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Ich liebe dich, aber nicht heute: Roman (Piper Taschenbuch) (German Edition)

Ich liebe dich, aber nicht heute: Roman (Piper Taschenbuch) (German Edition)

Titel: Ich liebe dich, aber nicht heute: Roman (Piper Taschenbuch) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gaby Hauptmann
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bewegt.«
    Wahrscheinlich wollte sie »was sich dort in der Sonne aalt und im Geld suhlt« sagen, dachte Liane.
    »Was kostet so ein Designerhotel pro Nacht?«
    »Augenblick.« Die Frau sah auf. Liane schätzte sie auf Mitte dreißig, Kurzhaarschnitt und sehr akkurat geschminkt, das kostete morgens gut zwanzig Minuten, schätzte Liane. »Ihr Flug steht. Aber Sie sollten jetzt bald einchecken. Das Hotel kostet pro Nacht um die 250 Euro. Soll ich für Sie buchen?«
    »Nein, lieber doch das andere, Ihre Empfehlung.«
    »Wenn Sie mir Ihre Mailadresse hierlassen, schicke ich Ihnen die Buchungsbestätigung und Anfahrt auf Ihr Handy.«
    Der Flug war ruhig, neben ihr saßen zwei aufgeregte junge Mädchen, die sich gegenseitig vorschwärmten, was sie alles über Ibiza gelesen und gehört hatten. Liane schätzte sie auf achtzehn. Es sah sehr nach einem Abiturgeschenk aus, und sie lauschte eine Zeit lang, um auf andere Gedanken zu kommen, aber dann drehten sich die Themen im Kreis, und Liane schaltete ab. Ihre Motivation, dorthin zu fliegen, war sowieso eine ganz andere. Sie wollte nicht hin, sondern vor allem weg.
    Am Gepäckband rief sie ihre Mails ab. Gut, die Hotelbuchung hatte geklappt, jetzt brauchte sie nur noch einen kleinen Mietwagen, um unabhängig zu sein. Und anschließend sollte sie vielleicht Alfred Weißhaupt mal eine SMS schicken, um ihn darüber zu informieren, dass sie voraussichtlich am Montag nicht erscheinen könnte. Wahrscheinlich hatte sie am Dienstag dann keinen Job mehr, aber irgendwie war ihr vieles von dem, was ihr Leben vor Kurzem noch ausgemacht hatte, gleichgültig geworden.
    Die heiße Luft nahm ihr den Atem. Die Temperaturen waren sehr viel höher als in Zürich. Liane dachte sofort an die Ibiza-typischen weißen Kleider und war froh, als sie in ihrem kleinen Renault saß und die Klimaanlage einschalten konnte. Was machte sie hier überhaupt? Sollte sie nicht gleich wieder zurückfliegen? Sie hatte nur für zwei Tage gebucht, da war sie flexibel. Aber wenn sie schon da war – sollte sie dann auch gleich noch das Gespräch mit Marius suchen?
    Sie gab die Hoteladresse in das Navigationsgerät ein. Dreißig Minuten, rund zwanzig Kilometer, das war ja ein Katzensprung. Die Route führte vorbei an Ibiza-Stadt, vorbei an vielen Feldern und vereinzelten Häusern. Vom Meer hatte sie noch nichts gesehen, aber die Luft fühlte sich anders an als in Zürich, sie war weicher und roch würziger. Vor Liane flimmerte der Asphalt. Sie hatte die Klimaanlage wieder ausgeschaltet, die Fenster und das Faltschiebedach geöffnet und fühlte sich gut. Endlich kam das Gefühl, das sie so liebte: unbeschwerte Freiheit ohne quälende Gedanken. Alles war weit weg, ihren seelischen Ballast hatte sie in Konstanz gelassen. Jetzt wollte sie einfach nur hören, was ihr Inneres sagte. Wo ging ihre Zukunft hin, was wollte sie mit sich und überhaupt mit ihrem Leben anfangen? Mit ihrem Leben? Ihre eigenen Gedanken ließen sie aufhorchen. Steckte sie in einer Midlife-Crisis? Und wenn schon, dachte Liane. Wann sollte sie mit Veränderungen anfangen, wenn nicht jetzt? Sie fühlte sich stark genug dazu.
    Die Hotelanlage war wirklich hübsch. Eine parkähnliche Anlage mit zahlreichen gemütlichen Sitz -und Liegeecken, einem großen Swimmingpool, einladender Bar und einem schönen Terrassenrestaurant, dazu, und das gefiel Liane besonders, eine fast wilde Bepflanzung, überall wuchs und rankte es in leuchtenden Farben. Das war eine gute Empfehlung, dachte sie, als sie ihren kleinen Bungalow aufschloss. Hier war die Welt noch in Ordnung, hier summten noch die Bienen an der Haustür, und der Duft der üppigen Blumengirlanden vor dem Eingang hing betörend in der Luft.
    Ihr Koffer stand bereits neben dem Kleiderschrank, und auf einem kleinen Tisch mit zwei Bambusstühlen standen eine übervolle Obstschale und eine große Flasche Wasser. Gut, dachte sie und goss sich ein Glas Wasser ein, Punkt eins hätte ich jetzt also schon mal geschafft: Ich bin hier. Punkt zwei: Was mache ich jetzt? Bikini raus und an den Pool? Das erschien ihr zu langweilig für eine neu zu entdeckende Insel. Sie musste sich einen Strand empfehlen lassen, das sollte für den Anfang genügen! Der Strand von Aiguas Blanca sei der Strand der Einheimischen, ein offizieller FKK -Strand, man könne aber auch ruhig im Bikini gehen, erklärte ihr ein junger Mann an der Rezeption. Er war so jung, dass er sich eine nackte Frau über dreißig wahrscheinlich nicht vorstellen

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