Ich liebe dich, aber nicht heute: Roman (Piper Taschenbuch) (German Edition)
und wenn sie daran dachte, spürte sie die Erregung am ganzen Körper. Er wäre die gelungene Ergänzung für ein langweiliges Liebesleben, dachte sie. Vielleicht brauchte es gar nicht mehr als manchmal nur einen kleinen Kick? Vielleicht war der Anspruch, sich verlieben zu wollen, total idiotisch? Sogar gefährlich?
Sie nahm ihr Handy und schrieb Marius spontan eine SMS : »Hi, mein Göttergatte, ich erlebe die seltsamsten Dinge, bin aber nicht verliebt. Und eigentlich habe ich Sehnsucht nach dir. Mein Herz hängt an dir, das ändern auch meine abwegigen Ideen nicht … Kuss!«
Sollte sie noch dazuschreiben: »Lass uns alles wieder auf Anfang drehen?« Nein, dazu war es noch zu früh. Und vielleicht wollte er das ja auch gar nicht mehr? Musste man nicht zumindest eine gewisse Zeit durchstehen, bevor man ein Experiment für gescheitert erklärte? Und wer wusste schon, ob es von seiner Seite aus gescheitert war?
Die Antwort kam sofort. »Es macht mich, gelinde gesagt, misstrauisch, dass du keine Zeit zum Skypen hast. Das offene Gespräch über unsere neuen Erfahrungen war ausgemacht. Was ist los bei dir?«
Konnte sie ihm die Wahrheit sagen? Konnte sie ihn so dermaßen beunruhigen? Was hätte sie damit gewonnen? Nichts. Und er würde sich Sorgen machen.
»Hat mit einem Typen zu tun, den ich am Flughafen kennengelernt habe, mit einer übersehenen Aktentasche und den Folgen. Und die sind: Ich bin in Rom.«
Die Reaktion ließ keine Sekunde auf sich warten. »Schick mir mal ein Foto von dem Kerl, damit ich mir ein Bild machen kann.«
»Ich werde ihn drum bitten.«
»Das wird ihm bestimmt gefallen …«
»Hast du deine Girlies etwa angeschwindelt?«
»Selbstverständlich. Die sind ja nichts für die Ewigkeit.«
Schon interessant, wie Männer so anders ticken, dachte Liane. »Leb du jetzt deinen Ibiza-Traum aus, morgen fliege ich heim. Ich erzähle es dir zu Hause.«
»Und warum kannst du nicht mit mir skypen?«
Ja, warum eigentlich nicht? »Weil ich nicht allein bin.«
»Wer ist wichtiger? Er oder ich?«
Oje, oje, die Gretchenfrage.
An der Tür wurde kurz geklopft, bevor sie sich öffnete und Riley mit einer Flasche Whiskey, einer Flasche Rotwein und einem bauchigen Weinglas erschien. »Alles machbar hier«, sagte er und kickte mit dem Fuß die Tür hinter sich zu. »Sehr nettes Personal. Die waren echt hilfsbereit!« Er stellte alles auf dem Nierentisch ab und zog ihn ans Bett. »So, jetzt wird es gemütlich. Vielleicht finden wir ja auch noch einen alten Liebesfilm in Schwarz-Weiß? Den kann man auch verstehen, wenn man nichts versteht.«
»Riley, ich sollte mit meinem Mann skypen, er ist ziemlich beunruhigt.«
»Kann ich verstehen, mit einem fremden Mann in Rom. Wenn du meine Frau wärst, wäre ich auch ziemlich beunruhigt.« Er sprach die letzten beiden Wörter so betont aus, dass Liane ihn schräg anlächelte.
»Ich ruf ihn schnell an.«
»Gut, inzwischen gehe ich nach einem zweiten Rotweinglas fahnden.« Er erhob sich wieder.
»Er möchte ein Foto von uns beiden …«
»Ist er Masochist? Wer will denn von seiner Frau ein Foto mit einem anderen Kerl sehen?« Riley ging zur Tür. »Ich schau jetzt nach dem Glas.«
Liane rief Marius an, erzählte von der Aktentasche, ließ deren Inhalt aber aus.
»Du hast ihm also die Aktentasche nachgetragen.«
»Ja, mir war danach.«
»Ist er wenigstens gut?«
»So weit sind wir noch nicht …«
»Wenn du einem Kerl hinterherfliegst, wird er schon was haben.«
»Ja, klar, Marius. Aber ich weiß nicht, ob es reicht.«
»Reicht?«
»Na ja, körperlich.«
»Ihm wird’s schon reichen …«
»Genieß deine Tage, Schatz. Wir machen unsere Erfahrungen, jeder auf seine Weise.«
Es war kurz still. »Ja, du hast recht. Entschuldige. Es war wohl ein Anflug von Eifersucht. Schon vorbei.« Er schwieg kurz, bevor er hinzufügte: »Lass dich fallen, und erzähl mir, wie es war.«
»Mal schauen. Ich weiß noch nicht. Und dir? Geht es dir gut?«
»Sie verwöhnen mich. Wahrscheinlich denken sie, ich sei ein reicher Sugardaddy aus Germany, der mal Abwechslung von seinem Ehealltag braucht.«
»Womit sie ja recht haben.«
Er musste lachen. »Also gut. Schick mir trotzdem ein Foto von dem Kerl, du kennst meine Nixen ja auch!«
»Ich liebe dich!«
»Ich liebe dich auch!«
Riley klopfte wieder und öffnete die Tür einen Spaltbreit. »Darf ich wieder herein?«
Liane musste lachen. Irgendwie ging es ihr plötzlich viel besser. Riley trug ein weiteres Rotweinglas
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