Ich liebe dich, aber nicht heute: Roman (Piper Taschenbuch) (German Edition)
demonstrativ vor sich her.
»Ich habe nicht gelauscht«, sagte er.
»Und wenn, dann hätte es nichts genützt.« Liane schmunzelte.
»Alles wieder gut?«, wollte er wissen, während er zum Tisch ging und die Rotweinflasche entkorkte. »Kommt er?«, fragte er, »hierher, ins Hotel?«
Liane klopfte rechts neben sich. »Ja, genau, zwischen uns ins Bett.«
»Ich weiß jetzt übrigens, wie sie auf unsere Spur gekommen sind«, sagte er, schenkte Liane ein Glas Rotwein ein und setzte sich mit seinem Whiskeyglas neben sie.
Liane spürte, wie ihr Rückgrat steif wurde. »Ach, und wie?«
Ihre Schultern berührten sich, Liane spürte seinen Atem.
»Es lag am iPad«, erklärte Riley leise. »Unten, als ich auf das Weinglas gewartet habe, war es mir plötzlich klar. Das iPad sendet seinen Standort. Es ist wie bei meinem iPad. Wenn ich es verlegt habe, nehme ich mein iPhone und gebe den Befehl iPad suchen ein. Und mein Handy kann mir dann ziemlich exakt sagen, wo mein iPad liegt. Umgekehrt funktioniert das auch.«
So genau hatte sich Liane noch nie damit beschäftigt. »Du willst sagen, das iPad hat ihnen den Weg gewiesen?«
Riley nickte. »Richtig. Solange es Akku und Netz hat, sendet es. Und jeder, der die Möglichkeit hat, kann herausfinden, wo es ist.«
Liane schauderte. »Gib mir einen Schluck von deinem Whiskey«, sagte sie und hielt Riley ihr Weinglas hin. »Jetzt brauch ich etwas Hartes, denn jetzt bin ich kurz vorm Kollaps!«
»Wieso das?«
»Ich war mit diesem Ding in England! Sie hätten das Hotel genauso stürmen können! Sie hätten mich nachts umbringen können!« Mit Grauen dachte sie an das Dampfbad. Und an ihre nächtliche Begegnung. Es hätte auch jemand ganz anderes sein können. Oder es hätte anders ausgehen können. Hastig nahm sie einen Schluck und musste sofort husten. »O Gott!« Riley klopfte ihr auf den Rücken. »Riley, sag, warum sind die nicht nach England gekommen, sondern erst hierher, nach Italien?«
»Und warum musstest du bei den Sicherheitsschleusen in den Flughäfen das iPad nicht auspacken?«
Liane zuckte mit den Schultern. »Keine Ahnung. In Zürich war es ja schon durch und in Manchester … wahrscheinlich reiner Zufall. Ich hätte die Aktentasche ja auch nicht öffnen können.«
Sie trank noch einen Schluck. Sie fand Whiskey widerlich. Dem herben Geschmack nach erdigen Kartoffeln oder altem Holz konnte sie einfach nichts abgewinnen. Aber jetzt tat er ihr gut. Er verbrannte ihren Schlund und zeigte ihr, dass sie noch lebte.
»Wo lag denn die Tasche in deinem englischen Hotel?«
»In meinem Zimmer. Ganz normal.«
»Und hatte dein Handy in deinem Zimmer Empfang?«
Liane überlegte. Nein, darüber hatte sie sich noch geärgert. Nur ganz in der einen Ecke am Fenster hatte sie einen minimalen Empfang gehabt.
Riley nickte. »Du kannst das iPad nicht aufspüren, wenn es kein Netz hat. Das ist der Schlüssel!« Er küsste sie auf die Stirn. »Du hast Glück gehabt!«
»Au shit!« Liane trank das Glas aus und hielt es ihm zum Nachfüllen hin. »Glück! Nur weil es kein Netz hatte! Sonst wäre ich vielleicht schon tot! Und nur, weil ich dir diese verdammte Aktentasche hinterhergetragen habe, in der Absicht, ein gutes Werk zu tun!«
»Du tust doch ein gutes Werk!« Er schenkte ihr nach. »Schau, Darling, ich habe eine geniale Möglichkeit, um Alexej Komarow seine Freude an der Arbeit zu verderben. Das ist das beste Werk überhaupt!«
»Verdirb ihm die Freude aber bitte allein, und lass mich aus dem Spiel. Ich habe die Nerven nicht für einen Alexej Komarow!« Sie nahm noch einen Schluck. Entschieden deutete sie auf sein Smartphone. »Hast du ihn schon mal gegoogelt?«
Riley nahm es und ging ins Internet. »Wow! Der Kerl füllt ja ganze Bücher!«
Ein Foto in der Bildergalerie zeigte Komarow groß neben Wladimir Putin. Breites, markantes Gesicht, tiefer Haaransatz und ein betont männlicher Blick.
»Kein Wunder, dass der alles daransetzen wird, um die Fotos zu vernichten. Was für ein Macho!«
Riley betrachtete ihn genau und las einige Texte und Zeitungsartikel über ihn. Liane hatte schon das Gefühl, dass er sie völlig vergessen hatte, da griff er nach ihrer Hand. »Komarow hat natürlich auch das Schicksal von Michail Chodorkowski vor Augen. Und immerhin war der als Ölmagnat mal der reichste Mann Russlands. Und jetzt sitzt er irgendwo in Sibirien im Knast.«
»Du weißt schon, dass wir mit unserem Leben spielen?«
Riley schüttelte den Kopf. »Tun wir nicht. Sobald du
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