen der Dampfventile.
Liane spürte, wie ihre Glieder schwerer und schwerer wurden. Schließlich schloss sie die Augen.
»Wollten Sie mit dieser Kette jemanden fesseln?«
Sie erschrak zu Tode. Eine Männerstimme aus dem Nichts. Sie schaute nach links, sah aber noch immer nur Dampf. Der Raum musste um einiges größer sein, als sie angenommen hatte.
»Ja, warum?«, gab sie zurück und richtete sich auf.
»Schöne Vorstellung«, kam es zurück.
Liane überlegte. War das eine Stimme aus ihrer Gruppe? Hochdeutsch, tief, angenehm. Sie konnte sie nicht zuordnen, sie kannte die Männer noch zu wenig.
»Finden Sie nicht?« Der Fremde hakte nach.
Liane sagte nichts.
»Ich schon. Eine Unbekannte fesselt einen Unsichtbaren. Zwei Menschen, die sich nicht kennen und niemals wiedersehen werden.«
Jetzt spürte Liane ein leichtes Kribbeln. War es die Hitze? »Und dann?«, fragte sie leise.
»Dann ist er in ihrer Hand.«
Was, wenn er gar nicht allein dort saß? Wenn er sich mit ein paar Kumpels einen Spaß erlaubte? Wenn es doch Männer aus ihrer Gruppe waren?
»Sie und ich«, setzte er nach. »Wir beide ganz allein.«
Spürte er ihre Bedenken?
»Sind wir wirklich allein?«, fragte sie.
»Völlig allein.«
Klang seine Stimme erotisch, oder kam es ihr nur so vor?
»Stehen
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