Ich liebe dich, aber nicht heute: Roman (Piper Taschenbuch) (German Edition)
bekommen, können Sie ja genau diesen Satz sagen.«
Liane spürte, wie sich ihr Herzschlag beschleunigte. Die hatten ihre Adresse? Sie überlegte fieberhaft. Was hatte sie auf den Meldeschein geschrieben? Nur die Stadt oder auch die Straße? Aber die Stadt reichte schon, sie stand im öffentlichen Telefonbuch und war natürlich im Netz zu finden.
Riley blieb ganz cool. »Tja, das werde ich dann wohl tatsächlich sagen müssen.«
»Wie geht es dem Verletzten?«, fragte Liane besorgt.
»Gut. Ein leichter Streifschuss. Offensichtlich ging es nur um Einschüchterung, sonst wäre der Schuss aus der kurzen Entfernung nicht danebengegangen.« Die Polizistin sah auf die Uhr. »Haben Sie Ihre Rückflüge schon gebucht?«
»Ja, für heute«, erwiderte Liane. »Heute Abend.«
Riley warf ihr einen erstaunten Blick zu.
»Sie auch?« Delicis Polizistenblick ruhte auf ihm.
»Eigentlich hatte ich vor, länger zu bleiben, aber in diesem Fall …«, er zuckte die Achseln, »fliege ich auch lieber wieder zurück ins sichere London.«
Commissaria Delici ging nicht darauf ein. »Ich kann nicht beurteilen, inwieweit Sie gefährdet sind«, sagte sie mit nüchterner Stimme, »aber nach Lage der Dinge kennen die Männer, die das Zimmer durchsucht haben, Ihre Namen. Seien Sie also vorsichtig!«
Sie verabschiedete sich, und Liane ging mit Bauchkribbeln in den Frühstücksraum hinüber. Er war klein und passte im Mobiliar zu dem altväterlichen Stil des ganzen Hauses. Aber das Büfett war liebevoll gedeckt, und die Chefin des Hauses, eine in Strick gehüllte Dame um die sechzig, kam selbst an ihren Tisch, um nach ihren Wünschen zu fragen. Riley bestellte zwei Spiegeleier mit Speck, und Liane hatte Lust auf einen Obstsalat. Sie brauchte jetzt dringend etwas Frisches.
»Ananas, Melonen und Erdbeeren findest du am Büfett«, sagte Riley. »Das habe ich vorhin gesehen, als ich unseren Morgenkaffee bestellt habe.«
»Gut.« Liane stand auf und lächelte der Frau, die noch abwartend an ihrem Tisch stand, entschuldigend zu. »Dann schau ich jetzt erst mal, was mir guttun könnte.«
»Sex vielleicht?«, fragte Riley, aber es war so leise, dass nur Liane es hören konnte. Sex? Darauf hatte sie jetzt am allerwenigsten Lust. Törnte ihn die Geschichte an? Die Häscher, die irgendwo auf ihn warten könnten? Sie ängstigte die Vorstellung eher, dass die Männer ihre Namen, ihre Adressen und wahrscheinlich sogar entsprechende Fotos hatten.
Es hielt sie nicht in ihrem Zimmer. »Ganz sicher werde ich mich hier nicht für den Rest des Tages verstecken«, sagte Liane und riss die Balkontüre weit auf. »Außer Häuserwänden sieht man hier nichts. Man hat ja das Gefühl, in einem Gefängnis zu sitzen!«
»Völlig meine Meinung!« Riley nahm sie in den Arm und strich ihr eine Haarsträhne aus der Stirn. »Das mit deinem Mann musst du mir in dem Zusammenhang noch erklären. Ich bin frei und hatte für kurze Zeit die reizvolle Illusion, wir beide hätten uns gefunden.«
Liane nickte nur und spürte in sich hinein. Was empfand sie bei dieser Umarmung, die sich irgendwie vertraut anfühlte? Jedenfalls keine sexuellen Gelüste mehr, stellte sie fest. Gestern hatte sie ihn noch schwer sexy gefunden, jetzt war die Chemie zwischen ihnen eher geschwisterlich. Oh, dachte sie, Todesstoß. So was darf man einem Mann nicht sagen.
Als hätte er es gespürt, hielt er sie auf Armeslänge von sich weg und schaute ihr in die Augen. »Schade«, sagte er.
Liane konnte ihn nicht trösten. Schade konnte sie nicht sagen, Es fühlt sich gut an auch nicht, und Es ist der Beginn einer wunderbaren Freundschaft war total abgedroschen.
»Es ist gut so, wie es ist«, sagte sie schließlich.
»Hört sich an wie ein Liedtext«, sagte er.
»Sag ja zu nein.« Sie musste lachen. »So heißt der Song. Ja, du hast recht, das ist tatsächlich eine Textpassage.«
»Dann passt sie hier ja wenigstens!« Er küsste sie auf die Stirn. »Lass uns auf einen sonnigen Platz gehen und noch einen Morgenkaffee trinken, einen Genusscappuccino.«
»Da sage ich Ja. Ein klares Ja.«
Liane war froh, wieder in Konstanz zu sein. Die ganze Reise über hatte sie ein mulmiges Gefühl gehabt, sich beobachtet gefühlt und ständig mit einer Bedrohung gerechnet. Du lieber Himmel, ich krieg einen Verfolgungswahn, dachte sie, als sie im Züricher Flughafen mehrfach heimlich zu zwei Männern hinsah, die mit ihr am Gepäckband standen. Sahen sie nicht irgendwie gefährlich aus? Und dann beide auch noch
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